Er betreut Stars wie KroosBeraterkönig Struth: Köln wird mir immer Heimat sein

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Volker Struth geht wieder auf Karnevalssitzungen. Vor einem Jahr war das ganz anders.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Seine Agentur vertritt Fußballhelden wie Toni Kroos (Real Madrid) und Marco Reus (BVB). Er erfand den Mottoschal und das Kölner Oktoberfest. Er hat es als extravaganter und ehrgeiziger Macher auf die berühmte Forbes-Weltliste erfolgreicher Manager geschafft.

Doch Volker Struth (52) musste sein Lachen erst wiederfinden. Vor einem Jahr ging er nach einem Blinddarmdurchbruch durch die Hölle. „Dank Prof. Tobias Beckurts vom Severinsklösterchen bin ich heute wieder gesund, fit und voller Tatendrang“, sagt er im EXPRESS-Interview. Und blickt zurück wie nach vorn! Hier mehr Info: Dieser Kölner gehört zu den Top 10-Managern weltweit!

Das Interview mit dem Tausendsassa.

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Herr Struth, was der 25. Dezember 2017 für ein Tag für Sie?

Einer, den ich nie in meinem Leben vergessen werde. Ein Scheiss-Tag, anders kann man es nicht ausdrücken. Ich war gerade auf den Malediven im Urlaub, als ich an besagtem Tag einen Blinddarmdurchbruch erlitt.

Ich musste mit einemSpeedboot, einem Flugzeug und einer Fähre, von einer winzigen Insel zur Hauptinsel, auf der das nächste Krankenhaus war, transportiert werden. Sechs Stunden hat dieser Höllen-Trip gedauert. Und dann bin ich in ein Krankenhaus gekommen, dessen Zustände man sich als Europäer nicht vorstellen kann. Wer das einmal erlebt hat, wird nie wieder über ein deutsches Krankenhaus meckern. Es war überfüllt, hunderte Menschen haben auf Hilfe gewartet.

Ich bin dann in dieser Nacht notoperiert worden und konnte eine Woche später nach Deutschland zurück, wo ich nochmals operiert wurde. Allerdings musste ich aufgrund eines multiresistenten Keimes, wo auch immer der her kam, noch weitere zwei Monate im Krankenhaus bleiben. Dank Prof. Tobias Beckurts vom Severinsklösterchen bin ich heute wieder gesund, fit und voller Tatendrang.

Sie erlebten Karneval quasi in der Klinik?

Ja, das war nicht lustig. Die jecke Zeit erlebte ich komplett im Krankenhaus. Umso schöner ist es, dieses Jahr mal wieder in den Karneval eintauchen zu können. Wir Kölner haben ja echt Glück. 

In vielen Teilen Deutschlands sind Januar und Februar nicht die schönsten Monate. Aber bei uns schon. Dem Karneval sei Dank!

Wie denken Sie heute über diese Zeit der Krankheit?

Man reflektiert in der Zeit sein Leben. Hinterfragt sich. Blickt teilweise mit einer größeren Gelassenheit auf gewisse Themen. Wissen Sie: Wenn man gesund ist, dann hat man immer ganz viele Wünsche. Wenn man aber richtig krank ist, dann hat man nur noch einen einzigen – wieder richtig fit zu werden. 

Ich bin etwas bewusster geworden. Genieße auch Kleinigkeiten. Aber zum Glück konnte ich in der Zeit auch feststellen, dass vieles von dem, was ich bis dahin gemacht habe, ganz gut war (lacht).

Sind Sie religiös?

Ich würde es eher als spirituell bezeichnen. Ich beschäftige mich seit Jahren sehr viel mit dem Buddhismus.

Ihr Bekanntheitsgrad ist in den letzten Jahren deutlich größer geworden. Selbst in der GQ hatten Sie zuletzt eine große Geschichte. Wie begegnen Ihnen die Leute im Karneval? Gibt es eher Zuspruch - oder Neid?

Man sagt doch so schön: ‚Kleine Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit.‘ Und da im Karneval ja auch schon mal gern getrunken wird, fällt es den Leuten einfacher auch was zu sagen. Die meisten begegnen mir dabei wirklich sehr positiv.Wobei ich leider trotzdem im Alltag viel zu oft feststellen muss, dass Neid bei uns in Deutschland ausgeprägter ist als im Ausland. Man wird zunächst schon oft aufs Geld allein reduziert. Was die Leute aber dafür leisten, wird oft nicht beachtet. Die Diskussion zwischen Arm und Reich, wie sie geführt wird, finde ich daher nicht ganz korrekt.

Wie meinen Sie das?

Warum ist denn einer reich? Das wird zu selten hinterfragt. Ich für mich kann nur sagen, dass ich heute der bin, der ich bin, weil ich immer viel gearbeitet habe. Nicht nur 40 und 50 Stunden.

Nicht nur montags bis freitags. Solche Aufstiegsgeschichten wie meine gibt es ja mehrfach in Deutschland. Aber ich habe das Gefühl, dass bei uns eher über Menschen gesprochen wird, die versagt haben. Scheitern scheint bei uns ein wichtiges Gesprächsthema zu sein, als über Erfolgsstorys zu berichten.

Wie sehen Sie Ihre Erfindungen, also die Motto-Schals und das Oktoberfest, heute? Was daraus geworden ist?

Es waren alles Ideen, die funktioniert haben. Alle Projekte gibt es heute noch. Und ehrlich gesagt bin ich da sehr stolz drauf. Auch wenn ich heute absolut nichts mehr damit zu tun habe.

Das Oktoberfest gibt es jetzt 14 Jahre. Einige in Köln haben versucht, es zu kopieren oder ein ähnliches Event auf die Beine zu stellen. Aber sind daran gescheitert. Die Ideen waren nicht nur ein Jahr gut, sondern sind immer noch ein Bestandteil Kölns.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Wir sind mit SportsTotal seit neun Jahren Marktführer in der Spielerberatung. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und möchte mit meinen Partnern Dirk Hebel und Sascha Breese die Agentur auf dem Level halten, auf dem sie ist. Nach oben zu kommen ist schwer, oben zu bleiben schwerer.

Struth über Freundschaft und den Sinn des Lebens

Haben Sie denn überhaupt noch ein Privatleben oder geht es Ihnen wie Ihren Top-Spielern, das man ständig unter Beobachtung steht?

Natürlich muss ich auch darauf achten, wie ich öffentlich auftrete. Das gehört dazu, wenn der Bekanntheitsgrad steigt. 

Zum Glück habe ich, behaupte ich mal, relativ feine Antennen. Und wenn es den ein oder anderen gibt, der nicht mein größter Fan ist, dann kann ich damit inzwischen auch leben.

Wie ist eigentlich häufiger Gesprächsthema, wenn Sie erkannt werden: Die Stadt Köln oder der Verein 1 FC Köln?

Das kommt immer darauf an, wo ich bin. Am häufigsten werde ich natürlich auf Toni Kroos und Real Madrid angesprochen, weil das eine einzigartige Geschichte ist, die wir mitbegleiten durften und dürfen. Wir betreuen 84 Spieler, bei nahezu jedem Bundesligisten. Insofern ist die Bandbreite an Gesprächsthemen groß.

Aber natürlich kommt da auch immer wieder Köln, der FC, und der Karneval zur Sprache. Ich verschweige dann auch nicht, dass ich einen Geißbock im Büro stehen habe.

Warum sind Sie in Köln geblieben?

Köln ist Heimat. Köln ist auch bei mir, das wird jeder, der hier lebt, verstehen, ein Lebensgefühl. Ich habe eine Wohnung mit Blick auf den Rhein. Wenn ich morgens aufwache und der Tag mit einem Blick darauf beginnt, ist alles in Ordnung. 

Daher ist Mallorca auch nur mein Zweitwohnsitz. Und deshalb freue ich mich auch, obwohl Reisen mein Hobby ist immer wieder nach Köln zurückzukehren.

Warum betreuen Sie nicht eigentlich auch andere Celebrities aus anderen Sparten?

Wie sagt man so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Fußball ist und wird immer mein Kerngeschäft und meine Leidenschaft bleiben.

Gibt es im Fußballgeschäft tatsächlich noch wahre Freundschaft ?

Ja, im Fußball gibt es wahre Freundschaften. Ohne die geht es auch nicht. In unserem Geschäft ist viel Vertrauen untereinander gefragt. Für mich ist das Leben wie ein Zug. In diesen Zug steigen Menschen ein und Menschen steigen aus. Und das schöne ist, wenn Menschen drinbleiben. Mit denen beschäftige ich mich. Mein bester Freund ist auch gleichzeitig mein ältester. Unsere gemeinsame Bahnfahrt dauert nun schon 47 Jahre.

Ist der auch aus dem Fußball?

Nein. Der macht was ganz anderes. Er ist Angestellter in einer E-Bike-Firma. Wissen Sie: Freunde sind wie Sterne. Du siehst sie nicht immer, aber sie sind immer da.

Was waren Ihre größten Fehler und erfolgreichsten Entscheidungen?

Wichtig ist, dass man selber weiß, welche Fehler man gemacht hat und vor allem, dass man sie nicht wiederholt. Fehler sind Erfahrungen. Man lernt aus den Dingen, die einen begleiten. Man macht sich auf den Weg zu sich selbst.

Man lernt die Kunst sich zu ändern und spürt die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben. Die Prioritäten-Liste ist heute eine ganz andere als vor ein paar Jahren.

Ich habe viel erlebt, meine beiden Kinder sind mittlerweile erwachsen, ich habe zwei Firmen groß gemacht. Ich habe mich oft selber vergessen. Das ist jetzt anders. Es geht darum bewusst damit umzugehen, dass man nur dieses eine Leben hat.