„Blicke mit Unverständnis nach Köln“Kölnerin (25) lebt mit Ausgangssperre in Paris

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Kölnerin Stella K. versteht die Kölner nicht, die sich noch draußen in Gruppen aufhalten.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Während in Köln noch viele das schöne Wetter genießen und sich nicht an die „Zuhause-bleiben-Devise“ halten, ist in Frankreich seit Dienstag 12 Uhr Ausgangssperre angesagt. Raus darf nur noch, wer einen triftigen Grund dazu hat.

Alle anderen Franzosen sind aufgefordert drin zu bleiben. So auch die Kölnerin Stella K. (25), die gerade in Paris festsitzt und bestürzt war über die Bilder aus ihrer Heimatstadt Köln, die sie vor wenigen Tagen noch erreichten.

Kölnerin (25): „Ich weiß nicht, ob es Ignoranz oder Unverständnis der Lage ist“

„Ich weiß nicht, ob es Ignoranz oder Unverständnis der Lage ist“, sagt die 25-Jährige  über die Fotos von ihren Kölner Freunden, die oft volle Parks und große Gruppen zeigen, die zusammen in der Sonne sitzen. „Vielleicht denken viele Kölner, dass China oder Italien weit weg ist und haben den Ernst der Lage auch nach der Ansprache von Angela Merkel immer noch nicht erkannt“, vermutet die Kölnerin.

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Auch in Frankreich wurde die Rede von Angela Merkel im Fernsehen übertragen. „Die Corona-Krise ist wohl für viele Kölner immer noch eine unbequeme Wahrheit“, glaubt Stella.

Kölnerin in Paris: „Es gibt nur noch 5 Gründe rauszugehen“

Seit Dienstag leidet die Studentin unter der Ausgangssperre in Frankreich und ist gezwungen, in einer Einzimmerwohnung in Paris mit ihrem Freund auszuharren. Das Internet ist überlastet, sie hat seit Tagen keinen guten Empfang mehr.

Stellas Freund arbeitet als Bauingenieur im Homeoffice und kann das Haus genauso wie Stella kaum noch verlassen. Wie viele andere Franzosen, ist Stella froh über die Ausgangssperre und wünscht sich diese Konsequenz auch für ihr Heimatland.

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Französische Regierung kontrolliert Ausgangssperre

In einem offiziellen Schreiben hat die französische Regierung ihre Bürger diese Woche informiert, wann sie ihr Zuhause noch verlassen dürfen. „Es gibt nur noch 5 Gründe herauszugehen“, erklärt Stella. Franzosen dürfen noch nach draußen zur Arbeit, wenn diese nicht von zuhause aus verrichtet werden kann und systemrelevant ist.

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Die Supermarktschlange im Pariser Stadtteil Créteil in dem Stella wohnt.

„Paare die händchenhaltend joggen, müssen Strafe zahlen“

Sie dürfen zum Einkaufen in den Supermarkt oder aus medizinischen Gründen zum Arzt. Familienhilfe ist nur unter bestimmten Umständen noch möglich. „Sport dürfen Franzosen nur in der Nähe ihrer Wohnung und alleine machen, wenn ein Paar händchenhaltend joggen geht, muss es eine Strafe zahlen“, erklärt Stella. Denn der nötige Abstand müsse von allen eingehalten werden.

Baumärkte haben in Frankreich seit letzter Woche Samstag bereits geschlossen. „Hausverschönerungseinkäufe“ wie an diesem Samstag in Köln, sind für Stella in Paris gerade fernab jeder Realität.

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Im „Auchan“-Supermarkt, eine große Supermarktkette in Frankreich. Halbleere Regale: Hier sind Rotwein und Nudeln sehr begehrt.

Frankreich greift durch, wer sich nicht an Regeln hält, wird bestraft

Wer gegen die Ausgangssperre-Regeln verstößt und dabei erwischt wird, muss beim ersten Mal eine Strafe von 35 Euro zahlen.

„Wer sich mehrmals erwischen lässt, dem drohen härtere Strafen“, doch mehr weiß Stella nicht darüber, weil sie sich lieber an die Ausgangssperre hält.  Ordnungsbeamte kontrollieren draußen, ob sich jeder an die 1,50 Meter Abstand hält.

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Täglich um 20 Uhr: Wer einen Balkon hat, klatscht in Paris für Helfer

Anders als in Köln applaudieren die Pariser jeden Tag schon um 20 Uhr für die Helfer in der Corona-Krise. Stella und ihr Freund haben einen Balkon und können daran teilnehmen.

„Man fühlt sich jeden Tag mehr motiviert, da auch mitzuklatschen“, so Stella. Sie hofft auf ein Umdenken in ihrerer Heimatstadt.