Das grüne Erbe des KriegesDie unglaubliche Story von Kölns „Trümmerhügeln”

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Eine Steinterrasse am Herkulesberg in Köln. Wer hier entlang geht, wandelt über Kriegstrümmer.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Es ist das schauerliche Erbe des Zweiten Weltkrieges: Blickt man aus dem Regionalexpress zwischen Bahnhof Ehrenfeld und Haltestelle Hansaring, türmt es sich wie ein wildes grünes Idyll vor der Kölner Skyline auf. Oder hinter dem Aachener Weiher, wo es eine sanfte Hügellandschaft bildet. Oder an neun anderen Orten in Köln, deren Entstehungsgeschichte viele nicht kennen.

Trümmerberge in Köln: Das Erbe des Zweiten Weltkriegs

Die Kölner Trümmerberge sind faszinierend, denn sie enthalten Relikte einer untergegangenen Zeit. Vor nun 70 Jahren, ab 1950, begann man in Köln, aus den ungeheuren Schuttmassen der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt „Trümmerlandschaften“ zu formen: hügelig modellierte Gebiete, die so zu neuen Parkanlagen wurden, wie sie bis heute wie am Aachener Weiher mit seinen Trassen genutzt werden.

„Die Trümmer, meist Backsteine, liegen nur zehn bis 30 Zentimeter unter der Erde“, erzählt Dr. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes. Es gebe Überlegungen, die Kölner Trümmerhügel zu ihrem Schutz und Erhalt zu Bodendenkmälern zu erklären.

Kölner Natur: Trümmer liegen oft nur wenige Zentimeter unter der Erde

Verantwortlich für das Projekt war der damalige Chef des Grünflächenamtes Kurt Schönbohm, der 1988 rückblickend schrieb, dass sich um 1950 „eine Reihe von beherzten Bürgern ...mit Sinn für die Bewältigung von Zukunftsaufgaben“ zusammengefunden hatte, darunter der Bildhauer Ewald Matare, der Architekt Wilhelm Riphan und der Kunstsammler Dr. Haubrich.

Einmal im Monat sei man in einer Gaststätte am Heumarkt zum Gedankenaustausch zusammengekommen, um pragmatische Ideen zu entwickeln, um die katastrophalen Kriegsfolgen in Köln zu überwinden. In dieser Runde sei auch das Konzept zur nachhaltigen Trümmerbeseitigung entstanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Trümmer in den Grüngürtel gebracht

Dr. Joachim Bauer erklärt: „Köln verfügte damals schon über den Inneren und Äußeren Grüngürtel, somit über freie Flächen – dorthin waren die Trümmer zunächst gebracht worden, damit man die Innenstadt freibekam für Autos und Neubauten.“

1948 wurde im Grüngürtel eine Trümmerverwertungsanlage eingerichtet, eine Art Recycling, um Baustoffe zu generieren. Aber das lohnte sich nicht. Die Kölner Böden boten, ein geologisches Glück, genug Sand und Kies in bester Beschaffenheit. Die Trümmermaschine wurde nicht weiter betrieben.

Kölner Natur: Die Geschichte der Trümmerhügel ist kaum bekannt

Stattdessen also entstanden die Trümmerhügel. Auch die Begrünung der Steine wurde sorgfältig geplant. Es war unmöglich, ausreichend Erde zu besorgen, um die Steinlandschaften zu bedecken und Pflanzen den Boden zu bereiten. Eine dünne Bodenschicht musste ausreichen.

An diesen Orten wurden die Trümmer aufgeschüttet:

  • Herkulesstraße
  • am Beethovenpark
  • an der Uni zwischen Bachemer und Dürener Straße
  • in der Nähe der Kreuzung Militärringstraße und Neusser Landstraße
  • in Vogelsang (zwischen Akazienweg und Kolkrabenweg/ „Drei-Hügel-Park“)
  • drei im Äußeren Grüngürtel bei Efferen.
  • am Nippeser Gleisdreieck
  • Rechtsrheinisch entstand der imposante Trümmerberg am Vingster Ring.
  • Es gab auch Verschüttungen im Deutzer Rheinpark.
  • Außerdem wurden tiefliegende Gebiete wie das Nippeser Tälchen und die Riehler Aue durch bis zu acht Meter hohe Aufschüttungen neu gestaltet.

Dr. Bauer erklärt die Methode, die an diesen Orten angewandt wurde: „Man hat vier Backsteine weggenommen, in die Lücke einen Eimer voll Erde und dort einen Baum gepflanzt. Meist Ahorne und Hainbuchen.“ So entstand mit den Jahren ein Wald. Am Herkulesberg wurden noch Aussichtspunkte und Terrassen geschaffen. Das Erbe des Krieges, ist einen kleinen Ausflug wert.