„Absurd“Zoff an Kölner Gymnasium: Stadt will beliebte Bäume fällen – Schule mit Protest

Hunderte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte haben am Herder Gymnasium in Köln-Buchheim für den Erhalt ihrer alten Kirschbäume protestiert.

Hunderte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte haben am Herder Gymnasium in Köln-Buchheim für den Erhalt ihrer alten Kirschbäume protestiert.

Am Herder-Gymnasium in Köln-Buchheim gibt es Zoff: Die Stadt will unter anderem bei den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften beliebte Bäume fällen.

von Ayhan Demirci (ade)

Chaos ums Abi: Am Herder-Gymnasium in Buchheim kommt es noch dicker. Um die Aufstellung von Unterrichts-Containern ist ein heftiger Streit zwischen der Schulleitung und der Stadtverwaltung entbrannt.

Bei einer Protestaktion versammelten sich Hunderte Schülerinnen und Schüler.

Gymnasium in Köln: Zoff wegen Fällung von alten Bäumen

Über die Köpfe von Schülerinnen und Schülern und den Lehrerkräften hinweg habe die Stadt mit Baumaßnahmen begonnen, schimpft Heiko Reich (48), Lehrer für Biologie und Musik. Er ist seit 20 Jahren an der Schule beschäftigt und ist einer von drei sogenannten SV-(Schülervertretungs-)Lehrern.

Die jetzt begonnenen Maßnahmen dienen dazu, im kommenden Schuljahr ausreichend Plätze für den neuen Schülerjahrgang anbieten zu können. Doch die Schulleitung kritisiert die Baumaßnahmen als falsch, Lehrer Heiko Reich nennt sie sogar „absurd“.

Konkret geht es um den Verlust von Fahrradstellplätzen und – hier wird es emotional – um die Fällung mehrerer 20 Jahre alter Kirschbäume. So soll der Platz für die Container geschaffen werden. Am ersten Schultag nach den Osterferien habe man festgestellt: Die Arbeiten sind im Gange.

„Die Kirschbäume am Eingang sind eine Visitenkarte unserer Schule“, bedauert Reich den Eingriff. Auch die Umorganisation der Fahrradstellplätze sei ein großes Problem, da durch deren Verlegung 200 Stellplätze verloren gingen.

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Am vorgesehenen neuen Standort an der Kattowitzer Straße sei es zudem zu eng, wie auch die stellvertretende Schulleiterin Angeles Noguerol in einem Brief an Schuldezernent Robert Voigtsberger kritisiert: „Die Situation nach Schulschluss ist bereits jetzt durch Elterntaxis unübersichtlich und gefährlich. Diese gefährliche Situation würde durch ein ungeregeltes Ausparken von Fahrrädern nochmal verschlimmert.“

Stadt Köln will durch Maßnahmen zusätzliche Schulplätze schaffen

Was sagt die Stadt zu den Klagen? Eine Sprecherin teilte gegenüber EXPRESS.de zunächst grundsätzlich mit: „Die in Köln dringend benötigten Schulplätze zu schaffen, ist derzeit eine der dringlichsten Aufgaben der Stadtverwaltung, der sie mit aller Kraft nachgeht. Unter anderem wurde zur Bewältigung dieser Aufgabe, insbesondere um kurzfristig neue Gymnasialplätze inklusive Fachräumen und weiterer benötigter Infrastruktur zu schaffen, durch die Oberbürgermeisterin eine Taskforce Schulplätze einberufen.“

Die Taskforce habe anhand sogenannter „Nachverdichtungspotentiale“ an den Kölner Gymnasialstandorten kurzfristige bedarfsgerechte Maßnahmen entwickelt, die zum Schuljahresbeginn 2023/24 greifen sollen.

„Das Johann-Gottfried-Herder Gymnasium ist eines von sieben städtischen Gymnasien mit Nachverdichtungspotential. Hier wird dem Ratsbeschluss entsprechend mit Schulcontainern ein zweigeschossiger Bau errichtet, um kurzfristig weitere Plätze für Schülerinnen und Schüler  zu schaffen.“

Für alle Fälle

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Alternativstandorte wie etwa auf dem Gelände des direkt benachbarten Erich-Gutenberg-Berufskollegs seien am Veto der dortigen Schulleitung gescheitert.

Für die Containeranlage, so die Sprecherin weiter, müssten konkret acht Kirchbäume gefällt werden. Eine Umpflanzung sei in diesem Fall aufgrund des Alters und der Größe der Bäume leider nicht möglich – nach dem Rückbau der Containeranlage werde die Stadt jedoch neue Bäume pflanzen. Das wäre dann in einigen Jahren der Fall.

Für die Schulleitung ist das kein Trost: „Die Bäume haben erst seit wenigen Jahren ihre Pracht entfaltet. Bis dieser Zustand wieder erreicht wird, werden mehr als zwei Jahrzehnte ins Land gehen.“