Kölner Milieu-FreundRuhrpott-Größe Purzel: Eine Million für eine rote Couch am Ring

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Ruhrpott-Szenegröße Purzel (r.) mit illustren Gästen wie dem Indianer Akki (Zweiter von l.)

von Markus Krücken (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 1970er und 1980er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie Schmidte Udo auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Kölner Milieu: Ruhrpott-Wirt Purzel erinnert sich

Auf EXPRESS.de erinnern wir mit Episoden an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit, die als „Chicago am Rhein” zu Köln gehörte, aber nicht verklärt werden darf.

Heute veröffentlichen wir Anekdoten des Kölner Milieu-Freunds Detlef „Purzel” Przybyla nach einem Treffen mit Roland Bebak. Der Promiwirt aus dem Ruhrpott sorgte einst für Schlagzeilen, als er einen Boxkampf ersteigerte ...

Boxkämpfe wurden damals ja zu den D-Mark-Zeiten versteigert. Und als es um Bashiru Ali gegen Ralf Rocchigiani ging, war ich zur Stelle. Ich dachte, das frisst bestimmt zwei Millionen. Die boten aber komischerweise nur 300.000. Das war mir zu wenig. Also stand ich auf und sagte: „Macht mir mal ne Million fertig.“ Zuschlag gekriegt! In der Zeitung stand dann: „Purzel kauft Box-Kampf für eine Million.“ Aber dann wurde es komplizierter, als ich dachte.

Ich hatte ja keinen Fernsehsender, nichts. Da hab ich dann die ARD dazu gekriegt, dass die das machen. Es war das erste Mal, dass die einen Kampf überhaupt live übertragen haben.

Kölner Milieu: Boxkampf für eine Million versteigert

Ich bin extra nach Köln gefahren, um das hinzubekommen und danach bin ich nach Berlin zur Zeitung. Und auch die hab ich dazu bekommen, zu sponsern – auf den vier Ringpfosten. Nur, was ich nicht wusste: Der Boden war schon dem Kohl (Promoter Klaus-Peter Kohl, Anm. d. Red.). Ich konnte also nur vom Eintritt was verdienen.

Und ich ließ mich ja nicht lumpen: Das Sheraton hatte die Zimmer für die Promis, mein Kumpel von D & W hat mir die Nummerngirls aus Amerika für 60.000 DM geholt. Was für Hasen das waren. Und da kam ich auf die Idee: Ich ließ mir eine rote Couch vor den Ring stellen.

„Ist doch mein Kampf“, sagte ich, als die muckten, das sei doch eine sportliche Veranstaltung usw.

Tja und auf der Plüsch-Couch saß ich dann mit den aufgebrezelten Hühnern und habe Interviews gegeben.

RockerKlaus3

Rocker Klaus (Zweiter von rechts) zählt seit Jahrzehnten zu Purzels besten Freunden im Ruhrpott, war beim legendären Boxkampf mit dabei und später Security-Kraft bei diversen Kämpfen. Unser Foto entstand in den 90er Jahren.

Gut zu sitzen ist mir extrem wichtig. Das hatte ich vorher schon mal gebracht, beim Davis Cup hatte ich mal den VIP-Bereich der Gruga-Halle für meine Gäste gebucht. Und als ich reinkam, waren da nur Schrottstühle. Also ließ ich mitten während der Spiele Couchsessel anliefern. Stil muss einfach sein.

Tickets gingen leider kaum weg, 600.000 DM hat mich der Spaß alles in allem gekostet. Ich dachte: Hm, jetzt hab ich die Fehler alle gesehen.

Szenegröße Purzel: Mega-Verlust mit zwei Boxkämpfen

Dann hab ich also auch einen Kampf mit Dariusz Michalszewski gemacht. Der hat mich 300.000 DM gekostet, dann war aber auch Schicht. Denn die Renovierungskosten in der Gruga-Halle haben mir das Genick gebrochen. Im VIP der Grugahalle waren Türen ausgebrochen, der Boden war zerstört. Ich dachte, ich bin doch versichert, aber Pustekuchen.

Die Bilder mit den Hasen auf der Couch kann mir aber keiner nehmen.