+++ FAHNDUNG +++ Wer kennt ihn? Mit Messer gedroht – Kölner Polizei sucht Räuber, der kleine Kinder ausrauben wollte

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„Das ist realitätsfremd“Kölner Lehrer-Chefin setzt Schulministerin Corona-Deadline

Kölner Lehrerin Ayla Celik (52) und Chefin der Gewerkschaft GEW steht auf einer Terrasse.

Die Kölner Lehrerin Ayla Celik (52) ist die neue Chefin der Gewerkschaft GEW. Hier ist sie auf einem undatierten Foto zu sehen.

Hier spricht jemand Tacheles. Ayla Çelik (52) ist die neue NRW-Chefin der Lehrer-Gewerkschaft GEW. Im EXPRESS-Interview spricht die Kölnerin skandalöse Zustände an Schulen an und fordert von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ein Durchgreifen bis zum Herbst ein.

von Madeline Jäger (mj)

Sie kommen aus Köln, waren hier jahrelang Realschullehrerin und bis letztes Jahr an der Carl von Ossietzky Gesamtschule tätig. Welche Erfahrung als Lehrerin hat sie besonders geprägt und so zu Ihrer Gewerkschaftstätigkeit gebracht?

Ayla Çelik: Mir war es mir immer am wichtigsten, Schülerinnen und Schülern zu den besten Abschlüssen zu verhelfen, die sie erreichen können. Ich sehe mich da als Begleiterin. Egal aus welchen sozialen Zusammenhängen sie kommen. Ich habe dabei aber immer wieder gemerkt, dass Lehrer aufgrund fehlender Ressourcen jedoch in ihren Möglichkeiten beschnitten sind und wollte das unbedingt verändern.

Welche Ressourcen für Lehrer sind zu knapp?

Die Schüler-Lehrer-Relation muss sich dringend ändern. Denn vor allem die Ressource Zeit ist einfach zu knapp. Oft habe ich mich mit Kindern mittags hingesetzt und wir sind zusammen durchgegangen, was nicht verstanden wurde.

Das war dann mein Privatvergnügen und so geht es vielen Lehrern. Das geht auf Dauer an die Energiereserven. Bei den gestiegenen Anforderungen für Lehrer und Schüler stimmt das Verhältnis nicht mehr. Wenn 30 Schüler auf eine Lehrkraft kommen, ist das einfach zu viel. Wir könnten in Sachen Bildung mehr erreichen, wenn eine Lehrkraft 18 Schüler unterrichten würde. Das wären Verhältnisse, bei denen ich sagen würde: Wow!

Die Anforderungen an die Ausstattung der Schulen sind auch durch die Pandemie gestiegen. Laut Stadt Köln ist aber regelmäßiges Lüften das Wichtigste. Wo das nicht geht, wurden bisher rund 300 Lüftungsgeräte in Schulen eingebaut. Reicht das für einen sicheren Schulstart?

Wir starten in dieses Schuljahr natürlich besser als ins letzte Schuljahr. Warum? Weil 90 Prozent der Lehrkräfte und 14 Prozent der Schüler vollständig geimpft sind. Das ist ein großer Fortschritt.

Aber unsere Position zu den Lüftungsgeräten ist, dass sie flächendeckend und zusätzlich in allen Klassenräumen vorhanden sein müssen und nicht nur dort, wo nicht gelüftet werden kann. Es ist außerdem nicht rechtzeitig für die Beschaffung gesorgt worden. Nicht nur in Köln, sondern in ganz NRW. Mein Appell an die Landesregierung: Setzen Sie alle Hebel in Bewegung, um diese Versäumnisse bis zu den Herbstferien nachzuholen.

Sie haben die neue Quarantäne-Regel von Schulministerin Gebauer kritisiert. Die besagt, dass nur der direkte Sitznachbar in Quarantäne muss. Warum ist das „realitätsfremd“ und was ist Ihr Gegenvorschlag?

Wir sind für Unterricht in Präsenz, aber in sicherer Präsenz. Und wenn ich sage, das ist realitätsfremd, dann spreche ich aus meiner langjährigen Erfahrung als Lehrerin. Das Unterrichtsgeschehen ist dynamisch – Schüler begegnen einander und bleiben nicht den ganzen Tag an ihrem Platz. Das gilt auch für Aerosole. Ich sage: Wir dürfen Sicherheitsmaßnahmen nicht vorschnell verringern. Wenn schon Quarantäne, dann die gesamte Klasse. Aber: Schüler sollten sich für den Präsenzunterricht freitesten können.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer spricht bei einem Pressegespräch über aktuelle schulpolitische Themen.

Die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (55) bei einem Pressegespräch am 12. August 2021.

Welche Themen müssen ganz oben auf die Agenda von Schulministerin Gebauer?

Mehr Zeit und Flexibilität für Lehrkräfte, um auf die Schüler in der Pandemie besser einzugehen, und die Digitalisierung. Wir haben immer noch Schulen, die kein flächendeckendes WLAN anbieten können.

Und der Investitionsstau in NRW von zehn Milliarden Euro muss endlich angegangen werden. Es kann nicht sein, dass Kinder sanitäre Anlagen nicht nutzen können, weil sie nicht funktionieren. Wenn Waschbecken nicht funktionieren, Kinder nicht auf Toilette gehen wollen und der Putz von der Decke rieselt, dann ist das keine Wertschätzung für unser Bildungssystem und erst recht nicht für unsere Kinder.

Glauben Sie, dass Schulministerin Gebauer diese skandalösen Zustände bis zum Herbst in den Griff bekommt?

Egal wer die Verantwortlichkeit hat, muss dafür sorgen, dass diese Problematiken angegangen werden. Aktuell ist es Frau Gebauer, also muss sie es anschieben. Diese Themen müssen aber langfristig angegangen werden, damit Schulen zukunftsfähig gemacht werden können.

Mir wäre es momentan das Wichtigste, dass Lehrer und Lehrerinnen endlich ein Regelwerk für verschiedene Corona-Szenarien an die Hand bekommen und Eltern die Sicherheit geben können, die sie brauchen, damit sie ihre Kinder gut aufgehoben wissen und Bildung verlässlich ist.

Lehrkräfte dürfen damit nicht alleingelassen werden. Es ist in erster Linie die Aufgabe der Schulministerin, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.