Grusel bei Köln-SpaziergangSeit 103 Jahren wurde hier keiner mehr beerdigt

Kreuz

Eine Madonnen-Statue ohne Gesicht. 

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Manchmal ist es so: Ein besonderer Ort, von dem jemand mal erzählt hatte, und den man mal besuchen wollte: Plötzlich stehst du davor, vom Militärring kommend, reiner Zufall. 

Die letzte Beerdigung an diesem Kölner Ort fand 1917 statt

Im Jahr, in dem auf dem Friedhof an der Decksteiner Straße der letzte Mensch beerdigt wurde, wurde Konrad Adenauer Kölns Oberbürgermeister, 1917 war das. Anno 2020 ist das nun 103 Jahre her.

Der Jesus-Figur fehlen die Arme

Abgelegen, verwunschen, fast vergessen, und gerade deshalb interessant für einen Besuch ist dieser überschaubare Ort, der in der städtischen Friedhofsliste gar nicht auftaucht, weil er umgewidmet wurde in einen Park. Hier liegt keine Prominenz begraben, hier wird auch kein Grab mehr gepflegt. Selten, dass in diesem Winkel der Stadt ein Mensch auftaucht.

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Friedhof Übersicht

Die erste Beerdigung auf dem Friedhof fand 1869 statt.

Es gibt Spuren von Vandalismus, so an der großen Jesus-Figur, der beide Unterarme fehlen. Eine Madonna hat kein Gesicht mehr, ob es verwittert ist oder zerstört wurde, ist nicht bekannt. Begraben liegt hier ein königlicher Polizeikommissar, Ferdinand Sieberg, und seine Frau Helene.

Andere Grabplatten sind vielleicht einfach abgefallen, unheimlich ist der Grabstein, auf dem nichts steht. 

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Gerade, als man denkt, dies ist, auch wegen seiner hohen Linden, ein romantischer, aber vor allem auch schauriger Ort, darf man doch einmal Schmunzeln. „Auf Wiedersehn!“, steht unten abschließend auf dem Grabstein der Eheleute Hoerling.

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Einem Menschen die Hand halten, Zeichen der Nächstenliebe

Nochmal zur Historie des Friedhofs: Nachdem der Kirchhof am Krieler Dom geschlossen wurde, fanden hier von 1869 bis 1917 die Beerdigungen der Krieler und Lindenthaler Kirchengemeinde statt. Eröffnet wurde der Decksteiner Friedhof von der Gemeinde Efferen.

Versteckt hinter dem Areal des Decksteiner Friedhofs befindet sich noch der 1910 von der Gemeinde Adass Jeschurun erworbene jüdische Friedhof. Zugänglich ist der Friedhof nur im Rahmen von Führungen bzw. für Angehörige von dort Bestattenen. Dies geschieht über die Friedhofsverwaltung der Synagogengemeinde Köln.