Kölner Fahrlehrer packt ausDarum fallen 40 Prozent der Fahrschüler durch

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Michael Peters (47), Chef von „Ming Fahrschull“ am Ebertplatz.

Köln – Sind die Fahrschüler heute schlechter? Die Prüfer penibler? Kölns Straßenverhältnisse tückischer? Eine Analyse aller 23.700 Theorieprüfungen und 17.900 praktischen Fahrprüfungen im Kölner Stadtgebiet ergab: Rund 40 Prozent fallen krachend durch! Zwei von fünf Fahrschülern müssen also wiederholen. Ein Desaster für jeden Fahranfänger, das mit Enttäuschung und erheblichen Mehrkosten verbunden ist.

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Nach einer Auswertung des TÜV Rheinlands waren dies im vergangenen Jahr 36,5 Prozent bei der praktischen Prüfung und 40,4 Prozent bei der Theorie. Was sind für den TÜV die Hauptgründe?

Mehr Verkehr in Köln

„Allein der Anstieg der Fahrzeuge auf den Kölner Straßen bedeutet automatisch mehr Stress für die Fahranfänger bei den Übungsfahrten und in den Prüfungen“, meint TÜV-Sprecher Jörg Meyer zu Altenschildesche. In der Tat ist die Zahl der Pkw mit 475.000 Stück so hoch wie nie. Vor 30 Jahren waren es noch 345.000. Zudem wurden in Köln durch zahlreiche neue Radwege und Parkflächen viele Straßen verengt. Aber neben den äußeren Faktoren sollen die psychologischen Faktoren die größere Rolle spielen: „Die  Einstellung, es einfach mal zu versuchen, ohne vorher ausreichend zu lernen, ist mittlerweile ausgeprägt“, so der TÜV-Sprecher.

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Führerschein keine Priorität

Nicht genügend gepaukt, nicht gut vorbereitet – darin sieht auch Michael Peters (47), Chef von „Ming Fahrschull“ am Ebertplatz und selbst seit elf Jahren Fahrlehrer, die Gründe: „Viele junge Leute klemmen sich einfach nicht mehr so dahinter. Der Führerschein hatte früher einen viel höheren Stellenwert, da war man richtig heiß drauf. Heute fehlt die Begeisterung dafür, endlich alleine Auto fahren zu können.“

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Führerscheine verschiedener Generationen.

Riesige Prüfungsangst

Schule bis in den Nachmittag, dann noch Hausaufgaben, Sport, Verabredungen – für den Führerschein bleibe da nicht viel Zeit. „Hinzukommt, dass die Fahrprüfung für viele Menschen im Prinzip die allererste große und wichtige Prüfung im Leben ist. Das ist für die meisten mit Riesen-Angst und einem unheimlichen Stress verbunden.“ Sie seien beim Fahren extrem  nervös: „Und wenn sie dann in den Rückspiegel schauen, blicken  sie oft direkt in die Augen des Prüfers. Das ist für viele der Horror. Und dann passieren Fehler.“ Sein persönlicher „Rekord“: Ein Fahrschüler schaffte die Prüfung erst beim achten Mal.

Psycho-Tricks helfen

Ein anderer Fahrlehrer berichtete EXPRESS von einem kleinen Trick: „Ich erzählte einem Schüler mal, dass ich, also der Fahrlehrer, vom TÜV geprüft werde. Er solle einfach so fahren wie immer.“ Ganz ruhig kurvte der Schüler dann durch die City. Und hörte am Ende: „Gut gemacht. Bestanden!“

Große Sprachprobleme

Ein Aspekt, der auch zu der hohen Durchfall-Quote beiträgt, ist nach Fahrlehrer-Ansicht das Sprachproblem. Während die Theorie  in allen europäischen Sprachen sowie auf Arabisch  abgelegt werden kann, wird bei der praktischen Fahrprüfung Deutsch gesprochen. Wer da  Hinweise nicht versteht, fällt durch. „Das ist ein Riesen-Problem“, so Peters. „Aber wenn ich in Syrien den Führerschein mache, kann ich ja auch nicht erwarten, dass der Prüfer Deutsch spricht.“ Es gelt e der Grundsatz: Nur weil man Auto fahren kann, kann man nicht in jedem Land Auto fahren.