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Kölner GroßmarktÜber 100 Jahre alter Familienbetrieb muss Mega-Bauprojekt weichen

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Jörg Zimmermann ist im Vorstand der IG Kölner Großmarkt und Händler in dritter Generation.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Der geplante Umzug des Kölner Großmarkts in zwei Jahren scheint immer mehr unrealistisch. Denn der geplante Neubau des Frischezentrums in Marsdorf ist noch in weiter Ferne. Die Händler bekommen indes Kündigungen von der Stadt zugunsten der Projekte Parkstadt Süd und dem Ausbau der Nord-Süd-Bahn. So auch Jörg Zimmermann, der mit seinem über 100 Jahre alten Familienbetrieb Ende des Jahres raus soll. Das sorgt für Unverständnis und Wut. Die Händler fühlen sich von der Stadt betrogen und ziehen vor Gericht.

  • Kölner Großmarkt soll in Frischezentrum in Marsdorf umziehen
  • Geplanter Termin für 2023 kann nicht eingehalten werden
  • Kölner Händler werden vorzeitig gekündigt

Für Jörg Zimmermann, der seit 1986 den Familienbetrieb Zimmermann Früchteimport als Chef auf dem Kölner Großmarkt leitet, wird es eng. Er soll Ende des Jahres raus. In seinem Fall hat die Stadt rechtlich sauber gekündigt. Bei den Händlern bleibt aber ungemindert der Eindruck, dass die Stadt sie loswerden will, um mit den Großprojekten Parkstadt Süd und Nord-Süd-Bahn voranzukommen.

Im Fall von Jörg Zimmermann, dessen Mietvertrag ursprünglich bis 2039 lief, hat sich die Stadt auf das Recht berufen, Mietverträge nach 30 Jahren zu kündigen. Der Kölner Händler steht jetzt wie viele seiner Kollegen ohne Alternative da.

Köln: Umzug des Kölner Großmarkts nach Marsdorf verzögert sich

„Wir sind ja nicht gegen den Umzug. Wir haben großes Verständnis für die Vorhaben. Es gibt aber noch nicht mal eine Ausschreibung für den Neubau in Marsdorf. Jeder weiß doch, wie lange so etwas dauert. Wir werden hier weiter fleißig entmietet, während sich in Marsdorf nichts tut. Das ist alles sehr unbefriedigend. Ich werde gegen die Kündigung klagen“, sagt Jörg Zimmermann dem EXPRESS.

Köln: Großmarkt-Händler sauer über vorzeitige Kündigungen

Er hofft auf mehr Klarheit mit Blick auf den anstehenden Umzug. Der erfahrene Händler sagt: „Das hat ja auch mit einem finanziellen Engagement zu tun. Da kommen viele Kosten auf uns zu, die wir nicht einfach aus der Hand schütteln können. Zudem lebt der Großmarkt vom Miteinander. Ich kann nicht ja auf ein grüne Wiese und hoffen, dass Kunden dahin kommen. Die Problematik ist klar: Während in Marsdorf noch kein Stein auf dem anderen steht, sollen wir hier unsere Geschäfte aufgeben. Wir fordern eine Garantie, dass wir bis zur Fertigstellung in Marsdorf hier bleiben können.“

Die fehlende Perspektive ist auch auf dem Großmarkt mit dem bloßen Auge zu erkennen. Immer mehr Leerstand und immer mehr Verwahrlosung. Etwa durch Müllberge, die sich anhäufen. Auch sind die Zufahrten zu den Markthändlern bereits teilweise dauerhaft gesperrt und weitere Sperrungen sind angekündigt.

Michael Rieke, Sprecher der IG Kölner Großmarkt, sagt dazu: „All dies ist unverständlich, zumal das städtische Gelände der Stadt Köln jährlich hohe Miet- und Pachteinnahmen, Parkgebühren sowie Gewerbesteuern einbringt. Das Gelände wird zunehmend dem Verfall überlassen, immer mehr Gebäude werden abgerissen und der Verbleib der Händler wird erschwert.“

Der Stadtrat hatte in seiner Sitzung am 22. November 2018 beschlossen, den Betrieb des Großmarktes in Köln am Standort Raderberg bis Ende 2023 zu verlängern. Die Politik hat aber erkannt, dass der Umzug nicht rechtzeitig klappen wird. Jetzt wird überlegt, den Umzug auf 2025 zu verschieben. Die Fraktionen von CDU, SPD, Grüne, FDP, Die Linke, Volt und Freie Wähler haben zugesagt, den Händlern mehr Planungssicherheit zu bieten.

Auch der Kölner IHK-Vizechef Ulirch Soénius unterstützt sie. Er sagte: „Wir erwarten, dass die Planung in Marsdorf jetzt mit voller Kraft aufgenommen wird. Zudem benötigen alle Unternehmen Planungssicherheit und bis zum Umzug Standortsicherheit sowie bestmögliche Verkehrsanbindung.“

Köln: Großmarkt-Händler klagen gegen Kündigen

Währenddessen stehen aber noch Klagen der Händler gegen die Kündigungen durch die Stadt im Raum. Die ersten Termine stehen schon im April an. Gleichzeitig läuft ein Workshop mit Vertreten des Großmarkts, an dem auch Markus Greitemann, Kölner Baudezernent, teilnimmt.

Die Politik muss jetzt auf die aktuelle Situation reagieren. Was bis dahin gilt, erklärt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg: „Bezüglich des Planungsrechts kann die Verwaltung nach aktuellem Stand sagen, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. Derweil wird das heutige Großmarktgelände weiter beschlusskonform freigeräumt, damit der politische Wille zur Realisierung des dort geplanten städtebaulichen Projektes 'Parkstadt Süd' weiter umgesetzt werden kann.“