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Neuer Konsul der TürkeiWarum Köln der Hauptstadt Berlin den Rang abgelaufen hat

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Turhan Kaya ist der neue türkische Generalkonsul in Köln

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – In den deutsch-türkischen Beziehungen ist 2021 ein Jubiläumsjahr: Vor 60 Jahren, am 30. Oktober 1961, schlossen die beiden Länder das sogenannte Anwerbeabkommen für Gastarbeiter aus der Türkei. Heute leben allein in Köln fast 100.000 türkischstämmige Menschen. Der neue türkische Generalkonsul, Turhan Kaya (42), unterstreicht die herausragende Rolle der Dom-Metropole für die türkische Diaspora: „Köln ist die Hauptstadt der in Europa lebenden Türken."

  • Turhan Kaya ist neuer Generalkonsul der Türkei in Köln
  • Nach Peking und Berlin ist er nun im Rheinland
  • Neues Konsulat in Köln geplant

Und das trotz Berlin-(Kreuzberg), wo 200.000 Deutsch-Türken leben. „Berlin muss man immer als Insel sehen - es hat kein Hinterland", sagt Kaya im EXPRESS-Gespräch. Er war selbst als Botschaftsrat auf Mission in Berlin (2014-2018), als die deutsch-türkischen Beziehungen nach dem Schock des Putsches einen dramatischen Tiefpunkt erreicht hatten: Deniz-Yücel-Verhaftung, Böhmermann-Affäre, Streit um Türkeidemos in Köln.

Köln: Türkischer Konsul: Stuttgart, Istanbul, Peking, Berlin – und jetzt Köln

Zuvor war Kaya, der Chinesisch kann, Sekretär an der türkischen Botschaft in Peking. Geboren wurde er 1979 in Stuttgart. Als der Gymnasiast und VfB-Fan 15 war, ging die Familie in die Türkei. Kaya machte in Istanbul Abitur, studierte danach Wirtschaft sowie internationale Beziehungen. Jetzt also: Köln. Eine herausragende, historisch bedeutsame Stadt, schwärmt Kaya.

In den Augen der etwa sechs Millionen in europäischen Ländern lebenden türkischstämmigen Menschen rangiere Köln ganz oben. „Nicht umsonst haben viele der wichtigsten türkischen und muslimischen Organisationen in Köln ihren Sitz", sagt er.

Köln: Immer wieder Wirbel um Erdogan in Köln

Das alles heißt auch: Gewichtige Entwicklungen - und Erschütterungen - in der Türkei schlagen sich außerhalb am deutlichsten in Köln nieder. Die ersten, irritierenden Recep Tayyip Erdogan-Plakate: Sie hingen in Köln. Die berühmte „Assimilationsrede": Der damalige Ministerpräsident hielt sie in Köln. Die größten Pro- und Contra-Erdogan-Demonstrationen: alle in Köln. Der Besuch des Staatspräsidenten zur Eröffnung der Ditib-Zentralmoschee: Deutschland blickte nach Ehrenfeld. In Köln herrschte Alarmstufe Rot-Weiß.

Die Ditib ist das Stichwort. Je autokratischer die Türkei wurde, umso störender wurde ihre Abhängigkeit von Ankara und der türkischen Religionsbehörde empfunden. Trotzdem: Kaya betont die „Stärken der Vereine für die türkische Community" . Die Ditib sei wie viele andere Moschee- und Kulturvereine wichtig für die Türken in Deutschland, „um eine Verbindung zu ihrem Heimatland zu behalten und sich hier wohlzufühlen", sagt er.

Sein Ziel sei es, Gemeinsamkeiten, nicht Gegensätze zu betonen, und Gespräche zu führen. „Es geht immer um Dialog - und es kann bei den vielen Verbindungen, Gemeinsamkeiten und ähnlichen Interessen von Deutschland und der Türkei nur das Ziel sein, dass wir unsere Beziehungen pflegen und fördern."

Köln: Neuer Generalkonsul Turhan Kaya hofft auf bessere deutsch-türkische Beziehungen

Und: „Ich denke, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei auf dem Weg der Normalisierung sind, auch wenn es langsam geht. Das gilt außenpolitisch, aber auch für den Dialog zum Beispiel mit der Ditib. Ich wünsche mir, dass es weiter in diese Richtung geht - und wir im guten Gespräch bleiben."

Ziel seiner Arbeit als Generalkonsul sei es, „den sozialen und wirtschaftlichen Status von Menschen mit türkischen Wurzeln in der Region zu stärken. Da geht es um erlebte soziale oder berufliche Benachteiligung, aber ganz entscheidend auch um Bildung".

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In der Gruppe der 20- bis 34-Jährigen seien 37 Prozent der türkischstämmigen Menschen ohne Ausbildung. „Hier müssen wir ansetzen." Ein wichtiges Anliegen ist Kaya auch die Stärkung des bilingualen Unterrichts. „Die Zweisprachigkeit wird oft als Mangel verstanden. Ich denke, dass es wichtig ist, Zweisprachigkeit an Schulen zu fördern - das hilft den Heranwachsenden wie im Ergebnis auch der Gesellschaft, die von den Sprachfähigkeiten noch stärker profitieren kann." Er selbst ist Vater von zwei Kindern, seine Ehefrau ist Konsulin in Hannover.

Vier Jahre beträgt die Amtszeit des türkischen Konsuls. Ein anderes festes Ziel wird sich in dieser Zeit wohl nicht verwirklichen lassen: der Umzug des Konsulats aus Hürth in einen modernen Neubau in Köln. Das bereits 2013 von der Türkei erworbene Grundstück in Braunsfeld (Stolberger Straße) liegt seitdem brach. Aber, so Kaya, „das Projekt geht langsam voran".