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Kölner „Tatort“-Bude„Wurstbraterei“-Chefin in Angst: Bleibt Imbiss für immer zu?

Eröffnung Mai 2013: Im Mai 2020 sieht die Situation im Rheinauhafen völlig anders aus. Die Wurstbraterei hat geschlossen.

Eröffnung Mai 2013: Im Mai 2020 sieht die Situation im Rheinauhafen völlig anders aus. Die Wurstbraterei hat geschlossen.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Sie ist die wohl bekannteste Imbissbude in Köln. Die „Wurstbraterei“ in der sich die „Tatort“-Ermittler Max Ballauf und Freddy Schenk nach getaner Arbeit mit Currywurst und Pommes belohnen. Im fiktiven „Tatort“ steht die „Wurstbraterei“auf der anderen Rheinseite in Deutz, wohl um den ARD-Zuschauern den schönen Domblick zu ermöglichen.

Aber ihr eigentlicher Standort ist der Kölner Rheinauhafen. Hier steht der Imbisswagen normalerweise direkt neben dem Skatepark. Doch fleißige Corona-Spaziergänger haben es sicher schon gemerkt: Die berühmte „Wurstbraterei“ fehlt.

Familie Vosen betreibt die Imbissbude und glaubt, den Betrieb vielleicht gar nicht mehr aufnehmen zu können. Warum?

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Köln: Wo ist die berühmte „Tatort Wurstbraterei“?

Die „Wurstbraterei“ steht aktuell nicht im Rheinauhafen, sondern im Hof von Inhaberin Eva Vosen (63) und ihrem Mann in Köln-Pesch. Eigentlich sollte die nostalgische Imbissbude schon am Ostersamstag wieder öffnen.

„Unser Betrieb macht eigentlich nach dem Weihnachtsmarkt bis Ostern Betriebspause, aber jetzt können und dürfen wir nicht öffnen“, erklärt Vosen.

Doch warum bleibt der Imbiss geschlossen, obwohl doch ohnehin die Pommes zum Mitnehmen ausgehändigt wird?

„Der Wagen ist nur 3,50 Meter breit, um den Sicherheitsabstand einzuhalten, dürfte ich momentan nur eine Person reinstellen“, erklärt Eva Vosen ihr Dilemma.

Seit ihrem zehnten Lebensjahr sammelt die „Wurstbraterei“-Inhaberin Erfahrungen in der Gastronomie, doch was sie nun erlebt, sei für sie völlig neu.

Rheinauhafen: Büros und Skatepark geschlossen: „Wat soll ich da?“

Doch laut Stadt Köln und der Corona-Schutzverordung müssen Berufstätige im Rahmen ihrer Berüfsausübung den Sicherheitsabstand nicht einhalten.

Bei Paragraf 12a heißt es zwar: „Insbesondere ist im öffentlichen Raum zu allen anderen Personen grundsätzlich ein Mindestabstand von 1,5 Meter einzuhalten, es sei denn, es handelt sich um 1. Verwandte in gerader Linie, Geschwister, Ehegatten, Lebenspartnerinnen und Lebenspartner.“

Stadt Köln und Corona-Schutzverordnung würden grünes Licht geben

Unter Paragraf 12b(1) zur Berufsausübung wird diese grundsätzliche Regel aber wieder aufgehoben. „Die berufliche und wirtschaftliche Tätigkeit von Selbstständigen, Betrieben und Unternehmen ist zulässig, soweit in den §§ 2 bis 11, 12a Absatz 2 nichts anderes bestimmt ist. § 12 Absatz 1 Satz 1 findet keine Anwendung.“

Trotzdem geht es Eva Vosen auch ums Prinzip. Gesundheit gehe vor. Die Verantwortung für kranke Mitarbeiter möchte sie nicht tragen. Ihre Angestellten sind auch nicht mehr die Jüngsten und so bleibt die „Wurstbraterei“ im Rheinauhafen trotz der rechtlichen Lage zu.

„Wat soll ich da?“ fragt sich die Kölnerin. Ihre Fahrzeuge und die Kult-Imbissbude seien zwar noch angemeldet und einsatzbereit, aber sie glaubt nicht an die baldige Wiederaufnahme des Betriebs. 

„Dann stehe ich da, aber nur um den Tag rumzukriegen“

Die „Wurstbraterei“-Mitarbeiter hätten vorerst keine neuen Arbeitsverträge für die Saison erhalten und seien arbeitslos gemeldet. Ob sich das Geschäft lohnen würde, stellt die Imbissbuden-Chefin ebenfalls infrage.

Denn Lokale in der Gastronomie dürfen momentan nicht aufmachen, der Skateplatz im Rheinauhafen sei geschlossen und Volleyball verboten. „Die Büros sind zu und alle arbeiten im Homeoffice. Dann stehe ich da, aber nur um den Tag rumzukriegen“, glaubt Vosen. Sie glaubt nicht daran, dass es lohnenswert wäre.

„Wurstbraterei“-Chefin: Möchten niemanden gefährden“

Auch laut Berufsgenossenschaft für Nahrungsmittel dürfte Vosen auch alleine oder mit ihrem Mann im Imbisswagen stehen, erklärt ein Sprecher. Doch auch ihre Gesundheit und die der Gäste gehen bei der 63-Jährigen momentan vor.

„Klar, ich könnte mich alleine in den Wagen stellen, aber wer tätigt dann den Notruf, wenn einem etwas passiert? Wat soll dat?“ fragt Vosen sich. Man wolle niemanden gefährden. Dann erklärt die Chefin die weiteren Schwierigkeiten für ihr Geschäft.

Die Tische dürfte sie nicht wie sonst aufstellen und sie müsse dafür Sorge tragen, dass alle Gäste den Abstand einhalten würden.

Kult-Imbissbude wartet auf „Go“ von Bundeskanzlerin

Vosen müsste außerdem sicherstellen, dass Gäste sich mit Pommes und Currywurst mindestens 50 Meter weit von der „Wurstbraterei“ entfernen.

„Solange Frau Merkel nicht das okay gibt, dass wir Gastronomen wieder ganz normal arbeiten dürfen, kann ich nicht aufmachen“, sagt Eva Vosen bestimmt.

Alles andere sei für sie eine Milchmädchenrechnung.

„Ich möchte noch nicht aufhören, aber ...“

Solange die Situation wie jetzt sei, greife sie mit ihrem Mann auf ihre finanziellen Rücklagen zurück.

„Ich möchte noch nicht aufhören, aber wenn das so weiter geht, gehen mein Mann und ich einfach etwas früher als geplant in Rente“, erklärt die 63-Jährige. Wenn es nicht anders gehe, habe sie keine Wahl.

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Auch das „Tatort“-Filmteam dürfte momentan schließlich nicht filmen. Alle Kölner seien betroffen und so bleibe die „Wurstbude“ erst einmal bis auf weiteres in ihrem Hof stehen.