Kölner erfüllt sich TraumSchauspieler Haydar Zorlu baut sich eigenes Amphitheater

Der Kölner Schauspieler Haydar Zorlu baute sich in der Türkei sein eigenes Amphitheater.

Ein Mann, ein Theater. Sein Theater. Haydar Zorlu schuf sich nach antikem Vorbild eine Spielstätte in der Türkei.

Der in Köln geborene Schauspieler Haydar Zorlu hat sich einen ganz besonderen Traum erfüllt: In der Türkei baute er sich sein eigenes Amphitheater.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln/Izmir. Er spielte als Architekt Sinan Kurt den ersten türkischen Mörder in einem „Tatort“ („In der Falle“, 1993). Damals lebte der Schauspieler Haydar Zorlu (54) in einer netten Bude in der Kyffhäuser Straße in Kölns Studentenviertel. Heute, fast 30 Jahre später, hat sich der Kölner einen fantastischen Traum erfüllt.

Kölner Schauspieler Haydar Zorlu baut sich Haus mit Amphitheater

Und zwar in Ephesus, wo auch der Apostel Paulus drei Jahre lang lebte und den berühmten Brief an die Epheser schrieb. Ephesus liegt im Westen der Türkei. Hier, in einer Landschaft geprägt von Natur mit Olivenhainen und Feigenplantagen, hat sich Zorlu ein Haus gebaut – mit einem eigenen Amphitheater. Verrückt: Inspiriert haben ihn die berühmten Freilufttheater der antiken Welt – wie eben in Ephesus.

In der 1991 gedrehten WDR-Serie „Türkei – Land, Leute und Sprache“, in der Anatoliens Kultur vorgestellt wurde, war Haydar Zorlu erklärender Reiseführer und Hauptdarsteller, der seinen deutschen Freunden die Türkei zeigte. Während der Dreharbeiten war die Idee entstanden: „Ich war so beeindruckt von diesen Bauwerken in Ephesus und Aspendos, die ja jeweils 25.000 Menschen heute noch fassen. Ich hatte festgestellt, dass Anatolien das Mutterland des Theaters ist.“

Haydar Zorlu: Goethes „Faust“ als Solo-Stück

Und Theater war schon früh die Leidenschaft Zorlus. Schon auf dem Stadtgymnasium in Porz engagierte er sich in der Theater AG und war im Schülerensemble für Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ dabei. Er spielte mit 19 Jahren erfolgreich den Bettlerkönig Peachum. Das Projekt gewann 1987 den Schultheaterpreis NRW und wurde in der Schlosserei mehrfach aufgeführt.

Als die damalige Leiterin der Theatergruppe, die Deutschlehrerin Sylvia Strubelt-Schäfer, kürzlich verstarb, kam er zur Trauerfeier nach Köln. Am Gymnasium war Zorlu auch erstmals auf sein „Lebensthema“ gestoßen: Den „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Die 1808 veröffentlichte Tragödie gilt als das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur. 1991 begann Zorlu, sich intensiver mit „Faust“ zu beschäftigen – und machte aus dem Stoff ein Solo-Stück, eine Ein-Mann-Inszenierung, die er bis heute auf Deutsch oder auf Türkisch aufführt.

Haydar Zorlu: Fans aus aller Welt kommen in sein Amphitheater

In Köln, in Istanbul, in vielen Städten Deutschlands, in China und in Südafrika – und jetzt auch in seinem eigenen Amphitheater. Das hat er in dem Dorf Sirince errichtet, das in der Kreisstadt Efes (Ephesus) – Selçuk – liegt. Die Küste und das große antike Theater sind etwa zehn Kilometer entfernt.

„Das Theater ist so wie das antike Theater zum Meer gerichtet. Das ist wichtig wegen der Akustik“, erzählt Haydar Zorlu. Demnächst will ihn eine Gruppe eingefleischter „Faustianer“ in der Türkei besuchen, auch aus anderen Länden kommen Goethe-Fans, um die Inszenierungen des „Faust“ von Ephesus zu verfolgen.