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Rassismus-Schock in KölnJetzt spricht Opfer Joseph (55): Hässlichster Spruch war gar nicht auf den Videos

Joseph René Samnick (55) sitzt mit Handy an einem Tisch. Er wurde in einem Obdachlosenheim in Köln massiv rassistisch beleidigt.

Joseph René Samnick (55), hier auf einem Privatfoto, wehrt sich gegen die rassistischen Äußerungen, mit denen er angegriffen wurde.

Der Rassismus-Vorfall in einem Kölner Obdachlosenheim in der vergangenen Woche zieht immer weitere Kreise. EXPRESS.de sprach mit dem Opfer.

von Thomas Werner (tw)

Dieser Fall hat Köln erschüttert: Ende vergangener Woche waren Videos aus einem Kölner Wohnheim aufgetaucht, die in Windeseile bei Instagram die Runde machten. Darauf zu sehen: eine weiße Frau, das Gesicht gepixelt, die auf schlimmste Art einen schwarzen Mann beleidigt, mit dem sie in der Obdachlosen-Unterkunft wohnt.

Bei EXPRESS.de meldet sich nun das Opfer zu Wort: der Kölner Joseph René Samnick (55). Der Kameruner, der seit 23 Jahren in Deutschland lebt, hatte die Täterin bei ihrer Hasstirade gegen Ausländer selbst gefilmt, Tochter Raffaela (23) die Videos später ins Netz gestellt.

Rassismus-Vorfall in Köln-Ehrenfeld: „Die Frau beleidigt mich seit eineinhalb Jahren“

„Die Frau beleidigt mich seit eineinhalb Jahren jedes Mal, wenn wir uns sehen“, sagt Joseph gegenüber EXPRESS.de. Das komme zwar nicht täglich vor, weil er im vierten Stock wohnt und die Frau im zweiten, er sei die verbalen Angriffe aber mittlerweile gewohnt.

Am Tag der Videos, dem 13. Juni, sei die Lage dann aber eskaliert. Der hässlichste Spruch von Sarah B. (Name geändert) sei sogar noch vor der Aufnahme der Videos gefallen. „Hitler hat vergessen, euch alle zu vergasen“, soll sie laut Joseph gesagt haben. Dann startete der 55-Jährige die Video-Aufnahmen, rief die Polizei und erstattete Anzeige.

Die Kölner Polizei bestätigt den Einsatz, gegen 18.20 Uhr waren die Einsatzkräfte vor Ort und nahmen eine Anzeige wegen Beleidigung auf.

Anzeige wegen Beleidigung: Videos aus Kölner Obdachlosenheim ziehen weite Kreise

Am nächsten Tag suchten Joseph und Raffaela das Gespräch. Nach lautstarken Diskussionen soll sich B. widerwillig entschuldigt haben, als ihr bei zukünftigen Fällen erneut mit der Polizei gedroht wurde. „Sie hat es als Demütigung empfunden, sich bei meinem Vater entschuldigen zu müssen“, sagt Raffaela.

Die Frage, wie er so ruhig bleiben konnte, beantwortet Joseph auf traurige Weise: „Ich bin es schon gewohnt, dass das in Deutschland passiert. Das heißt nicht, dass alle Deutschen so sind. Aber ich habe schon viel Rassismus erlebt.“

Unter anderem war es bei seiner Arbeitsstelle in Langenfeld 2019 zu einem Vorfall gekommen (EXPRESS.de berichtete), das Verfahren gegen seinen Vorgesetzten, der ihm unter anderem ins Gesicht gespuckt haben soll, wurde später eingestellt.

Videos aus Köln: Stars wie Amira Pocher und Dominic Harrison teilten die Beiträge

Das soll jetzt nicht erneut passieren. Deswegen hat Tochter Raffaela den Weg in die Öffentlichkeit gesucht. Das Echo bei Instagram hat die 23-Jährige aber überrascht. „Darauf war ich nicht vorbereitet.“

Zehntausende sahen die Videos, Stars wie Amira Pocher (29) oder Dominic Harrison (30) teilten ihre Beiträge. Comedian Enissa Amani (40) und andere Promis nahmen sogar persönlich Kontakt auf. Raffaela markierte auch bewusst OB Henriette Reker (65) unter einigen Beiträgen und forderte eine Reaktion ein.

Raffaela W. schaut für ein Selfie in die Kamera. Sie kämpft für ihren Vater aus Köln.

Tochter Raffaela steht ihrem Vater zur Seite und fordert öffentlich weitreichende Konsequenzen.

Jetzt hält Raffaela ihre Follower auf dem Laufenden. Unter anderem, wie es mit der Strafanzeige weiter geht. Ein erster kleiner Erfolg ist schon erreicht: Am Dienstag (21. Juni), nur wenige Tage, nachdem der Fall bekannt wurde, musste die Täterin aus der Unterkunft in Ehrenfeld ausziehen.

„Es muss auf juristischer und politischer Ebene Konsequenzen geben“

Doch dabei soll es nicht bleiben. „Wir brauchen die öffentliche Aufmerksamkeit, um über das Thema Rassismus aufzuklären“, sagt sie. „Aber das reicht nicht. Es muss auf juristischer und politischer Ebene Konsequenzen geben.“

Mittlerweile hat Raffaela eine Petition ins Leben gerufen und will erreichen, dass die deutsche Kolonialgeschichte, „Black History“ und Anti-Rassismus an deutschen Schulen gelehrt wird. Mehr als 120.000 Menschen hatten am Donnerstag (23. Juli) um 15 Uhr unterschrieben.

Ein Hoffnungsschimmer im laufenden Fall: Auf den Videos ist zu sehen, wie René der Frau sein Handy zeigt und mitteilt, dass er sie bei ihren Taten filmt. Da sie sagt, dass ihr das egal sei und sie zu ihrer „Meinung“ stehe, können die Aufnahmen unter Umständen als Beweismittel eingebracht werden.