Nach irrer Klo-DemoGroße und kleine Geschäfte machen? Kölner Veedel atmet auf

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Täglich nutzen 70.000 Menschen den Verkehrsknotenpunkt Wiener Platz: Wer mal muss, hat hier zur Zeit noch ein Problem. Darauf machte auch dieser Demonstrant am 19. November aufmerksam.

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Es war eine außergewöhnliche Demonstration, die am 19. November auf dem Wiener Platz in Mülheim stattfand: Aktivisten saßen dort auf einer mitgebrachten Kloschüssel, umgeben von Toilettenrollen. Eine wirksame Protestaktion gegen die Situation dort. Denn jetzt sollen endlich Toiletten installiert werden.

Wiener Platz in Köln: 70.000 Menschen täglich vor Ort

Den Wiener Platz bevölkern täglich rund 70.000 Menschen, darunter auch zahlreiche Obdachlose. Doch kein einziges Klo stand dort zur Verfügung. Ein nicht hinnehmbarer Zustand, befanden vor allem die Initiatoren von „Heimatlos in Köln“ (HiK), die „Straßen-Mutti“ Linda und Sprecher Franco Clemens: „Mit dem Lockdown sind alle Restaurants und Cafés geschlossen, kein WC vorhanden. Besonders hart trifft es dabei Frauen und die Obdach,- und Wohnungslosen am sozialen Hotspot Wiener Platz.“

Klo für Wiener Platz: Dringlichkeitsantrag in der Bezirksvertretung

Daher hatte er den witzigen Protest organisiert, der entsprechend positiv aufgenommen wurde. Dutzende Passanten setzten sich für ein Selfie auf die Kloschüssel, dann drückten sie ihren Protest mit ihrer Unterschrift aus.

Und das wirkte. Umgehend landete am 7. Dezember unter Punkt 8.1.9.1 ein Dringlichkeitsantrag in der Bezirksvertretung Mülheim auf der Tagesordnung, dem einstimmig stattgegeben wurde. Die Bezirksvertretung beschloss als Sofortmaßnahme die Aufstellung eines Toilettenwagens am Wiener Platz, mittelfristig eine Containerlösung und langfristig den Bau und Betrieb einer öffentlichen Toilettenanlage.

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Der kreative Protest am 19. November gegen die Klosituation: Sitzen auf der Schüssel mitten auf dem Wiener Platz.  

Die Verwaltung wurde zudem beauftragt, den Verein „Heimatlos in Köln e.V.“ von Anfang an in die Betreuung und Organisation der Toiletten mit einzubeziehen.

Freunde herrscht bei den Verantwortlichen: „Vernunft und Menschlichkeit haben gesiegt. Die Aktion beweist, dass man in Köln mit etwas Intelligenz und Kunst durchaus Dinge bewegen kann“, kommentierte Franco Clemens den Beschluss. Kollegin Linda wird mit der Verwaltung gemeinsam überlegen, wo die Toiletten platziert werden und wer sie sauber hält.