70.000 Menschen und kein LokusIrre Klo-Demo in Köln: Auch Bürgermeister stinkt's

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Der kreative Protest am 19. November gegen die Klosituation: Sitzen auf der Schüssel mitten auf dem Wiener Platz.  

von Ayhan Demirci (ade)Oliver Meyer (mey)

Köln – So eine Demonstration hat Köln auch noch nicht gesehen: Mit einer witzigen Aktion haben Kölner Bürger auf die desolate WC-Situation am Wiener Platz in Mülheim, einem der größten Verkehrsknotenpunkte der Stadt, aufmerksam gemacht.

Kölner demonstrieren für Klo am Wiener Platz

Für die Initiatoren von der Gruppe „Heimatlos in Köln“ erklärt Franco Clemens: „Mit dem Lockdown sind alle Restaurants und Cafes geschlossen, so dass ein Toilettengang für die fast 70.000 Bürger, die täglich über den Wiener Platz gehen, kaum möglich ist. Besonders hart trifft es dabei Frauen und die Obdach,- und Wohnungslosen am sozialen Hotspot Wiener Platz.“

Köln: Demo am Wiener Platz mit Kloschüssel

Die Aktivisten hatten eine Kloschüssel mitgebracht und auf dem Platz aufgestellt, umgeben von Klopapierrollen.

Mit der Resonanz waren die Macher zufrieden: „Die Aktion hat viel Anklang bei den Bürgern gefunden, die abwechselnd selbst auf der Kloschüssel mit viel Humor Platz genommen haben. Gleichzeitig konnten sehr viele Unterschriften von Bürgern gesammelt werden, die das Anliegen einer Toilette am Wiener Platz unterstützen. Der Wiener Platz steht dabei sicherlich zum Lockdown exemplarisch für viele Orte in Deutschland.“

Tatsächlich wünscht sich die Bezirksvertretung Mülheim mit Bürgermeister Norbert Fuchs (SPD) an der Spitze schon seit längerem die Einrichtung einer öffentlichen Toilettenanlage – so gibt es beispielsweise ein WC in der U-Bahnstation Venloer Straße, oder eine moderne Anlage im Belgischen Viertel.

Fuchs zum EXPRESS: „Es gibt dazu klare Beschlussvorlagen, aber die Stadtverwaltung lehnt die Pläne ab und begründet das mit der Drogenszene am Wiener Platz.“

Fuchs stellt fest, dass derzeit auch die Toiletten im Bezirksrathaus am Wiener Platz nicht wie sonst genutzt werden können. Wegen Corona bekommen nur Bürger, die einen Termin im Rathaus haben, Eintritt in das Gebäude.