Ravioli statt ReichsbürgerNach Gastro-Eklat: Kölner sorgen für Neuanfang im Veedel

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Hauseigentümer und Architekt Werner Scherer, Ex-Bürgermeister Hans-Werner Bartsch sowie Antonio und Nicola Bonanno (v.l.) zeigen am Donnerstag, 29. April, die neuen Räumlichkeiten des Holweider Lokals.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Es war ein Eklat, der nicht nur im rechtsrheinischen Veedel für Empörung sorgte: Das „Königreich Deutschland“ hatte sich in Holweide niedergelassen. Selbst ernanntes Oberhaupt ist Peter Fitzek, dem sich eine Kölner Wirtin angeschlossen hatte. Ihr Lokal an der Bergisch Gladbacher-Straße drohte zum Treff der Reichsbürger-Szene zu werden. Doch das konnte im letzten Moment verhindert werden. Am Donnerstag, 29. April, verkündete Ex-Bürgermeister Hans-Werner Bartsch den Neuanfang. Und der wird ganz Köln schmecken.

  • Köln-Holweide: Neuanfang nach Reichsbürger-Eklat
  • Ladenlokal an Bergisch Gladbacher Straße neu verpachtet
  • Bekannte Trattoria in Kölner Veedel zieht um

Köln-Holweide: Neue Gastronomie an Bergisch Gladbacher Straße

Ravioli statt Reichsbürger, Carbonara-Leckerei statt Corona-Leugnerei – in den Neubau von Architekt von Eigentümer Werner Scherer ist der gute Geschmack gezogen. Familie Bonanno, die seit mehr als 25 Jahren die Trattoria „Il Rustico“ betreibt, übernimmt zum 1. Mai das Ladenlokal.

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Nicola (l.) und Antonio Bonanno setzen in ihrem Lokal auf sizilianische Spezialitäten, darunter natürlich viel Fisch.

„Ich freue mich, dass endlich wieder ein positives Signal von diesem Standort ausgeht“, sagt Bartsch. So soll der Betrieb wieder zum beliebten Veedelstreffpunkt werden, wenn nicht nur das Take-away-Geschäft möglich ist.

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Davon sind Antonio Bonanno (34) und sein Vater Nicola (58), der aus Sizilien stammt, überzeugt: „Wir sind wegen der Lage umgezogen, im Außenbereich haben wir im Sommer viel mehr Möglichkeiten, wenn Corona es zulässt. Und die Stadtbahnhaltestelle ist nur einen kurzen Fußweg entfernt“, sagt Antonio.

Holweide: Gastronomen warten nur noch auf Konzession der Stadt Köln

Ihre sizilianischen Gerichte, die sich vom Einerlei zahlreicher Veedels-Italiener abheben, werde es weiterhin geben. „Vor allem frischen Fisch“, sagt Nicola. Investiert wurde unter anderem in einen neuen Steinofen für eine noch bessere Pizza.

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Auf der Terrasse des Lokals sollen demnächst Pizza und Pasta serviert werden, hoffen Hans-Werner Bartsch, Werner Scherer und die Gastronomen Nicola und Antonio Bonanno (v.l.).

Nun hoffen Vater und Sohn, dass ihnen die Stadt Köln in Kürze die Konzession erteilt. Genau über diese verfügte die Wirtin einst nicht, als sie ihr Lokal im Juli 2020 nach einer Pause wiedereröffnen wollte.

So war es für die Stadt Köln ein Leichtes, den Laden dicht machen zu können – zur Erleichterung nahezu aller Holweider: „Die Wirtin war früher ganz okay, aber dann ist sie im Zuge von Corona und unter dem Einfluss dieser Reichsbürger-Szene regelrecht abgeschmiert“, erinnert sich ein ehemaliger Kellner im EXPRESS.

Razzia in Köln-Holweide wegen Reichsbürger-Szene

Nach der Razzia des Ordnungsamts und der Schließung geschah zunächst einmal nichts, bis die Wirtin Anfang des Jahres um die Auflösung des Mietvertrags bat. „Genau darauf hatte ich gehofft“, sagt Eigentümer Werner Scherer, der die Familie Bonanno schon vor mehreren Jahren gerne als Pächter gehabt hätte.

„Umso schöner dass es jetzt geklappt hat“, so der Architekt. Doch bis zum vollständigen Happy End gibt es nach den Reichsbürgern noch einen undurchschaubaren, viel größeren Gegner: Corona.