In Köln guckten am Samstag einige Passantinnen und Passanten redensartlich dumm aus der Wäsche, als ihnen auf offener Straße Geldscheine zugesteckt wurden ...
Geldregen am Alter MarktWirbel um Fake-Scheine in Köln: Was bedeuten die 80-Euro-Noten?

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80-Euro-Scheine gab es am 15. Oktober 2022 nicht nur in Köln am Alter Markt.
Ein 50-Euro-Schein ist mehr wert als ein 20-Euro-Schein. Das lernen Kinder schon in der Grundschule. Aber gibt es eigentlich auch einen 80-Euro-Schein? Scheinbar schon!
Aktivistinnen und Aktivsten haben am Samstag (15. Oktober 2022) 80-Euro-Noten in 19 deutschen Städten verteilt. Auch in Köln. Aber was hatte es damit auf sich?
Köln: Falschgeld am Alter Markt?
Zwischen 12 und 17 Uhr am Samstag verteilten als Fußballfans verkleidete Personen auf dem Alter Markt in Köln 80-Euro-Scheine an Passantinnen und Passanten.
Die ehrenamtlichen Aktivistinnen und Aktivisten gehörten zur Menschenrechtsorganisation „International Justice Mission“ (IJM) und führten die Aktion im Rahmen der Kampagne #stoppsklaverei durch.

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Eine Aktivistin von „International Justice Mission“ fordert am 15. Oktober 2022 einen Stopp der Sklaverei.
„28 Millionen Menschen weltweit werden zur Arbeit gezwungen – mehr als jemals zuvor“, berichtet IJM, deren Mitglieder am „Europäischen Tag gegen Menschenhandel“ die Scheine unters Volk brachten.
Warum die IJM-Mitglieder bei der Aktion Fankleidung trugen, liegt nahe, schließlich beginnt im November die Fußball-WM in Katar, wo tausende Arbeitsmigranten im Zuge der Bauarbeiten starben. Doch warum ausgerechnet 80-Euro-Scheine?
Köln: Menschenrechtsorganisation weist auf moderne Sklaverei hin
Die sichtlich gefälschten 80-Euro-Scheine sollten „auf den durchschnittlichen Kaufpreis von Menschen in Sklaverei hinweisen.“
Die Geldscheine bildeten die Gesichter zweier Betroffener moderner Sklaverei ab. Zum einen von Chandramma, die in einer Textilfabrik im Süden Asiens ausgebeutet wurde. Zum anderen von Ron aus Kambodscha, der in der thailändischen Fischereiindustrie zur Arbeit gezwungen wurde. Beide konnte mittlerweile aus den Mechanismen der modernen Sklaverei befreit werden.
„Wir sprechen heute von rund 50 Millionen Menschen weltweit, die in Zwangsarbeit und anderen Formen moderner Sklaverei ausgebeutet werden. Das ist ein globales Problem, das uns alle angeht“, erklärte Dietmar Roller, der Vorstandsvorsitzende von IJM Deutschland.
Weiter sagte Roller: „Arbeitssklaverei geht weit über beispielsweise den Bau von Fußballstadien in Katar hinaus. Sie betrifft die Produktion der Kleidung, die wir tragen, der Fußbälle, mit denen wir spielen, bis hin zu den Smartphones, auf denen wir den Stand der WM-Spiele verfolgen werden. Auch in Deutschland müssen wir uns dieser Tatsache bewusst sein und gemeinsam mit Nachdruck handeln, um Sklaverei weltweit zu beenden.“
Neben der finanziellen Förderung von Projekten gegen Ausbeutung und Armut möchte IJM Deutschland die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft über moderne Sklaverei aufklären. Laut eigenen Angaben hat International Justice Mission bereits über 76.000 Menschen aus Sklaverei und Unterdrückung befreien können. (jm)