Deutzer Drehbrücke dichtKöln kippt „Bürgertreppe“ – Bezirksbürgermeister geschockt

Drehbrücke

Wegen der gesperrten Drehbrücke im Deutzer Hafen, hier am 17. März, sollte eigentlich eine provisorische Treppe installiert werden.

von Marion Steeger (MS)

Köln – Erst waren die Deutzer auf dem Baum, dann schien es eine Lösung zu geben. Doch jetzt gab es von der Stadt eine bittere Nachricht: Der provisorische Treppenturm an der Severinsbrücke kommt jetzt doch nicht! Er sollte eigentlich den Menschen auf der Schäl Sick lange Wege und Gedränge im Zusammenhang mit der Sperrung der Deutzer Drehbrücke, die mindestens 45 Wochen dauert, ersparen.

  • Stadt Köln verkündet Aus für provisorischen Treppenturm
  • Deutzer Drehbrücke monatelang gesperrt
  • Anwohner müssen lange Umwege in Kauf nehmen

Dabei schien alles klar: Auf Dringlichkeitsbeschluss der Bezirksvertretung Innenstadt und gemäß eines Beschlusses des Krisenstabes wurde die Verwaltung beauftragt, die Einrichtung eines Treppenturms von der Severinsbrücke auf den neben der Hafenzufahrt liegenden Leitdeich zu prüfen. 

Deutzer Drehbrücke: Stadt Köln legt Plan ad acta

Doch den Plan legte die Stadtverwaltung plötzlich ad acta. Aus zwei Gründen: hohe Kosten und Entspannung der Corona-Lage. Der Treppenturm zur Severinsbrücke, der den Anwohnern den langen Umweg über Siegburger Straße/Am Schellert zu den Poller Wiesen erspart hätte, sollte nach ersten Schätzungen der Stadt 370.000 Euro kosten. 

Alles zum Thema Corona

Drehbrücke 3

Die Deutzer Drehbrücke, hier eine Aufnahme vom 21. Februar vor der Sperrung, ist bei Radlern und Fußgängern beliebt.

Doch laut Stadt grätscht jetzt der Naturschutz dazwischen: „Die Lage im Landschaftsschutzgebiet sowie damit verbundene naturschutzrechtliche Auflagen führen unter anderem zu höheren Gründungskosten und einem wesentlich erhöhten Aufwand bezüglich der Baustellenlogistik.“ Aktuelle Kostenschätzung: satte 588.000 Euro. 

Deutzer Drehbrücke: Kosten, Corona-Lage und eingeschränkte Nutzung

Weitere Argumente der Stadt gegen die Einrichtung der „Bürgertreppe“: Die könne ja nicht durch Radler genutzt werden, es gebe dort keine Barrierefreiheit, außerdem entspanne sich die Corona-Lage. „Ein zwingendes Erfordernis für die Maßnahme der Gefahrenabwehr zur Entzerrung der Fußgängerströme wird aufgrund des deutlich gesunkenen Inzidenzwertes nicht mehr gesehen“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. 

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) ist geschockt: „Das ist ein erschreckendes Dokument dafür, wie man bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche politische Arbeit vor die Wand fahren lässt.“ Er sei davon ausgegangen, dass die Stadt in Sachen Brücke etwas machen wolle, damit es „die Menschen vor Ort nicht so brutal trifft“.

Doch da habe er sich wohl getäuscht. Hupkes bitteres Fazit: „Ich glaube in Köln nur noch das, was ich anfassen, riechen oder schmecken kann.“ Entscheidungen wie das Aus für die „Bürgertreppe“ trieben die Bürger in die Verweigerung, demotivierten sie. Hupke: „Die Menschen gehen dann einfach nicht mehr mit.“