von Adnan Akyüz (aa)
„Das ist ein Massenmörder“Protest gegen „Stalin-Wein“ in Chorweiler
Köln – Kaviar, Räucherfisch, Wodka – in den Filialen des Supermarkts „Ledo“ gibt es viele russische Delikatessen. Auch einen lieblichen Rotwein mit dem Konterfei des Ex-Sowjet-Chefs Josef Stalin (†1953). Die Massenmörder-Marketingidee erzürnt viele Russlanddeutsche. EXPRESS fragte in der Filiale in Chorweiler nach.
Wirbel in Chorweiler-Nord
Den „Stalin-Wein“ verkauft „Ledo“ für 5,99 Euro pro Flasche in seiner Filiale im Kölner Norden und bewirbt ihn auch auf Facebook.
„Warum verkauft Ledo neben den guten Weinen auch die mit dem Massenmörder Stalin auf dem Etikett?“, fragt Alexander Litzenberger (50) aus Chorweiler.
Die Antwort von Ledo: „Dieser Wein hat bestimmte Geschmackseigenschaften, die von unseren Kunden geschätzt werden. Deshalb wird der Wein in unseren Geschäften angeboten.“
Empörung auf Facebook
Auch andere kritisieren das Produkt und die Haltung der Firma. „Das ist eine sehr geschmack- und verständnislose Aussage von Ihnen! Oder führt Ledo Markt auch deutsches Bier mit Hitler-Konterfei drauf, welches besonders gut schmeckt?“, schreibt ein Nutzer.
Filialleiterin: „Verkauft sich gut“
Anders sieht es in der Filiale in Chorweiler aus. Als EXPRESS sich umhört, sagt die Filialleiterin: „Der Wein ist sehr beliebt und verkauft sich gut. Warum haben die Leute etwas gegen ihn?“
Russlanddeutsche wütend
Der Kölner Historiker Alexander Litzenberger kann diese Haltung nicht nachvollziehen. Er gehört zu der Gruppe der Russlanddeutschen, von denen Millionen unter Stalins Herrschaft deportiert und getötet wurden.
Er ist auch in der „Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“ (LmDR) aktiv. Der Verein kümmert sich um die Belange von bundesweit rund 2,6 Millionen Russlanddeutschen, wovon etwa 60.000 in Köln leben.
Aus Sicht mancher Russen ist Stalin ein Held, weil er etwa die Nazis besiegt hat. Außerdem: Der „Kindzmarauli“-Wein wird in Georgien hergestellt, woher auch Stalin stammt.
Was sagt der Supermarkt-Chef?
EXPRESS fragte bei Ledo-Geschäftsführer Dmitrij Lysyi nach: „Wir haben das Produkt aus unserem Sortiment genommen. Wir möchten diesen ungewollten Konflikt nicht weiter anstacheln. Unsere Marketingstrategie war anders geplant, als die Rückmeldungen uns es zeigten.“
Das war Josef Stalin
Der ehemalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Josef Stalin ( †74, „der Stählerne“), war von 1941 bis 1945 der Oberster Befehlshaber der Roten Armee. Daher seine Beliebtheit in Russland.
Während seiner Regierungszeit errichtete er eine totalitäre Diktatur, ließ im Rahmen politischer „Säuberungen“ mehrere Millionen Gegner verhaften, zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten. Darunter viele Russlanddeutsche.
(exfo)