Problemviertel ChorweilerWarum der Wandel des Stadtbezirks so wichtig für Köln ist

Hohe Wohnbauten in Köln-Chorweiler hinter einem Spielplatz.

Wohnhäuser in Chorweiler. Das Foto wurde im Januar 2022 aufgenommen.

Der Kölner Bezirk Chorweiler hat nach außen hin oft ein negatives Image. Zuletzt fiel er durch die geringe Wahlbeteiligung auf. Es findet jedoch auch ein Wandel statt.

von Carolina Bosch ()

Plattenbauten, tiefe Häuserschluchten, sozialer Brennpunkt – das ist das Bild, das viele von Köln-Chorweiler haben. Es sind Auswüchse des Leitbildes, unter dem der Stadtteil Anfang der 1970er Jahre entstand.

Damals galt: „Urbanität durch Dichte“. Dann folgten viele Jahre Vernachlässigung und fehlende Instandhaltung des Wohnraums, was sich nicht besonders gut auf das Image des Bezirks auswirkte. In der Vergangenheit fiel er immer wieder durch negative Schlagzeilen auf.

Chorweiler: Niedrigste Wahlbeteiligung in Köln 2022

Beispielsweise wurde in Chorweiler erst kürzlich zur Landtagswahl 2022 die geringste Wahlbeteiligung in der Stadt gemessen. Das heißt, lediglich jeder Fünfte ging zur Wahl. Zudem erhielt die AfD dort mit 19,9 Prozent das stärkste Ergebnis innerhalb Kölns.

Auch die Arbeitslosenquote ist im Kölner Vergleich ziemlich hoch. Laut statistischem Jahrbuch der Stadt lag Chorweiler im Jahr 2020 mit 18,7 Prozent auf Platz drei hinter Gremberghoven (19,8 Prozent) und Finkenberg (24 Prozent).

Chorweiler wird allerdings in Zukunft eine größere Rolle in der Stadtentwicklung spielen. Die Kölner Bevölkerung wächst und benötigt Wohnraum. Der Bezirk soll die Menschen wieder anziehen und attraktiver wirken. Deswegen soll die Qualität des Wohnumfeldes dort gesteigert werden, erklärt die Stadt.

Projekte sollen Chorweiler attraktiver gestalten

Mit einer Aufwertung des öffentlichen Raumes soll demnach eine neue Aufenthaltsqualität geschaffen werden, damit sich die Menschen dort wohlfühlen. In diesem Zuge fand bereits im Jahr 2016 eine Bürgerbeteiligung für die Umgestaltung öffentlicher Plätze in Chorweiler statt.

Ein rot angestrichener Sportparcours mit Boulderwand an einem Gebäude.

Auf dem neugestalteten Liverpooler Platz in Köln-Chorweiler, hier im Januar 2022, gibt es einen Sportparcours inklusive Boulderwand.

Die Erreichung dieser Ziele wurde im Projekt „Lebenswertes Chorweiler – Ein Zentrum im Wandel“ zusammengefasst, das das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat mit rund fünf Millionen Euro förderte. Zwischen 2019 und 2022 erhielten der Pariser Platz, der Liverpooler Platz und die Lyoner Passage ein neues Erscheinungsbild.

Es entstanden Eventflächen, Sport- und Spielgelegenheiten, wie eine Boulderwand oder ein Outdoor-Sportparcours. Auch künstlerische Elemente, wie die immer wieder neugestaltete Skulptur „Tomate“ auf dem Pariser Platz, fanden Beachtung in dem Projekt.


Die Skulptur „Tomate“ zeigt zwei Hände, die eine Tomate halten. Sie ist in den Farben gelb und lila bemalt und erinnert an das Trikot des verstorbenen Basketballstars Kobe Bryant.

Die Skulptur „Tomate“ auf dem Pariser Platz wurde in den letzten Jahren immer wieder umgestaltet, wie hier im Jahr 2020, als Hommage an den ums Leben gekommenen Basketballstar Kobe Bryant.

Im April wurde die Initiative mit dem Polis Award für städtische Entwicklung in der Kategorie „Lebenswerter Freiraum“ ausgezeichnet. Die Stadt Köln zeigt sich zufrieden. „Die Umgestaltung der zentralen Chorweiler Plätze kann als ein erfolgreiches Beispiel für eine gelungene Aufwertung eines in die Jahre gekommenen Freiraums angesehen werden“, betont eine Sprecherin.

Mit weiteren Initiativen sollen auch Integration, Toleranz und Demokratie-Verständnis gefördert werden. Beispielsweise fand vor der Kommunalwahl 2020 vor allem für Erstwählende eine umfangreiche Online-Kampagne zur Information und Interaktion statt. Damals lag die Wahlbeteiligung bei 42,5 Prozent. Deutlich höher als bei der diesjährigen Landtagswahl.

Bezirksbürgermeister: „Chorweiler ist so viel mehr“

„Wir sehen hier in Chorweiler eine Fortführung der allgemeinen Tendenz einer geringen Wahlbeteiligung“, erklärt Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner. „Man sollte sich vor allem einmal die Gruppen genauer anschauen, die nicht wählen gehen.“ Vielen sei gar nicht erst klar, was die Politik überhaupt für sie tut.

Die Gestaltung der neuen Plätze im Zentrum von Chorweiler findet Zöllner gelungen. Man sei damit einen Schritt weitergekommen. „Die Plätze haben eine gute Qualität erreicht und Chorweiler aufgewertet“, sagt er. Es sei allerdings noch einiges zu tun. Als Beispiel nennt er den Turkuplatz, das City-Center oder den Weserplatz, an denen gearbeitet werden müsse.

Ein Problem sieht Zöllner in der Fokussierung, die oft lediglich auf das Zentrum von Chorweiler gerichtet wird – sowohl in den Aufwertungsbestrebungen als auch in dem Bild, das die Menschen von dem Bezirk haben. Unter anderem Esch, Fühlingen, Heimersdorf, Lindweiler oder Worringen gehören ebenfalls dazu. „Chorweiler ist so viel mehr“, betont er.

Als positive Beispiele nennt er eine gute Verkehrsanbindung, die vielen Seen, die Rheinaue oder das Barock-Schloss „Arff“. „Aus meiner Sicht ist Chorweiler der schönste Bezirk von Köln“, verrät Zöllner.