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Schock-FotosWie sich Köln am 11.11. im Vergleich zum Vorjahr verändert hat

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Unterschiedlicher könnten diese beiden Tage nicht sein. Links ist der Heumarkt am 11.11.2020 zu sehen. Gegenüber ein Rückblick auf den Sessions-Auftakt 2019.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Elfter im Elften 2020: EXPRESS-Redakteurin Madeline Jäger war den ganzen Tag als Reporterin in der Stadt unterwegs. Die vergangenen sieben Jahre hat sie den Sessions-Auftakt immer ausgiebig gefeiert. Hier schildert sie nun ihre Eindrücke aus Köln an diesem historischen 11.11.2020.

Leise kölsche Töne in der KVB-Straßenbahn. Eine Frau trägt Kopfhörer und hört: „Kölsche Jung.“ Sie wippt mit den Füßen, verkleidet ist sie aber nicht.

Die Frau steigt am Heumarkt aus und geht ihrer Wege. Wohl zur Arbeit. „Unglaublich oder? Nichts los“, sagt eine ältere Dame auf dem Kölner Heumarkt zu einer anderen Frau. Das Epizentrum des Sessions-Auftakts ist am 11.11.2020 um 11.11 Uhr menschenleer.

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Köln am 11.11.2020 - Stille, wo es sonst laut ist 

Lediglich Presseteams, die Polizei und die Anwesenheit des Ordnungsamts weisen am Heumarkt darauf hin, dass das hier kein Tag wie jeder andere ist.

Wer den 11.11. immer ausgiebig gefeiert hat und sich Karnevalist nennt, der muss bei diesem Anblick kurz schlucken. 

Köln: Stolz auf die Kölner, dass sie die Party nicht über die Solidarität stellen

Wer die Severinstraße an Karneval kennt, reibt sich am 11.11. 2020 verwirrt die Augen. Hier in der Südstadt konnte keiner dem Karneval jemals aus dem Weg gehen, selbst wenn er gewollt hätte. Eine nicht-verkleidete Person am 11.11. im Vringsveedel? Fast undenkbar. Früher wäre der Zivilist in der bunten Menge extrem aufgefallen; am 11.11.2020 ist es umgekehrt.

Wenn eine einzelne Person im Piraten-Kostüm heute die Severinstraße entlanggeht, richten sich alle Blicke auf sie. Alle haben dabei wohl die gleiche Frage im Kopf: Wird diese Piratin nun ausgelassen feiern und Karneval damit auf lange Zeit komplett aufs Spiel setzen?

„Köln is e jeföhl“ – immer noch

Hoffentlich nicht. Als Hessin hat mich das gemeinsame Feiern der Kölner, bei Wind und Wetter (!) jedes Jahr beeindruckt. Sieben Jahre lang habe auch ich diesen Tag mit Freunden begeistert gefeiert und um 11.11 Uhr angestoßen.

Als Zugezogene hat mit die Solidarität der Kölner bereits in meinem ersten Jahr (2013) stark imponiert. Als ich in den Massen der Karnevalisten beim Sessions-Auftakt meine Gruppe verlor, hakte sich eine völlig fremde Frau im Bärenkostüm wie selbstverständlich bei mir unter und schunkelte mit mir und ihren Bekannten.

Als ich meine Freunde wiederentdeckte und mich dankbar von ihr verabschieden wollte, kam die Bären-Gruppe kurzerhand mit und wir feierten alle zusammen. „Köln is e Jeföhl“, sagte die Frau damals zu mir.

Kölner Zusammenhalt und Solidarität spürbar – trotz menschenleerer Stadt

Dieses „Jeföhl“ des Zusammenhalts und der Solidarität – egal was passiert – das war auch dieses Jahr wieder präsent. Jede unverkleidete Person, jeder menschenleere Karneval-Hotspot, die ständig präsente Selbstverständlichkeit des nicht-Feierns an diesem Tag; die hat mich, die Köln gerade wegen des Karnevals immer so sehr geschätzt hat, sehr gerührt.

Die Kölner haben dem Coronavirus mit ihrer zurückhaltenden Solidarität am 11.11.2020 den Kampf angesagt. Wohl auch, damit wir hoffentlich nächstes Jahr wieder umso kräftiger anstoßen und umso ausgelassener miteinander feiern können. Alaaf!