Ketchup-Effekt nach Suez-HavarieDas kommt jetzt auf die Kölner Hafen zu

2019_Luftbildaufnahme_bearbeitet ohne Auto_jufu

Der Containerhafen in Niehl, hier am 17. Juni 2019, ist Kölns Tor zum globalisierten Seehandel.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Köln – 3.150 Kilometer liegen zwischen Köln-Niehl und dem Suezkanal, wo bis zum 29. März 2021 der Frachter „Ever Given“ auf Grund lag. Die Erschütterungen der Mega-Panne könnten in der kommenden Woche Kölns wichtigsten Containerhafen erreichen.

  • Am 29. März 2021 wurde die „Ever Given” aus ihrer Havarie am Suezkanal befreit.
  • Kommende Woche kommt der Schiffs-Stau in Europa an
  • Auch die Kölner Hafen bereiten sich auf Auswirkungen vor

Der Kölner Hafen ist nach Duisburg der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands. Insgesamt fünf Hafenanlagen hat die Stadt am Rhein. Die wichtigste für den globalen Seehandel: Der Containerhafen in Niehl. Hier werden Waren aus der ganzen Welt umgeschlagen. 

„Ever Given”: Kölner Hafen rechnet mit Auswirkungen

Wenn im weltweiten Handelsnetzwerk was klemmt, ist das immer irgendwie auch hier zu spüren. Und die „Ever Given” mit ihren rund 20.000 Containern an Bord, die klemmte bekanntlich gewaltig. 

Ever Given frei

Das Containerschiff „Ever Given” liegt am 29. März 2021 im Suez-Kanal.

„Das ist eine Sache, die wir noch nie gehabt haben”, sagt auch Oliver Haas, Manager bei der Niehler Betreiberfirma CTS Container-Terminal. 

Nach Suez-Havarie: Schiffstau erreicht europäische Häfen

Denn: Die Havarie im Suez-Kanal verursachte einen gigantischen Schiffsstau. Eine Woche lang sammelten sich die Frachter vor der Verbindung zwischen Indischem Ozean und Mittelmeer. Über 400 waren es, als die „Ever Given” schließlich frei kam – viele davon mit Ziel Europa.

CTS-056

Oliver Haas sprach am 8. April 2021 mit EXPRESS über die Konsequenzen der Suez-Havarie für die Kölner Häfen.

Und was passiert, wenn sich eine hartnäckige Verstopfung plötzlich löst, weiß jeder, der schon einmal mit einer Ketchup-Flasche hantiert hat.

Stau auf dem Rhein? Hafen-Manager gibt Entwarnung

Wer das nicht weiß, kann sich in der kommenden Woche an den großen Seehäfen in Rotterdam, Antwerpen, Bremerhaven oder Hamburg ein Bild davon machen. Dort kommen die Seeschiffe an, deren Container schließlich über kleinere Binnenschiffe oder Züge nach Köln gelangen.

Und das werden in der nächsten Woche, wenn einige sein, wie Hafen-Manager Haas erklärt: „Vor dem Hafen in Rotterdam dürften sich die Schiffe dann wie an der Perlenkette aneinanderreihen.”

Kölner Hafen ist auf Suez-Schock vorbereitet

Und dann? Stau auf dem Rhein? „Nein”, gibt Haas Entwarnung. „Wir haben einen festen Fahrplan mit zehn Binnenschiffen, die für unsere Gruppe im Einsatz sind. Die Schiffe werden im Import nun aber stärker ausgelastet sein, dass heißt, es sind mehr Container geladen als durchschnittlich.”

Heißt: Extraschichten und Stress für die Mitarbeiter der Kölner Häfen und ihrer Flotte. Aber: Zu größeren Lücken in den Lieferketten wichtiger Waren sollte es dennoch nicht kommen. Intelligente Logistiksysteme verhindern das.

„Ever Given”: Auswirkungen für Kölner Hafen

„Diese Planung müssen wir auch bei Hochwasser oder Stürmen machen. Wir sind im Grunde genommen darauf eingestellt”, sagt Haas. 

Denn auch wenn die Havarie der „Ever Given” bislang einmalig ist – zu 100 Prozent berechenbar ist der Seehandel nie.