„Das ist Nötigung“Zoff um Sitzung – Präsident wehrt sich

Herrenfrühschoppen der Karnevalsgesellschaft KG Kölsche Grielächer im Humboldt-Gymnasium.

Beim traditionellen Herrenfrühschoppen der Kölschen Grielächer gibt es immer viel zu lachen. Hier steht Dave Davis als Motombo Umbokko auf der Bühne.

Die KG Kölsche Grielächer muss sich Kritik anhören, weil sie Tickets für eine beliebte Sitzung nur im Doppelpack mit Karten einer weiteren Veranstaltung verkauft.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Die nächste Karnevalssession wirft bereits ihre Schatten voraus. Auch wenn der Sommer gerade noch einmal ein Comeback feiert, freuen sich viele Jecke schon wieder auf die fünfte Jahreszeit.

Das designierte Kölner Dreigestirn steckt in den Vorbereitungen auf die Session, und auch bei vielen Gesellschaften gibt es schon einiges zu tun. Am 12. Oktober 2025 steigt im Humboldt-Gymnasium am Kartäuserwall eine der ersten Sitzungen.

Kölsche Grielächer: Wirbel um Sitzungs-Tickets im Doppelpack

Der traditionelle Herrenfrühschoppen der Kölschen Grielächer findet bereits zum 54. Mal statt. In diesem Jahr gibt es im Vorfeld einen lautstark ausgetragenen Krach.

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Toni Glasow, FC-Fan und großer Freund des Kölner Karnevals, besucht den Frühschoppen seit über 20 Jahren. „Seit mindestens zehn Jahren bin ich in unserem Freundeskreis für die Kartenbestellung verantwortlich. Wir sitzen immer am gleichen Tisch, haben die gleichen Plätze und haben zuletzt stets acht Karten bekommen“, sagt er zu EXPRESS.de.

Nachdem er sich erkundigt hatte, ob bei der Bestellung für die kommende Sitzung alles beim Alten bliebe, erhielt er von den Grielächern den Hinweis, dass man berücksichtige, ob jemand neben der Bestellung für den Herrenfrühschoppen auch an Karten für die Herrensitzung am 4. Januar 2026 im Maritim interessiert sei.

Doch Glasow wollte nur – wie in jedem Jahr – die Karten für die eine Veranstaltung. Es folgte eine Absage. „In diesem Jahr können wir Ihnen leider keine Karten für den Herrenfrühschoppen zusagen, da Sie nicht auch Karten für die Herrensitzung bestellt hatten. Da es für diese Veranstaltung weitaus mehr Anfragen als zur Verfügung stehende Plätze gibt, haben wir diejenigen bevorzugt berücksichtigt, die Bestellungen für beide Veranstaltungen eingereicht hatten“, schrieb die Familiengesellschaft.

Die Fauth Dance Company auf der Bühne.

Die Fauth Dance Company gehört auch meistens zum Programm beim Herrenfrühschoppen.

Für den Jeck ist diese Argumentation nicht hinnehmbar. „Ich empfinde das als Nötigung“, klagt er. Seinem Unmut machte er auch in den sozialen Netzwerken Luft. Dort reagierten viele entsetzt. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Was sind das denn für Machenschaften?“, schrieb eine Userin.

EXPRESS.de sprach mit Grielächer-Präsident Udo Schaaf, der den verstorbenen Rudi Schetzke im Vorjahr beerbt hatte. Er verweist unter anderem auf die Geschichte des Frühschoppens. Den habe Hans Bauhoff erstmals im Oktober 1968 als Dankeschön und zweites Highlight zur Herrensitzung ins Leben gerufen.

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Der Frühschoppen, bei dem im Eintrittspreis Speisen, Getränke und sieben Programmpunkte für 66 Euro enthalten sind, wurde zur Erfolgsgeschichte. „Wir haben nur 500 Karten zur Verfügung, die Nachfrage ist aber doppelt so hoch“, sagt Schaaf. „Deshalb müssen wir selektieren. Mitglieder haben Vorkaufsrecht, dann werden die bevorzugt, die auch zur Herrensitzung kommen.“

Udo Schaaf mit Jacky von Guretzky-Cornitz.

Grielächer-Präsident Udo Schaaf (l.). Hier ernennt er Hänneschen-Puppenspieler Jacky von Guretzky-Cornitz zum „Grielächer des Jahres 2024“.

Die heftige Kritik und den scharfen Tonfall kann der Präsident nicht nachvollziehen. „Vielleicht werden wir bei der Ticketvergabe in der Zukunft auch mal eine Rotation ausprobieren. Wir wollen auch nicht in einen größeren Saal gehen, da diese Veranstaltung nicht aus dem Kommerzgedanken stattfindet. Wir verdienen daran gar nichts“. Im Gegenteil: „Die Stadt Köln hat die Nutzungsgebühr für die Räumlichkeit verzwanzigfacht“, klagt er.

Die Vorgehensweise, Tickets für eine begehrte Sitzung nur im Doppelpack mit einem weiteren Termin zu verkaufen, wird in der kölschen Karnevalsszene auf jeden Fall hitzig diskutiert. Ein Jeck kommentiert den Vorgang mit dem nötigen Humor: „Neulich beim Bäcker bekam ein Mitglied der Grielächer nur dann seine zehn Brötchen, wenn er auch ein Brot kauft.“