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Beste „WeihnachtsEngel“-Pannen„Dann bin ich von der Bühne gestürmt“

Tommy Engel steht mit Linus auf der Bühne.

Tommy Engel bei seiner „WeihnachtsEngel“-Show mit Gaststar Linus. Der ehemalige Bläck-Fööss-Frontmann blickt auf unterhaltsame Jahre zurück.

Seit 20 Jahren sorgt der frühere Bläck-Fööss-Frontmann Tommy Engel mit seiner Show „WeihnachtsEngel“ für Begeisterung in der Adventszeit. Zum Jubiläum erzählt er die besten Anekdoten.

Was vor 20 Jahren in einem kleinen Zelt mit 400 Gästen an der Pferderennbahn in Weidenpesch startete, ist heute längst zu einer kölschen Institution geworden. Tommy Engel (75) hat seine Dinnershow „WeihnachtsEngel“ zum Kult-Event gemacht.

„Vier Shows waren anfangs geplant. Am Ende waren es 16. Keiner von uns hätte mit solch einem Erfolg gerechnet“, betont Jürgen Fritz, Engels musikalischer Leiter, im EXPRESS.de-Gespräch. Nach der erfolgreichen Premiere galt es die Standortfrage zu klären.

„WeihnachtsEngel“: Immer wieder neue Orte für die Aufführung

„Wo wir zwei überall waren, um passende Orte zu finden, ist schon der Wahnsinn. Die Leute haben Karten gekauft, obwohl sie nie im Vorfeld wussten, wo wir letztendlich spielen“, sagt der frühere Bläck-Fööss-Frontmann. „Wir sind die Kölner Veranstaltung mit den meisten Aufführungsorten.“

„Als Künstler-Garderoben haben wir anfangs Wohnwagen gemietet, das Catering wurde in Containern untergebracht und obwohl wir uns jede erdenkliche Mühe mit der Heizung gegeben haben, froren die Leute am Rand des Zeltes trotz verteilter Decken. Mittendrin war es auch nicht optimal, da fühlten sich die Leute wie in der Sauna. Die hatten rote Köpfe vor Hitze“, sagt Tommy zu EXPRESS.de. „Trotz aller Widrigkeiten: Unser Publikum blieb uns immer treu.“

Nach dem Gastspiel in der Flora 2006 ging es 2007 ins Zelt am Mediapark. Hier musste erstmals eine Show abgesagt werden. Jürgen Fritz: „Durch einen Sturm wackelte das ganze Zelt. Jeden Moment hätte ein Scheinwerfer herunterfallen können. Aus Sicherheitsgründen haben wir die Leute mit der Option, dass wir die Show in der darauffolgenden Woche nachholen, nach Hause geschickt. Hätten wir nur zehn Minuten länger gewartet, hätten wir uns den Aufwand sparen können, denn schlagartig hörte der Sturm auf.“

Anschließend ging es im Zelt direkt neben der viel befahrenden Zugstrecke am Südstadion weiter. Tommy Engel: „Da haben wir quasi unser Programm nach dem Zugverkehr gespielt. Immer wenn ein Zug vorbeifuhr, haben wir eine langsame Nummer gespielt, damit wir genau mit dem Güterzug im Takt waren.“

Linus, Tommy Engel, Erry Stoklosa und Jürgen Fritz üben im Studio.

Die Proben für die diesjährige Jubiläumsshow haben begonnen: Linus, Tommy Engel, Erry Stoklosa und Jürgen Fritz (v.l.) studieren die Songs ein.

Neben den Zügen gab es auch noch ein Problem mit der Lautstärke und einem Hotel. Jürgen Fritz: „Wir haben das dann mit typisch kölscher Diplomatie gelöst und einige Leute im besagten Hotel einquartiert. Damit war die Sache erledigt.“

Im Staatenhaus (2009 bis 2014) hatte der „WeihnachtsEngel“ zwar ein festes Dach über dem Kopf, doch die Traglast ließ zu wünschen übrig. Tommy: „Es passiert zwar nicht oft, doch in Köln war jede Menge Schnee gefallen. Dann kam der Anruf, dass das Dach für solche Schneelasten nicht sicher genug sei. Wir haben im ersten Moment nur gedacht, da will uns einer veräppeln. Es musste vor Showbeginn wirklich ein Team aufs Dach klettern und es vom Schnee befreien.“

Tommy Engel mit Gaststar Marc Metzger auf der Bühne.

Da ist gute Laune programmiert: Tommy Engel und Gaststar Marc Metzger auf der Bühne.

Viel zu lachen gab es beim Programm 2013 mit Irene Schwarz und „Alles für den Dackel“. Tommy Engel: „Mit dem Dackel kam auch direkt eine Dame vom Tierschutz, die von mir verlangte, dass ich mich an den Dackel gewöhnen sollte. Ich bekam den Hund vor der Nummer in der Garderobe auf den Schoß gesetzt, doch der Vierbeiner schaute mich nur skeptisch an. Bei den Proben lief es noch, aber bei den Shows hatten wir ihn nicht mehr unter Kontrolle. Mal hat er das Schlagzeug angepinkelt, beim nächsten Mal war er plötzlich verschwunden. Die Leute haben sich jeden Abend kaputtgelacht. Wir hatten zwar mit Tatort-Regisseur Kasper Heidelbach einen erfahrenen Mann, aber leider hat das den Dackel völlig kaltgelassen.“

Carolin Kebekus mit Tommy Engel auf der Bühne.

Auch Carolin Kebekus war schon zu Gast bei der Dinnershow „WeihnachtsEngel“.

Immer wieder standen auch Gaststars auf der „WeihnachtsEngel“-Bühne. Darunter Carolin Kebekus (2012), Marc Metzger (2015, 2016 und 2018), Gaby Köster (2017), Linus (2021), Ingolf Lück (2022) oder Erry Stoklosa (2023 und 2024).

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An einen Gaststar erinnert sich Tommy auch noch. „2012 war Purple Schulz dabei. Ich stand auf der Bühne und sang als Heldentenor ‚Tässchen Doornkaat‘ zur ‚Nessun Dorma‘-Melodie. Vor dem hohen Ton holte ich Luft und wollte gerade los schmettern, als in voller Lautstärke ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ auf der Mundharmonika erklang. In dem Moment konnte ich nicht mehr und bin von der Bühne gestürmt“.

Purple Schulz hatte hinter der Bühne für den nächsten Song geprobt. Durch einen Fehler am Mischpult war sein Headset offen. „Heute kann ich lachen, aber in dem Moment wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.“

Tommy Engel mit Purple Schulz auf der Bühne.

Das Mitwirken von Purple Schulz (r.) bei der Show wird Tommy Engel wohl nie wieder vergessen.

Weil die Oper ein Ausweichquartier benötigte, ging es vom Staatenhaus ins Zelt am Barmer Platz an der Messe (2015 und 2016). Das Gastspiel sorgte für die längste Premieren-Show in der Geschichte des „WeihnachtsEngels“. „Die Show lief super, bis es plötzlich einen lauten Knall gab und eine Stichflamme samt Rauchwolke aus dem Mischpult kam. Auf der Bühne ging nichts mehr.“

Um das Publikum bei Laune zu halten, wurde das Dessert vorgezogen. In der Zwischenzeit setzte die Crew alle Hebel in Bewegung, besorgte ein Ersatz-Mischpult und verkabelte die komplette Bühnentechnik neu. Tommy: „Trotz der unvorhergesehen anderthalbstündigen Pause war unser Publikum einfach nur klasse. Wir haben dann später das Mischpult zur Reparatur geschickt. Das Ding war aber komplett durchgebrannt.“

Gaby Köster mit Jürgen Fritz und Tommy Engel.

Auch Gaby Köster war schon beim Programm von Jürgen Fritz (M.) und Tommy Engel dabei.

Bevor es für drei Jahre in die Mülheimer Stadthalle (2017 bis 2019) ging, gastierte der „WeihnachtsEngel“ an der Gummersbacher Straße unweit des Polizeipräsidiums. Tommy Engel: „Ich werde im Leben nicht vergessen, als ich das erste Mal auf den Platz fuhr und nur Lkw und Bagger sah. Da haben die erstmal mit Sand und Kies den Weg ins Zelt begehbar gemacht.“

In Köln geeignete Veranstaltungsorte für solch eine lange Zeit zu finden, ist extrem schwer. Jürgen Fritz: „Keiner geht freiwillig in ein Bauloch, wo man erstmal für viel Geld alles zuschütten muss, damit die Leute überhaupt hereinkönnen. Uns blieb aber nichts anderes übrig.“

„WeihnachtsEngel“: Zusatzshow am 21. Dezember in Ossendorf

Seit 2020 hat der „WeihnachtsEngel“ mit der Motorworld in Ossendorf einen perfekten Veranstaltungsort gefunden. Jürgen Fritz: „Wir waren total glücklich und freuten uns auf die Premiere – da kam Corona. Aber auch das haben wir mit Teststation samt Arzt und weniger Gästen geschafft.“

Trotz der ganzen Herausforderungen in den Jahren gehört der „WeihnachtsEngel“ bis heute zu den erfolgreichsten kölschen Veranstaltungen in der Adventszeit. Da die zehn Jubiläumsshows bis auf wenige Restkarten ausverkauft sind, gibt es ab sofort Tickets für die Zusatzshow am 21. Dezember 2025.