SPD kuriosKölscher Büttenredner lieferte sich Duell mit Karl Lauterbach um den Bundestag

Prof. Dr. Karl Lauterbach 2005 bei einer Rede

2005: Karl Lauterbach bei der SPD-Delegiertenkonferenz in der Mülheimer Stadthalle.

Wären Sie darauf gekommen? Jens Singer alias „Schofför der Kanzlerin“ trat einst gegen Karl Lauterbach bei der Kölner SPD an.

von Bastian Ebel (bas)

Die Mülheimer Stadthalle. Für die meisten Jecken ist es sonst eine Karnevalshochburg auf der Schäl Sick. Für einen kölschen Büttenredner ist sie so etwas wie de Schicksals-Tempel in seinem Leben geworden: Jens Singer alias „Schofför der Kanzlerin“ erlebte hier ganz besondere Momente in seinem Leben. „Erst war ich beim Attentat auf Oscar Lafontaine dabei. Das war am 25. April 1990“, erinnert sich Singer.

Und dann kam es zu einem Aufeinandertreffen im Juli 2005, an das er sich heute mit einem großen Schmunzeln zurückerinnert: Denn dort duellierte sich der kölsche Redner tatsächlich mit einem jungen Professor namens – Karl Lauterbach!

SPD Köln: Jens Singer kandidierte gegen Karl Lauterbach

„Ja, wirklich wahr. Die SPD hatte damals Wahlkreisdelegiertenkonferenz, und wir wollten beide für die SPD in den Bundestag. Karl hat dann das Rennen für sich entschieden.“

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Es war kein Kopf-an-Kopf-Rennen, damals vor 17 Jahren. Aber es war auch nicht ausweglos: Die Lager in der SPD seien „sehr gespalten“ gewesen, schrieb die Presse seinerzeit. Die 98 Delegierten stimmten dann mit 65 Stimmen (Lauterbach) zu 33 Stimmen (Singer) dafür, dass der junge Professor in den Bundestagswahlkampf starten sollte. Eine weitere Mitbewerberin erhielt keine Stimme.

Was viele nicht wissen: Ein paar Jahre zuvor wäre es wohl gar nicht zum Duell der beiden gekommen, denn Karl Lauterbach war zuvor Mitglied der CDU in Düren. Bis er schließlich die Lager wechselte und seitdem den Wahlkreis Mülheim und Leverkusen IV seit seinem Sieg gegen Jens Singer immer wieder für sich behaupten konnte.

Köln: Karl Lauterbach war einst in der CDU Parteimitglied 

Für den Mann aus der Bütt ist die Wahlniederlage von 2005 natürlich schon längst abgehakt. Aber die Mülheimer Stadthalle sollte dann doch noch etwas Positives für seinen Werdegang bereithalten. „Neben den beiden anderen Erlebnissen hatte ich dann dort meinen ersten großen Auftritt vor Publikum im Kölner Karneval“.

Heute muss Karl Lauterbach die Pandemie regeln – und Singer darf in seinem „Nebenjob“ in der Bütt auch den Gesundheitsminister aufs Korn nehmen. Andersherum – also Lauterbach als Büttenredner und Singer als Bundestagsabgeordneter – wäre das wohl auch kaum vorstellbar heutzutage.