Kölner Familie stirbt bei Flugzeug-AbsturzÜberlebender Sohn spricht erstmals über Karneval und Familie

Björn Griesemann (2.v.l.) inmitten von Karnevalspräsidenten

Blaue Funken-Chef Björn Griesemann (M.) wieder in der Mitte des Karnevals und der Präsidenten-Kollegen. Ihn umrahmen Dino Massi (Prinzen-Garde, l.) und Heinz-Günter Hunold (Rote Funken). 

Björn Griesemann, Präsident der Blauen Funken, spricht bei EXPRESS.de erstmals über seine Entscheidung, nach der Familientragödie doch Karneval feiern zu wollen.

von Bastian Ebel (bas)

Seit September 2022 und der schlimmen Familientragödie ist viel Zeit vergangen. Damals sind seine Eltern, seine Schwester und der Freund der Schwester bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.  Viele Menschen nahmen Anteil an dem Schicksal der Kölner Familie Griesemann.

Doch nun geht der Blick auch wieder nach vorne. Auf verschiedenen Veranstaltungen war Björn Griesemann, gefeierter Ex-Prinz und Präsident der Blauen Funken, bereits unterwegs. Im EXPRESS.de-Gespräch spricht er das erste Mal über seine Beweggründe, doch keine Auszeit vom Karneval zu nehmen.

„Die ersten Tage haben mir einfach gutgetan“, sagt ein reflektierter Vollblut-Karnevalist offen. „Das Zusammensein mit Freunden, mit Kameraden – all diese Dinge haben mich beseelt und ich bin mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen.“

Blaue Funken Köln: Präsident spricht über sein Gefühlsleben

Na klar: Zweifel, ob man diese Session wie immer begehen könne, die habe es schon gegeben. „Aber einer der Gründe, warum ich Blauer Funk geworden bin, war, dass für mich der Karneval auch eine Auszeit vom Alltag ist. Ich spüre förmlich, wie gut mir der Schritt tut.“

Was den Mann an der Spitze des Traditionskorps auszeichnet, ist sein Pflichtbewusstsein. „Ich weiß ganz genau, was mein Vater gesagt hätte. Er hätte mir klar gemacht, dass ich als Präsident auch eine Verantwortung trage.“ Deshalb habe sich Griesemann auch ganz bewusst gegen eine Auszeit entschieden. „Klar, jeder hätte verstanden, wenn ich jetzt ein Jahr pausiert hätte.“

Doch die vielen Gespräche in der Familie und mit Freunden hätten ihn schließlich ermutigt, am Samstag (7. Januar 2023) die erste Sitzung „seiner“ Blauen Funken zu leiten und auch vorher wieder in das „Gefühl Karneval“ einzutauchen.

Nicht ohne einen kleinen Blick zurück, denn Dankbarkeit prägen seine Gedanken. „In der ganzen Zeit haben die vielen Worte, Briefe und Unterstützung von Freunden und Kollegen sehr gutgetan. Dafür möchte ich mich auch im Namen meiner Familie bedanken. Das hat mir und uns allen sehr geholfen.“

Köln: Björn Griesemann leitet erste Sitzung der Blauen Funken

Sein Blick nach vorne gilt jetzt aber auch seinem Verein und dem Kölner Fastelovend insgesamt. Denn insbesondere nach der Corona-Zeit hat er für sich eine Sache festgestellt. „Es geht nicht um mich, sondern um uns alle. Wir müssen raus aus dieser Motivationskrise. Es tut einfach gut“, so Björn. „Ich habe es selbst erlebt: Geh‘ zehn Minuten in den Karneval und dann fühlt es sich auch wieder gut an.“

Björn Griesemann kehrt aufgeräumt und mit viel Motivation zurück, auch wenn sein Herz hier und da schmerzt. Aber er und seine Familie schauen jetzt in die Zukunft. Für die Blauen Funken. Für die Firma. Und mit der guten Gewissheit, dass ihnen der Kölner Karneval die Kraft spendet, die sie brauchen.