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Kampf gegen den KältetodHilfe für Kölns Obdachlose, aber es gibt ein Grundproblem

Obdachlose

In der Nacht zu Dienstag (9. Februar) versuchte sich dieser Kölner Obdachlose zusätzlich mit einem Sonnenschirm vor der Kälte zu schützen. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Köln – Schon tagsüber ist es derzeit bitter kalt, doch nachts sackt die Temperatur auf minus 9 Grad oder noch weiter ab. Für alle, die kein festes Dach über dem Kopf haben, eine lebensbedrohliche Situation – vielen Kölner Wohnungs- und Obdachlosen droht der Kältetod!

  • Obdachlose schlafen in Kölner Parks
  • Über „Hilfe in Köln“ fast alle mit Schlafsäcken versorgt
  • Stadt Köln mit erweitertem Hilfsangebot

Kölner Streetworker kennt die Schlafplätze der Obdachlosen und schlägt Alarm

„Ein bis zwei Leute schlafen im U-Bahnschacht am Wiener Platz, einer an der Kirche“, zählt Streetworker Franco Clemens (56) auf. Auch in den Parks habe er einige Obdachlose gesehen – sie hätten mit Matten und Schlafsäcken teils im Gebüsch gelegen, um sich wenigstens etwas vor Wind und Kälte zu schützen.

Ein anderer Obdachloser suchte in einer der jüngsten Frostnächte Schutz hinter einem Sonnenschirm. Clemens weiß auch von versteckten Camps auf Baustellen. 

Obdachlos

Ein Obdachloser hat sein Nachtquartier im Eingang einer Kirche aufgeschlagen. 

Franco Clemens ist in Mülheim nebenberuflich für den Verein „Heimatlos in Köln“ (HiK) unterwegs und kennt die Situation der Obdachlosen bestens. „Meine größte Sorge ist, dass sie sich, obwohl sie gut ausgerüstet sind, nicht richtig betten“, erklärt er. 

„Hik“ ist es in Kooperation mit anderen Sozialträgern gelungen, zirka 95 Prozent der Draußenschläfer mit Decken und Schlafsäcken zu versorgen – doch im Alkohol- und Drogenrausch decken sich viele nicht richtig zu. Erst in der Nacht zum 17. Januar war ein Obdachloser (46) in der Kölner Innenstadt erfroren

Stadt Köln hat Zahl der Schlafplätze erweitert und bietet Shuttle-Service an

Für die Stadt sind wieder „Kältegänger“ unterwegs. Teams, die bekannte Aufenthaltsorte von Obdachlosen aufsuchen. Seit Montag (8. Februar) geschieht das nicht nur zu Fuß, sondern auch mit einem Fahrzeug. „Um möglichst viele Menschen zu erreichen“, erklärt eine Sprecherin des Presseamtes. 

In der Nacht zu Dienstag seien 20 Aufenthaltsorte aufgesucht worden. Die Pressesprecherin: „Die mitgeführten Heißgetränke wurden gut angenommen, alle Angesprochenen waren über die Angebote der Winterhilfe informiert – keiner aber wollte seinen Schlafplatz verlassen.“ 

Die Stadt weist auf ihr breites Angebot für wohnungslose Menschen hin. Das wurde zum Winter um 138 Übernachtungsplätze erweitert, unter anderem in einem Gebäude in der Ostmerheimer Straße. Es wurde dafür sogar ein täglicher Shuttle-Service ab Heumarkt eingerichtet. 

„Der Bus fährt mehrfach am Abend zur Unterkunft nach Merheim“, erklärt die Sprecherin des Presseamtes. Die Rückfahrt in die Innenstadt am nächsten Morgen sei ebenfalls gesichert.

Dennoch ist die Motivation unter Obdachlosen gering, in den angebotenen Räumen Schutz zu suchen. Die Stadt geht davon aus, dass derzeit mehr als 200 von ihnen im Freien übernachten. Trotz eisiger Kälte. 

Kölner Streetworker: Obdachlose derzeit tagsüber kaum Rückzugsmöglichkeiten

„Das Grundproblem ist, dass Obdachlosen derzeit tagsüber kaum Rückzugsmöglichkeiten haben, wo sie den ganzen Tag bleiben können und wo es warm ist“, erklärt Franco Clemens. „Das bedeutet für uns, dass wir sie aus dem Sichtfeld verlieren, weil sie sich zurückziehen.“ 

Ein Wärmezelt, welches die Stadt im Dezember am Stollwerk eröffnet hat, sei ja schön und gut, so der bekannte Streetworker. „Aber an anderen Hotspots, wie im Umfeld des Wiener Platzes, bräuchten wir so etwas auch“, fordert er. Für einen Obdachlosen sei es eine Weltreise von einem Ende der Stadt zum anderen zu kommen. 

Sie hätten daher eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, um zumindest die Obdachlosen zu erreichen, die ein Handy besitzen. Diese würden dann die Infos, wo und wann zum Beispiel die Streetworker anzutreffen sind, weitergeben. Franco Clemens: „Das funktioniert wie Buschtrommeln.“

Die Helfer verteilen dann dicke Kleidung, warmes Essen und Trinken, aber auch Hygieneartikel oder Schutzmasken. Lebensnotwendige Hilfe, besonders bei der Kälte. „Für Obdachlose bedeutet es Eiseskälte – den ganzen Tag. Sie können nicht davor flüchten“, sagt der Streetworker. (iri)