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Kiosk mit einzigartiger LizenzKölns Büdchen der Millionäre: „Haben Sie Champagner?“

Marienburg_Büdchen_Kundschaft

Das Büdchen an der Endstation der Buslinie 106, Am Südpark. Früher endete hier die Straßenbahnlinie 6.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Vornehm, fein, bunt! Willkommen in Köln-Marienburg. Zu den Besonderheiten des Kölner Stadtteils mit 7008 Einwohnern zählt die Tatsache: die Anwohner haben ein verbrieftes Recht auf Ruhe.

So steht es in den Grundbüchern! Kein störendes Gewerbe ist erlaubt. Folge: Es gibt weit und breit nur ein einziges Geschäft für den täglichen Bedarf. Das Büdchen von Sarah Dudda...

Treffpunkt an der Endstation der KVB-Buslinie 106

An der Endhalteschleife der früheren Straßenbahnlinie 6 steht das robuste Häuschen. Frage an die Chefin: Da sie ja Marienburg, ein Millionärsviertel, versorgt: Haben Sie da auch Champagner im Büdchen-Sortiment?

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Sarah Dudda lacht und winkt ab: „Eine einzige Flasche habe ich mal verkauft...“

Hundeleckerli in Folienpapier

Es gibt in Folienpapier abgepackte Hundeleckerli für zwei Euro, guten Cappuccino aus der Profimaschine, der teuerste Wein kostet aktuell 15,90 Euro, es gibt Chips, aber keine Konservenware, es gibt selbst gemachte Suppen, belegte Brötchen, außerdem Magazine und Zeitungen.

Oberbürgermeisterin Reker kaufte Zeitungen

„Einmal war Oberbürgermeisterin Reker hier, sie hatte eine FAZ und einen Stadt-Anzeiger gekauft“, erzählt Büdchenmitarbeiterin Alessandra Camarda. Aber da war die OB, die aus Bickendorf stammt, eher auf der Durchreise – sie wohnt woanders.

Dame aus einer großen Kölner Unternehmerfamilie

Als der EXPRESS vorbeischaut, ist gerade eine Stammkundin da - Margarethe Liebrecht (94), eine Dame, deren Mann ein Spross der Unternehmerfamilie der früheren Chemischen Fabrik Kalk war. Sie hat einen persönlichen Assistenten, der ihr hilft. Ein neuzeitlicher Butler. „Herrlich, dass es dieses Büdchen gibt“, sagt sie: „Ich kann ja keine großen Sprünge mehr machen. Aber hier ist es gesellig, und ich wohne gleich um die Ecke.“

Joop und Gulaschkanone: Sarah Duddas bunte Vergangenheit

Die Geschichte, wie Sarah Dudda zur Büdchenfrau von Marienburg wurde, ist mit schönen Anekdoten gespickt. Vor Jahren machte sie Schluss mit ihrem Job als Designerin in Bielefeld, wo sie unter anderem für Joop produzierte - und sie begann ein wirtschaftliches Abenteuer, was einen Winter währte: Sie zog mit ihrer WG-Partnerin mit einer Gulaschkanone los, über die Weihnachtsmärkte der Region.

Metzger aus der Kölner Südstadt gab den Kiosk-Tipp

Die Kanone, Baujahr 1960, stammte aus Beständen der DDR-Armee. „Wir wurden mal eingeschneit, mal blieben wir im Eis liegen“, erzählt Sarah Dudda. Sie gab  die Gulasch-Geschichte wieder auf. Über ihren Metzger aus der Kölner Südstadt aber hatte sie vom Büdchen-Chef in Marienburg gehört, der sein Geschäft drangeben wolle.

Da schlug Sarah Dudda zu. Vor sieben Jahren übernahm sie das Büdchen, baute es aus, pflanzte einen kleinen Garten, machte den Kiosk zum beliebtesten Veedelstreff - es gibt halt auch keinen anderen...

(Lesen Sie hier: Die Geheimnisse der Marienburg)

Sansibar, Sizilien, Wuppertal: Kölle international

Die Kunden, viele vermögende Villenbesitzer, Kölner Manager und Stars treffen hier auf eine bunte Büdchenfamilie. Im Urlaub lernte die Wuppertalerin Sarah Budda ihren Mann Malik Ali aus Sansibar kennen, ihre Mitarbeiterin Alessandra ist eine kölsche Sizilianerin aus Köln-Zollstock, die 18 Jahre bei der Post gearbeitet hatte. „Ich liebe es, hier zu arbeiten, die Menschen sind sehr nett,“ sagt sie.