Ein Strafbefehl aus Deutschland gegen einen polnischen Theologen sorgte im Sommer für Wirbel in dem überwiegend katholischen Nachbarland. Nun kommt es Anfang 2022 zum Prozess vor dem Kölner Amtsgericht.
„Parasiten“Homosexuelle aufs Übelste beleidigt: Prozess gegen Priester startet in Köln
Schlimme Vorwürfe gegen einen erzkonservativen Theologieprofessor aus Polen. Dariusz Oko muss sich 2022 wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Köln verantworten. Wie das Gericht mitteilte, ist die Verhandlung für den 11. Februar angesetzt.
Das Gericht hatte einen Strafbefehl über 4800 Euro gegen Oko verhängt, weil der Theologieprofessor Homosexuelle in einem Beitrag für die Zeitschrift „Theologisches“ unter anderem als „Parasiten“ und „Krebsgeschwür“ bezeichnet hatte.
Kölner Amtsgericht Anfang 2022 mit Prozess gegen polnischen Theologen
Weil Oko dagegen Einspruch einlegte, kommt es nun zum Prozess. Auch gegen einen Redakteur der Zeitung wird laut Gericht verhandelt. Die Regierung in Warschau hatte nach Bekanntwerden des Strafbefehls Vorwürfe gegen die deutsche Justiz erhoben. Trotzdem habe sich das Amtsgericht Köln des Falles angenommen.
Vize-Justizminister Marcin Romanowski sah im Sommer die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik gefährdet. Er erkenne „freiheitsfeindliche Tendenzen im deutschen Rechtsschutzsystem“, sagte der Politiker der nationalkonservativen Partei Solidarisches Polen der Deutschen Presse-Agentur damals. „Die Verhängung von Strafen für wissenschaftliche Tätigkeiten stellt eine Bedrohung der Grundfreiheiten und europäischen Standards dar.“
Das EU-Mitgliedsland Polen steht innerhalb der Europäischen Union selbst wegen Defiziten bei der Rechtsstaatlichkeit in der Kritik.
Münchener Priester erstattet Anzeige und bringt Fall ins Rollen
Ins Rollen kam das Verfahren durch eine Anzeige des Münchner Priesters Wolfgang Rothe. Für Hass und Hetze dieser Art dürfe in der katholischen Kirche kein Platz sein, sagte Rothe der dpa. Zeitweise stand der Münchner nach eigenen Angaben im Zentrum eines Shitstorms, wurde von polnischen Konservativen angefeindet und bedroht. Sicherheitshalber nahm Rothe sein Namensschild von der Wohnungstür ab.
Rothe ist gut vernetzt mit kirchlichen Reformbewegungen wie „Maria 2.0“ oder „Wir sind Kirche“ und engagiert sich für Homosexuelle in der katholischen Kirche. Ende Januar 2022 soll sein neues Buch erscheinen: „Gewollt. Geliebt. Gesegnet. - Queer-Sein in der katholischen Kirche.“ Im Mai hatte er die Aktion „#liebegewinnt“ mitgetragen. In einem Gottesdienst in München segnete er gleichgeschlechtliche Partnerschaften und das gegen den erklärten Willen des Vatikans. (dpa)