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Keine Zuschauer, leichte MädelsSo liefen Kölns Milieu-Turniere auf den Poller Wiesen

beckersdieterneu

Andre, Rene Weller und Beckers Dieter.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre. Die einen halten die Zuhälter von einst wie Schäfers Nas für Pseudo-Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Frischse Pitter“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

  • FC-Johnny: Stiefsohn erinnert an Beckers Dieter
  • Im Kölner Milieu war die Thekenmannschaft des Klein Köln Kult
  • Heinz Flohe, Idol und Weltmeister vom 1. FC Köln, kickte mit

Kölner Milieu: Stiefsohn schildert seine Erfahrungen

Im EXPRESS erinnern wir mit Episoden an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit, die als Chicago am Rhein zu Köln gehörte, aber nicht verklärt werden darf.

Wenn Andre (52) sich an damals erinnert, muss er heute, am 20. Januar 2021, schmunzeln. Damals, das war Mitte der 80er. Er liebte Fußball und stand im Tor eines Kölner Amateurklubs in der A-Jugend.

Und dann rief ihn Beckers Dieter, sein Stiefvater. Zu einem Turnier der  Kölner Luden-Elf FC Johnny auf die Poller Wiesen. „Da bei mir im Klub hab ich die Hucke voll gekriegt. Und dann da beim Dieter in der Truppe bekam ich nichts aufs Tor. Vielleicht mal zwei Rückspiele. Vom Hein.“

Hein, das war nicht Rotlicht-Bestie Hein Schäfer, genannt: Die Nas.

Es war Heinz Flohe (✝65). Für viele, die ihn selbst noch live erlebten, der vielleicht meistunterschätzte Spieler der Fußball-Geschichte. Der kölsche Lionel Messi. Für viele bis heute in der Erinnerung sogar besser als Weltmeister-Kollege Wolfgang Overath (77).

Er kickte da mit den Rotlichtgrößen, die im Klein Köln die Thekenmannschaft gegründet und nach der Spirituose getauft hatten, auf dem Grün vis a vis des Doms. „Er hat sich nie für was Besonderes gehalten“, erinnert sich Andre, „er war einer von den Jungs.“

Stiefsohn erinnert sich: Kraft sparen für die Party

Legendär: Flockes Anweisungen. Wenn der FC Johnny, der nach Beckers Dieters Order stets in den Trikots des amtierenden Weltmeister-Landes aufzulaufen hatte, vorne lag, gab der Double-Regisseur von 1978 den Zuhältern den Takt vor: Ball laufen lassen, bloß nicht mehr angreifen. Kraft sparen für die Party nachher, so Andre, der dabei war: „Beckers Dieter war wie ein Vater für mich.“

Auf den Poller Wiesen fanden, ohne Zuschauer, die Milieu-Turniere statt. Acht Teams aus ganz Deutschland, vor allem aus dem Ruhrpott, fast alles Luden, in zwei Vierergruppen. Leichte Mädchen an der Seitenlinie.

Jeder gegen Jeden. Milieu-Kumpel und Urgestein Zementkopp als buchstäblicher Faustpfand und Mann fürs Grobe auf der Bank. Was für Zeiten.

FC-Johnny-Star Heinz Flohe: Wiedersehen mit Sepp Maier

Und Weltmeister Heinz Flohe vergaß seinen ur-getreuen Freund, Klein-Köln-Wirt Beckers Dieter, der früh als 44-Jähriger urplötzlich starb, auch nicht in den großen Ehrentagen.

Andre erinnert sich: „Es gab mal ein Wiedersehen-Spiel vom WM-Finale 1974. Da waren wir also, meine Mutter und ich auf Einladung vom Flohe mit Dieter da, und wir haben auch den Sepp Maier kennengelernt.“