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Miet-Zoff in KölnPia (42) lebt mit Sohn (10) seit zwei Jahren auf einer Baustelle – „Frechheit“

Eine Frau steht in einer Baustelle.

Mieterin Pia Pamela Kagelmacher aus Köln zeigt vor wenigen Tagen, wie ihr Badezimmer aussieht. Ihre Wohnung ist seit über zwei Jahren eine große Baustelle.

Die Kölnerin Pia Pamela Kagelmacher (42) und ihr Sohn (10) wohnen seit über zwei Jahren in unzumutbaren Umständen. Ihre Wohnung in der Südstadt ist eine einzige Baustelle.

von Adnan Akyüz (aa)

EXPRESS.de hatte im April 2020 über den Wasserschaden in dem Wohnhaus an der Straße Im Ferkulum berichtet. Ein vom Hausverwalter bestellter Handwerker hatte nur noch größeren Schaden angerichtet. Die Kölnerin Pia Pamela Kagelmacher hatte danach kein Badezimmer mehr – die Wände aufgerissen, keine Armaturen, kein WC.

Dass es erst der Anfang einer Reihe von schwerwiegenden Problemen werden sollte, konnte sie nicht ahnen. Bis heute hat sie kein Badezimmer und seit über sechs Monaten fließt in der Wohnung laut der Mieterin gar kein Wasser mehr. „Meine Wohnung sieht aus wie ein Trümmerfeld“, sagt sie im Gespräch mit EXPRESS.de.

Köln: Miet-Zoff wegen Baustellenwohnung in der Südstadt

Wie sie und ihr zehnjähriger Sohn sich ohne Badezimmer behelfen? „Nach einer Zeit haben wir bei Nachbarn und Bekannten gewohnt. Ohne sie hätten wir diese Zeit nicht überstanden. Jetzt sind wir aber zurück auf der ‚Baustelle‘“, sagt die verzweifelte Mieterin, die seit 2018 in dem Haus lebt.

Die Umstände würden nicht nur sie schwer belasten, sondern auch ihren Sohn, der mittlerweile psychische Probleme aufgrund der Wohnsituation bekommen habe. „Von unserer Lage hat auch das Jugendamt erfahren und sie drohen, mir meinen Sohn wegzunehmen. Ich versuche alles, um eine neue Wohnung zu finden. Ich war beim Wohnungsamt, das mich an die Obdachlosenunterkunft verwiesen hat. Warum die Behörden mir nicht helfen können, kann ich nicht verstehen“, ärgert sich Kagelmacher.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Das Wohnhaus wurde während der Pandemie verkauft. Der neue Vermieter „RM Immobilien“ mit Sitz in Montabaur halte sie seitdem hin, ist sie sich sicher: „Die wollen mich hier raus haben. Wo soll ich aber nur hin? Mit meinem Kind gehe ich in keine Obdachlosenunterkunft.“ Immerhin habe sie ihre Miete, die das Jobcenter zahlt, seit über einem Jahr von 730 Euro auf 350 Euro gemindert.

Der neue Vermieter habe ihr angeboten, dass sie einen Geldbetrag nennen soll, damit sie auszieht. „Das Angebot werde ich aber erst mal nicht annehmen, nach all dem, was ich hier durchgemacht habe. Ich will, dass mir erst meine Sachen, die hier zerstört worden sind, ersetzt werden und auch mein Umzug bezahlt wird“, sagt sie.

Die Firma RM Immobilien ist laut ihrer Internetseite als „verlässlicher und unkomplizierter Partner“ auf den Kauf von Immobilien spezialisiert. Die Firma wirbt damit, „unseren Mietern ein schönes und lebenswertes Zuhause zu bieten.“

EXPRESS.de fragte bei dem Vermieter nach. Vorstand Emilio Sabel erklärt: „Als seriöser und verantwortungsbewusster Vermieter fühlen wir uns durch die offensichtlichen Falschaussagen unserer Mieterin zu Unrecht in ein falsches Licht gerückt.“ Man gehöre nicht zu den „von internationalen Investoren getriebenen Gesellschaften“, sondern habe einen „unfassbaren Problemfall“ übernommen und müsse „die Suppe der Voreigentümer auslöffeln“.

Laut Vermieter habe man sich auf eine hundertprozentige Mietminderung geeinigt. Frau Kagelmacher sagt aber auf Nachfrage, dass sie davon nichts wisse.

Zwar sei es „korrekt, dass die Wohnung von Frau Kagelmacher seit einiger Zeit unbewohnbar ist“, sagt er. Weiter erklärt der Vermieter: „Es ist eine Baustelle! Wir führen Sanierungsarbeiten durch, die wir so auch mit Frau Kagelmacher abgestimmt haben. Deshalb wohnt Sie auch aktuell nicht dort? In Ihren Fragen klingt es so, als hätten Sie den Eindruck, die Frau müsste gerade dort wohnen?“

Auf Nachfrage erklärt die Mieterin, dass sie aktuell keinen anderen Ort habe, wo sie mit ihrem Sohn wohnen könne. Davon weiß der Vermieter offenbar nichts.

Der Vermieter erklärt noch, dass das „Gebäude vom Voreigentümer in absolut desolatem Zustand übernommen“ worden sei. „Wir haben selbst überhaupt kein Interesse daran, dass die Sanierung so langsam vonstattengeht“, sagt er. Dem Vermieter würden dadurch Mieteinnahmen entgehen und die Kosten müssten aus eigener Tasche gezahlt werden.

Das grundlegende Problem sei laut Vermieter die fehlende Verfügbarkeit von Handwerkerinnen und Handwerkern. Für viele Betriebe sei der Auftrag zu kompliziert und nicht lukrativ genug. Dazu komme die für Handwerks-Betriebe schwierige Lage des Objekts und dass Termine nicht eingehalten würden, so der Vermieter. Mittlerweile sollen „umfangreiche Arbeiten am Objekt“ aber begonnen haben.

Der Vermieter beteuert zudem, der Mieterin „immer wieder“ geholfen zu haben. Auf Nachfrage erklärt die Mieterin, dass sie einmal einen Link zu einem Wohnungsinserat erhalten habe und das Angebot, in die von Schimmel befallene Wohnung im dritten Stock des Gebäudes zu ziehen.

Der Kauf dieses Gebäudes sei für die Firma ein Griff ins Klo, wie der Vorstand erklärt: „Wir haben das Gebäude als langfristige Kapitalanlage erworben. Mit dem heutigen Wissen um die Probleme des Hauses hätten wir das sicher nicht getan.“ Dennoch wolle man das Haus sanieren und den Wohnraum zu marktüblichen Preisen vermieten, wie Emilio Sabel noch sagt. Auch der Ausbau des Dachgeschosses sei geplant, das scheitere aber an der langsamen Antragsbearbeitung durch die Stadt.

Aus Sicht der Vermieterin sind diese Aussagen ein Schlag ins Gesicht. „Ich lebe seit fast drei Jahren unter diesen Umständen. Zu behaupten, dass mir immer wieder geholfen und alles getan wurde, ist eine Frechheit. Ich habe mir einen Anwalt genommen und werde die Sache vor Gericht klären.“