Flughafen Köln/BonnReaktion auf Millionenminus: Airport meldet Kurzarbeit an

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Der Flughafen Köln/Bonn setzt nun auf die Frachtmaschinen.  

Köln/Bonn – Die aktuelle Coronakrise bringt den Flughafen Köln/Bonn in extreme Turbulenzen. Am Mittwoch (1. April) wurden den ganzen Tag über bei allen Ankünften und Abflügen lediglich 38 Passagiere gezählt! Zum Vergleich: An Top-Tagen sind es 31.000.

Am Montag nun die Reaktion: „Um die Arbeitsplätze in dieser schweren Krise zu sichern, wird der Flughafen für den Großteil der Belegschaft Kurzarbeit einführen”, teilte der Airport in einem Schreiben mit.

Geschäftsführung und Betriebsrat haben dafür eine Vereinbarung geschlossen, die ab sofort gilt. Die Dauer der Kurzarbeit hänge von der weiteren Entwicklung ab. Die nun abgeschlossene Betriebsvereinbarung sei bis März 2021 gültig.

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Jede Woche schreibt das Unternehmen ein Minus von fünf Millionen Euro. Zudem sind dauerhaft 31 Passagiermaschinen rund um die Terminals geparkt. Neun davon direkt auf der kleinen Start- und Landebahn. Sie ist sonst völlig verwaist. Ebenso das Terminal 2.

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Airport-Boss Johan Vanneste berichtete am Donnerstagnachmittag, dass er sich auf einen „Worst Case", also auf den schlimmsten Fall, der eintreten kann, vorbereitet habe. Doch es sei alles noch viel schlimmer gekommen: „Wir rechnen im April mit fast 100 Prozent Passagierausfall. Und am Jahresende mit tiefroten Zahlen."

Johan Vanneste

Johan Vanneste, Jahrgang 1960, ist seit Mai 2018 Geschäftsführer des Flughafens Köln/Bonn.

Bei einem Spaziergang über das Rollfeld sei ihm „zum ersten Mal aufgefallen, wie still es ist. Es gibt kein Geräusch von Triebwerken. Das ist surrealistisch".

Auch die Perspektiven, wann der Flugverkehr in Köln/Bonn wieder Fahrt aufnimmt, seien trübe: „Kommt das Vertrauen, sich mit vielen Menschen in eine Maschine zu setzen wieder? Oder dauert das länger? Das wissen wir nicht."

Bei einem Umsatz von rund 330 Millionen Euro brechen dem Flughafen durch den Ausfall des Passagierverkehrs rund 220 Millionen weg. Ein Drittel macht die Fracht, die jetzt der Retter in der Not ist und auf Hochtouren läuft.

Rund 700 Frachtflüge gehen pro Woche am Köln/Bonner Flughafen rein und raus. Ein Plus von rund 13 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Der Logistiker UPS ist mit täglich 43 Flügen am Start.

Flughafen Köln Bonn: 700 Frachtflüge pro Woche

„Wir sind immer zur Stelle, wenn es eine Katastrophe gibt", so UPS-Deutschland-Chef Frank Sportolari. „Wir versorgen die Bevölkerung und den Handel und halten die Wirtschaft am Laufen."

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Eine UPS-Maschine und ihre Ladung.

Tonnen an medizinischem Material für Krankenhäuser, Ärzte und Privatleute, riesige Mengen an Masken, Schutzanzügen sowie Lebensmitteln und weiteren Gütern von Amazon & Co erreicht Nacht für Nacht den Kölner Airport und wird dann in NRW, Deutschland und Europa verteilt.

„Köln sichert die zentrale Versorgung von Menschen und Unternehmen in der gesamten Region", so Vanneste.

Das Problem: Die Hälfte des bisherigen Frachtumsatzes machte der Airport mit Passagiermaschinen, die im Bauch als Beiladung Güter transportiert hatten. Auch diese fallen nun komplett aus. Um auch diesen Verlust auszugleichen, akquirierte Vanneste neue Frachtfirmen aus Luxemburg und Ägypten.