Zum Auftakt der Konzertreihe „Weltstars auf dem Roncalliplatz“ gibt die legendäre Elektroband Faithless eines ihrer wenigen Deutschland-Konzerte in Köln. Es ist der Beginn einer neuen Zeitrechnung.
Dance-Hymnen am DomNeustart von Elektro-Ikonen sorgt für Jubel und ein paar Pfiffe

Copyright: Michael Bause
Keyboarderin Sister Bliss bildet bei den Konzerten von Faithless inzwischen den Mittelpunkt. Am Donnerstagabend (24. Juli 2025) spielte die Band auf dem Roncalliplatz.
„Das ist meine Kirche! Hier heile ich meine Wunden“. Die markante Stimme von Maxi Jazz wirkt im Schatten des Kölner Doms noch beeindruckender. „God is a DJ“ vor dieser Kulisse mit elektrisierender Lasershow – besser geht es nicht.
Zum sechsten Mal heißt es in diesem Jahr „Weltstars auf dem Roncalliplatz“. Den Auftakt mit der britischen Trip-Hop- und Dance-Gruppe Faithless verfolgen am Donnerstagabend (24. Juli 2025) vor der Traumkulisse überschaubare 2500 Fans.
Faithless auf dem Roncalliplatz: 2500 Fans feiern die Elektro-Helden
Vielleicht herrschte bei vielen doch eine zu große Skepsis im Vorfeld. Der Tod von Sänger und Rapper Maxi Jazz nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren in der Nacht zu Heiligabend 2022 schockte Fans und Band gleichermaßen. Er machte mit seiner Stimme aus den Elektro-Titeln echte Club-Hymnen.
„Insomnia“ mit der markanten, meditativen Textzeile „I can’t get no sleep“ läutet in Köln nicht nur stets die zweite Halbzeit bei FC-Heimspielen ein. Seit 30 Jahren ist der Über-Hit eine Garantie für volle Tanzflächen. Über 209 Millionen Mal wurde der Song allein schon bei Spotify gestreamt.
Beim Konzert wird der Titel, von dem es einen legendären 8:38-Minuten-Monster-Mix gibt, recht früh verschenkt und irgendwie schnell abgespult. Die spannendste Frage des Abends ist eh klar: Wie soll das Projekt ohne den charismatischen Sprechgesang weiter funktionieren?
Linkin Park haben nach dem Tod von Frontmann Chester Bennington den Gesang nun Emily Armstrong überlassen. Faithless holen ihre Stimme mehrmals aus dem Jenseits zurück und wagen schrittweise den Sprung in die Zukunft. Das Konzert beginnt mit dem neuen Titel „Forever Free“, in dem die Legende nochmals ertönt.

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Eine schönere Konzertkulisse gibt es in Köln nicht. Faithless spielten am Donnerstagabend auf dem Roncalliplatz.
Das Mastermind ist auch bei den weiteren Hits wie „Salva Mea“ oder „We come 1“ zu hören, zwischendurch auch auf der Videoleinwand zu sehen. „Wenn Max uns hier sehen könnte, wäre er so froh wie wir“, sagt Keyboarderin Sister Bliss (54), die inzwischen das Sagen hat. Mit ihrer fünfköpfigen Band interpretiert sie die Songs frisch und spielfreudig.
Amelia Fox und Nathan Ball sind die zwei neuen Stimmen, die sich schrittweise in die Titel einfügen. Schnell wird aber auch deutlich: An die Klasse, Präsenz und Außergewöhnlichkeit von Maxi Jazz können sie nicht ansatzweise herankommen. Lily Gonzalez schafft es an den Percussions und bei ihren Gesangseinlagen noch am besten, das Publikum mitzureißen.

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Nathan Ball (r.) ist eine der neuen Stimmen von Faithless.
Anfang September erscheint mit „Champion Sound“ ein neues Faithless-Album. Mit „Fugitive“ gibt es in Köln gerade mal eine einzige weitere neue Kostprobe, die zeigt, dass die Band durchaus eine neue Ära bestreiten kann.
Doch irgendwie irrt die Gruppe noch etwas orientierungslos umher. Stattdessen erklingen „Yeke, Yeke“ von Mory Kanté, der 90er-Euro-Dance-Hit „Don't You Want Me“ von Felix sowie der Dido-Hit „Thank you“ im Faithless-Sound.

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Begleitet von einer stimmigen Lichtshow präsentierten Faithless ihre Hits.
Als nach gerade einmal 85 Minuten das Spektakel vorbei ist, mischt sich zwischen die Begeisterung auch etwas Enttäuschung. Ein paar Pfiffe ertönen, einige Fans fordern nochmals „Insomnia“, doch viel zu früh endet dieses Konzerterlebnis.
Am Freitagabend (25. Juli) steht mit dem Auftritt von „Godmother of Punk“ Patti Smith (78) das zweite Konzert-Highlight auf dem Roncalliplatz an. Die Show ist bereits komplett ausverkauft.