Das Comeback der US-Rockband Linkin Park in Düsseldorf wird zum umjubelten Triumph. Mit neuer Sängerin Emily Armstrong gelingt es, die Songs von Chester Bennington würdig neu aufzulegen.
Linkin Park in DüsseldorfEkstase beim Comeback – Sängerin überrascht mit Outfit und sorgt für Hype

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Emily Armstrong verleiht nun den Songs von Linkin Park ihre Note. Am Dienstagabend (1. Juli 2025) spielte die Band in Düsseldorf.
Schwer wiege die Krone, klagt Emily Armstrong im vorletzten Lied des Abends. „Das ist es, was du wolltest“, brüllt sie entfesselt in ihr Mikro. In der Tat hat die 39-Jährige eine besonders schwere Bürde zu tragen.
Nachdem der langjährige Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington 2017 im Alter von 41 Jahren den Kampf gegen die Depressionen verloren und Suizid begangen hat, befanden sich Band und Fans in einer Schockstarre.
Linkin Park: 45.000 Fans in Düsseldorf völlig aus dem Häuschen
Sieben lange Jahre sah es so aus, als sei die amerikanische Nu-Metal-Band wirklich Geschichte. Denn wie soll die Gruppe nur ohne ihr Gesicht und die charismatische Stimme weiterleben? Im September vergangenen Jahres folgt doch tatsächlich das Comeback, das achte Studioalbum „From Zero“ wird ein voller Erfolg.
Armstrong, die zuvor bei der US-Rockband Dead Sara gesungen hatte, gibt den Songs nun ihre Stimme und tritt in die gigantischen Fußstapfen. Sie tut das, nicht nur bei den acht neuen Titeln, mit einer Leidenschaft, die auch die Skeptiker begeistert. Düsseldorf erlebt am Dienstagabend (1. Juli 2025) eine denkwürdige Bühnen-Rückkehr und zwei Konzertstunden, die noch lange nachhallen.
Linkin Park bei über 30 Grad im Schatten und gefühlt 50 Grad in der Merkur Spiel-Arena – das ist natürlich eine schweißtreibende Sache. Das Dach des Stadions ist nur einen Spalt geöffnet, damit die Menschen im Innenraum nicht auch noch in der prallen Sonne stehen. Dafür weht aber kaum ein Lüftchen und die Getränkestände werden regelrecht geplündert. Vor dem Stadion kühlt die Feuerwehr die Fans ab.
Als ein zehnminütiger Countdown auf den Leinwänden runterläuft, ertönt zur Einstimmung „All we are“ von der Düsseldorfer Metal-Queen Doro. Es ist das Signal zur wohl wildesten Auftaktphase eines Konzerts seit langem.

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Musiker und Rapper Mike Shinoda ist inzwischen das Gesicht der Band Linkin Park und interagiert mit dem Publikum.
Mit den Megahits „Somewhere I Belong“, „Cut the Bridge“, „Crawling“ und „New Divide“ geht es direkt voll zur Sache. Nach 30 Minuten segelt schon Konfetti durch die Luft, leuchten die Handys, lassen sich Fans auf Händen durch den Innenraum tragen, während zahlreiche Moshpits toben.
Rapper Mike Shinoda (48) bedankt sich kurz für die Unterstützung, spricht von einem neuen Kapitel und startet den Mega-Comeback-Hit „The Emptiness Machine“. Für die Jüngeren im Publikum ist das erst der Start ihrer Linkin-Park-Liebe, entsprechen euphorisch fallen die Reaktionen aus. Sie können die Behauptungen, Linkin Park seien doch jetzt eher eine Coverband, eh nicht verstehen.
Der Wahnsinn geht unverändert weiter. Zu „Burn It Down“ hüpft das ganze Stadion. Die Aufforderung „Let’s go, Düsseldorf“, hätte sich die neue Frontfrau auch sparen können. Die Sauna-Temperaturen steigen in dem Moment noch ein wenig mehr.
Bei „Where'd You Go“ fließen auf der Tribüne ein paar Tränen. Als die Powerfrau mit der kurzen Hose ihren Blick gedankenverloren nach oben richtet, wirkt es wie ein kleiner Gruß an Chester. Dabei handelt der Song von den Angehörigen von Bandmitgliedern, die sich aufgrund der weltweiten Tourneen oft einsam und alleingelassen fühlen.

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Neustart bei der Kultband Linkin Park. Emily Armstrong und Mike Shinoda präsentieren nun alte und neue Hits.
Überhaupt gibt es an diesem Abend kein einziges Wort zu Bennington, keinen Einspieler seiner Stimme, kein Foto, das auf den Bildschirmen gezeigt wird. Auch wenn er nie direkt erwähnt wird, ist er durch seine Songs immer dabei, ohne, dass es je kitschig wird. Emily singt seine Titel so, wie er es tat, bekommt mehrmals Szenenapplaus für die geschrienen Stellen und legt die vollen Emotionen in die hymnischen Refrains.
Shinoda, der sich normalerweise vor einem Konzert immer ein paar Sätze in der jeweiligen Landessprache notiert, gesteht, dass er das vergessen habe. „Ich möchte eine Pizza. Schnitzel, Bier, Rotwein“ – diese Brocken schafft er auch so. Julia hilft beim Übersetzen. „Danke, dass ihr hier seid, wir lieben euch alle sehr“, lässt er ausrichten.

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Die Fans sind begeistert, dass die US-Band Linkin Park in neuer Besetzung nun weitermacht.
Diesen Moment nutzt Emily zum Outfit-Wechsel. Zu „Two Faced“ stürmt sie im Lidl-Trainingsanzug (19,99 Euro) und entsprechenden Socken auf die Bühne und greift damit ein Internet-Meme auf, wo viele gern „Toothpaste caught in the Lidl“ verstehen und singen. Der blau-rote Tracksuit ist noch in der Nacht im Online-Shop nahezu ausverkauft.
Die Kamera fährt über eine Minute die Fanreihen ab. Auf den Leinwänden sind ausnahmslos strahlende Augen glücklicher Menschen zu sehen. Denn die Show kennt keine Hänger. Bei „Given Up“ und „One Step Closer“ ist Emily wieder als Rock-Röhre gefragt, bei der zuckersüßen Version von „Lost“ mit gefühlvoller Stimme. „Numb“, „In The End“, „Faint“ und „Bleed It Out“ sorgt für die finale Ekstase.
Der Hype um Linkin Park bricht derzeit alle Rekorde. Die Ankündigung, dass die Band 2026 Headliner bei „Rock am Ring“ ist, sorgt dort für einen neuen Vorverkaufsrekord.
In Düsseldorf hätte die Gruppe den neuen Open-Air-Park im Gegensatz zu AC/DC locker gefüllt. Die Rocklegenden spielen nun am Dienstag (8. Juli) im Stadion und müssen nach dieser Vorlage kämpfen, um das Erlebnis zu überbieten.