Wie öde wird Köln?An alle Heuchler: So verändert der Verbraucher unsere Stadt

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Die Kölner Schildergasse, fotografiert in der Corona-Zeit Mitte April dieses Jahres. Wird es eines Tages immer so trostlos aussehen?

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Eines der ältesten Lederwarengeschäfte Deutschlands, beheimatet an der Breite Straße in Köln schließt: Mit dem Aus für Offermann verschwindet erneut ein traditionsreicher Einzelhändler. Zieht danach der nächste Billig-Bäcker oder Handy-Laden in das Gebäude? Oder vielleicht doch ein Nagel-Studio? Ein Kommentar.

Wieder ein Kölner Einzelhändler weniger, der für Tradition und Qualität stand. Viele Kommentare folgten auf den EXPRESS-Bericht in den sozialen Netzwerken, in denen die Nachricht bedauert wird. Alles nur noch Online, klassische Geschäftshäuser sterben aus.

Auch ich finde die Entwicklung traurig und bedenklich zugleich. Eine Kollegin darauf angesprochen, folgt die Antwort: „Willst Du denn nicht mit dem Fortschritt gehen?“

Innenstadt Köln: Aus für viele Einzelhändler

Wer will das nicht, mit dem Fortschritt gehen? Sicherlich: Viele Einzelhändler haben zu lange an alten Mustern festgehalten, oder es verpasst, sich durch besten Service unverzichtbar zu machen. Aber einfach „selbst schuld“ zu sagen, ist zu kurz gedacht. 

Fußgängerzonen: Einheitsbrei in den Innenstädten

Die Folgen des Einzelhändler-Sterbens sind bereits in Köln, in kleineren Städten mit Fußgängerzonen noch deutlicher, zu sehen. Bekannte, große Ketten übernehmen. Wo früher Haushaltswaren oder Feinkostspezialitäten verkauft wurden, eröffnet der x-te Handyladen oder ein weiterer Billig-Bäcker. Einheitsbrei. Und irgendwann: Leerstand.

Unsere Innenstädte veröden. Zugleich beschweren sich dann aber Fußgänger wie Autofahrer, dass immer mehr Liefer- und Paketdienste mit ihren Wagen den Bürgersteig blockieren oder in zweiter Reihe halten. 

Beispiel Handwerk: Metzgereien verschwinden auch zunehmend aus dem Stadtbild. Und was macht der Verbraucher: Regt sich über Massentierhaltung auf – aber spätestens an der Kasse zeigt sich, dass die Gier nach dem billigsten Produkt überwiegt. Abends regt man sich auf, wenn Wallraff und Co. prekäre Arbeitsverhältnisse und schlimmste Arbeitsbedingungen im Versandhandel aufdecken. Da fällt einem doch das Pferd aus der Lasagne!

Köln: Konsum-Verhalten der Verbraucher entscheidet

Irgendwann wird dann der Ruf nach der Politik laut: „Macht doch mal was! Was ist aus unserer City geworden?“ Das ist natürlich geheuchelt, denn der Verbraucher hat es selbst so herbeigeführt. Schuld ist das Konsum-Verhalten der breiten Mehrheit.