Knaller in E-Scooter-BrancheAnbieter zieht Notbremse gegen Alk-Fahrten: Reaktionstest wird in Köln Pflicht

Männer fahre mit E-Scootern über die Berrenrather Straße in Sülz. Foto von Matthias Heinekamp, honorarfrei

In Köln, hier ein Symbolfoto vom 2. Juni 2021 von der Berrenrather Straße, hat ein E-Scooter-Anbieter nun eine Neuerung angekündigt.

Die Unfälle durch alkoholisierte E-Scooter-Fahrer sind in Köln zum Problem geworden. Darum führt der erste Anbieter nun Reaktionstests ein, die Kunden vor der Fahrt bestehen müssen.

Köln. Wie geht es in Sachen E-Scooter in Köln weiter? Nicht nur die Umweltverschmutzung durch im Rhein „entsorgte” Gefährte sorgt für Diskussionen, auch die Unfälle bleiben ein ständiges Thema. Immer wieder ist bei den Crashs auch Alkohol im Spiel.

Erst am Mittwoch (28. Juli) war in den frühen Morgenstunden ein alkoholisierter E-Scooter-Fahrer (53) auf dem Radweg des Leinpfads in Köln-Porz mit einer Baustellenabsperrung kollidiert. Dabei erlitt er so schwere Kopfverletzungen, dass er in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Wie am Freitag (30. Juli) bekannt wurde, hat ein Anbieter von Leihscootern in Köln wegen der Alkohol-Problematik nun die Reißleine gezogen – und zwingt Kunden zu bestimmten Uhrzeiten zu Reaktionstests, um die Verkehrstüchtigkeit unter Beweis zu stellen! 

E-Scooter in Köln: Anbieter Voi führt Reaktionstest ein

Wie das Unternehmen Voi, ein schwedischer Anbieter von E-Scootern, mitteilte, wurde die Funktion zuvor unter anderem bereits in München getestet. Nutzer können dann jeweils zwischen Donnerstag und Sonntag in den Abend- und Nachtstunden einen Roller nur dann mieten, wenn sie den Test bestehen.

Nach Angaben des Unternehmens ist der Test in die Voi-App integriert, die Kunden benötigen, um sich einen Scooter auszuleihen. Der Test soll prüfen, wie lange die Reaktionszeit der Kunden ist. Der Konsum von Alkohol und Drogen verlängert diese. Bei den Testläufen des Systems habe sich gezeigt, dass von allen Absolventen in den Abendstunden etwa 20 Prozent anschließend keine Fahrt anträten. Auch in anderen Städten sollen die Test künftig eingeführt werden.

Köln: Regelmäßig Unfälle mit alkoholisierten E-Scooter-Fahrern

Eine Erhöhung der Sicherheit also, die – zumindest kurzfristig – für weniger Umsatz sorgt. Aus Unternehmenssicht sicher wichtiger: Weniger Unfälle bedeuten weniger schlechtes Image und eine geringere Gefahr, langfristig wieder aus den Städten verbannt zu werden. Dafür ist, zumindest aus Sicht von Voi, ein kleiner Umsatzverlust offenbar zu verschmerzen.

Voi erklärte, es wolle zwar verhindern, dass betrunkene Nutzer sich und andere gefährdeten. Das abendliche E-Scooter-Angebot sei andererseits eine wichtige Transportalternative unter anderem für Schichtarbeiter. Diese seien bedeutende Kunden. Deshalb wolle man kein Nachtverbot und setze stattdessen auf die Lösung mit dem Reaktionstest. Voi sei „klar gegen Trunkenheit am Lenker und unverantwortliches Fahrverhalten“.

E-Scooter in Köln: Ziehen andere Anbieter jetzt nach?

Bei der Nutzung von E-Scootern gilt dieselbe Promillegrenze wie für Autofahrer. Diese liegt bei 0,5.

Ob andere Anbieter nun nachziehen? Voi ist in Köln nur einer von vielen Anbietern, Konkurrenten wie Tier, Bolt, Bird oder Lime verzichten bisher auf Maßnahmen, um das Alkoholproblem rund um die E-Scooter in den Griff zu bekommen. (tw)