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„Wird großes Leid entstehen“Kirmes-Beben in Köln: Schausteller-Urgestein warnt die Stadt

Schausteller Dieter Milz sitzt in seiner Wohnung auf einer Couch.

Dieter Milz ist der Schausteller-Papst Kölns. Der 81-Jährige ist brüskiert aufgrund der Entscheidung der Stadt, den Zuschlag der Deutzer Kirmes für das Jahr 2024 nicht an die GKS vergeben zu haben.

Die Deutzer Kirmes soll 2024 von einem neuen Veranstalter durchgeführt werden. Die Entscheidung der Stadt sorgt für großes Unverständnis, auch bei einem Schausteller-Urgestein aus Köln.

von Niklas Brühl (nb)

Die Entscheidung der Stadt, die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) als Ausrichter der Deutzer Kirmes im Frühjahr und im Herbst des nächsten Jahres zu entmachten, hat für ein Beben gesorgt.

Seit mehreren Jahrzehnten veranstaltet die GKS das beliebte Volksfest an der Deutzer Werft bereits, wegen eines Formfehlers in der Bewerbung ist die Genossenschaft jetzt aber raus aus dem Rennen – die Events im nächsten Jahr soll ein anderer Veranstalter durchführen.

Offiziell verkünden will die Stadt Köln das am 8. November 2023, bis dahin will die GKS eine Klage gegen die Entscheidung prüfen. Zuspruch gab es unter anderem von der SPD und der Bürgervereinigung Deutz e.V., die die Entscheidung der Stadt als „nicht nachvollziehbar“ bezeichneten.

Und nun meldet sich auch ein Mann zu Wort, der in der Kölner Schausteller-Branche wohl schon (fast) alles erlebt hat.

Kölner Schausteller-Urgestein wegen Entscheidung der Stadt schockiert

Die Rede ist von Dieter Milz (81), ein echtes Urgestein unter den Kölner Schaustellerinnen und Schaustellern. Er ist Gründungsmitglied der GKS, Schausteller in der dritten Generation und auch seine Nachkommen gehen dem Beruf nach.

Für den 81-Jährigen ist die Entscheidung der Stadt eine Farce, wie er zu EXPRESS.de sagt: „Seitdem ich gelesen habe, dass als Begründung dieser kleine Formfehler genannt wurde, kann ich nicht mehr richtig schlafen. Ich denke die ganze Zeit: Da stimmt doch etwas nicht. Das ist doch eine Lappalie, für mich sogar eine Lachnummer. Nach der jahrelangen Zusammenarbeit der GKS mit der Stadt hätte dieses eine Wort ‚Umweltschutz‘ sicherlich auch im Nachgang noch ergänzt werden können.“

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Dieter Milz weiß, wovon er spricht, er war 41 Jahre lang der Veranstalter des bekannten Inselfestes an der Groov in Porz-Zündorf, zudem war er viele Jahre für den Weihnachtsmarkt am Rudolfplatz mitverantwortlich.

Das Inselfest verlor er 2019 an einen Mitbewerber. Es soll derselbe Mitbewerber sein, der nun auch den Zuschlag für die Deutzer Kirmes erhalten habe. „Ich denke, dass ich da nicht nur für mich spreche, wenn ich sage: Das hat alles einen faden Beigeschmack.“

Kölner Schausteller fragt: „Warum geht man so ein Experiment ein?“

Dieter Milz habe immer einen konstruktiven Umgang und ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt gepflegt.

Für die Entscheidung, der GKS die Deutzer Kirmes wegzunehmen, hat er aber überhaupt kein Verständnis: „Wieso geht man so ein Experiment ein? Die GKS hat die Veranstaltung über die Jahre stetig verbessert, ist auf die Sorgen und Wünsche der Anwohnerinnen und Anwohner eingegangen und hat sich immer dann angepasst, wenn etwas vielleicht nicht so gut funktioniert hat. Es gab zuletzt überhaupt keine Beschwerden mehr. Warum tauscht man dieses alteingesessene und funktionierende Konzept gegen völlige Unerfahrenheit ein?“

Die Deutzer Kirmes müsse sich laut Milz nicht vor weiteren großen Volksfesten im Bundesvergleich verstecken – es sei eine Prestige-Veranstaltung, die allerdings nur durch die professionelle Planung und Durchführung der GKS zu einem Aushängeschild der Stadt geworden sei.

„Das alles schüttelt man nicht mal eben so aus den Armen, wie vielleicht einen kleinen Rummel auf dem Dorf. Es sind unglaublich viele Auflagen zu erfüllen, Regelungen zu beachten. Da frage ich mich schon, wie jemand da ein offenbar überzeugendes Konzept vorlegen kann, der zuvor nie etwas mit der Veranstaltung zu tun hatte“, sagt Dieter Milz.

Kölner Schausteller über Entscheidung der Stadt: „Wird großes Leid entstehen“

Der 81-jährige Schausteller, der mittlerweile selber nicht mehr in seinen Buden steht, macht sich vor allem Sorgen um seine Kolleginnen und Kollegen: „Durch diese Entscheidung wird in jungen Familien großes Leid entstehen. Denn der neue Veranstalter wird sicherlich bei weitem nicht allen Kölner Schaustellerinnen und Schausteller einen Standplatz auf der Kirmes geben.“

GKS-Vorstand Tanja Hoffmann sprach am Dienstag (24. Oktober 2023) bei einer Pressekonferenz von Existenzängsten der Mitglieder. Dieter Milz sagt dazu: „Ich spreche aus Erfahrung: Der Winter ist hart für die Branche. Die Frühjahrskirmes war allerdings immer ein Garant für die finanzielle Sicherheit, auf den man sich verlassen konnte. Wir haben kein festes Gehalt, wie in den meisten anderen Jobs. Das Ganze kann für viele Kölner Schaustellerinnen und Schausteller zur Katastrophe werden.“

Die Stadt Köln müsse jetzt Verantwortung zeigen und die Entscheidung nochmal überdenken. „Ansonsten bin ich sehr skeptisch, ob die Kölner Schausteller-Branche so weiter bestehen kann, wie wir sie kennen. Und äußerst skeptisch bin ich außerdem, ob die Deutzer Kirmes mit einem Veranstalter funktioniert, der damit Geld verdienen möchte. Die GKS arbeitet kostendeckend, Überschüsse werden in die Renovierung und Sanierung des Platzes an der Deutzer Werft investiert. Das sind für mich sehr viele Ungereimtheiten.“

Dieter Milz selbst hat nun auch noch eine Bewerbung bei der Stadt eingereicht – obwohl das Fristende bereits Ende August war. Wie groß dabei die Erfolgsaussichten sind, bleibt abzuwarten.