„Das war nicht Metallica“Denunziant ruft Ordnungsamt: Kölner Brauhaus-Chef stinksauer

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Die Birreria am Weidenbach in der City.
Köln – Ein Mann auf dem Hocker mit Gitarre in der Hand. Es ist vor 22 Uhr. Und dennoch wird das Ordnungsamt gerufen.
Michael Müller von der „Birreria Duexer Botschaft“ in der Kölner Innenstadt ist genervt. Am Dienstagabend (8. September) rief ein anonymer Melder die Beamten herbei, so dass die Veranstaltung des Gastronomen, ein Liederabend, kurzzeitig gestört wurde.
Ein weiteres Beispiel für den Denunzianten-Trend in der Corona-Krise. Als hätten es die Gastromomen in der derzeitigen Situation nicht schon schwer genug...
Müller zum EXPRESS: „Ich weiß nicht, wer die Denunzianten sind. Das Gute an der Sache ist, dass die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt funktioniert. Die machen kein Theater, sie kommen raus und sprechen mit einem. Am Ende des Tages kann man auch dann bis 22 Uhr durchziehen. Es ist halt nervig.“
Birrerria-Chef: Wir hatten nicht Metallica zu Gast
Der Geschäftsführer kann das anonyme Verzinken nicht verstehen. „Überhaupt jetzt etwas umzusetzen, ist schon schwierig genug. Wenn man in der Innenstadt wohnt, warum kann man nicht über den Tellerrand hinausgucken? Wir machen das doch nicht jeden Tag. Wir hatten nicht Metallica auf der Terrasse. Anscheinend sind die Leute mehr zu Hause. Anders kann ich mir das nicht erklären.“
In den sozialen Netzwerken machte der Biersommelier seinem Unmut Luft. Das Posting sorgte für rege Resonanz, die meisten User können den Ärger des Gastronomen, der sich schikaniert fühlt, nachvollziehen.
„Also, ich wohne direkt gegenüber, und als ich mein Fenster zu hatte, habe ich von der schönen Musik gar nichts gehört. Und bis 22 Uhr ist das doch gesetzlich alles erlaubt! Echt nervig sowas. Die Leute sollen einfach aus der Stadt aufs Land ziehen wenn sie vom Leben in einer Großstadt genervt sind!“, schreibt einer stellvertretend.
IG Kölner Gastro: Situation ist dramatisch
Die Lage der Kölner Gastronomen, sie stellt sich allgemein immer schwieriger da. Das belegt auch ein aktueller Brief der IG Kölner Gastro.
Die Verfasser, ein Zusammenschluss von zig namhaften Wirten in der Stadt, sprechen die vielen Widrigkeiten der Branche an und legen den Finger in viele Wunden. So heißt es etwa: „Täglich sind Gastronomen/Innen einer behördlichen Willkür ausgesetzt. Das hat sich durch Corona nicht erledigt, das hat sich verschärft.“
Das Virus, die Einschränkungen und das damit verbundene neue Großstadtleben: Überall hagelt es Beschwerden – die auch im umgekehrten Fall nachvollziehbar sind: Laute Straßenpartys bis tief in die Nacht rauben vielen Kölnern den Schlaf. Für derartige Beschwerden haben auch die Kölner Wirte Verständnis – aber nicht bei einem Anruf vor 22 Uhr...