„Setz dich, du doll Hohn“Milieu-Legende: „Klein Köln“-Chef mit ganz klarer Ansage

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Beckers Dieter (r.) kannte sie alle: Hier flachst der Milieu-Flüsterer mit Box-Star Rene Weller (M.).

von Markus Krücken (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst wie Schäfers Nas für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich aber auch, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Zementkopp“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Kölner Milieu: Wirt erinnert sich an Beckers Schmal 

Auf EXPRESS.de erinnern wir zum Jahresende mit Anekdoten an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit.

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Wirtz-Wirt Alex Haag erinnert sich an Beckers Dieter, der im Lokal in der Südstadt Stammgast war.

Veedel-Gastronom Alex Haag, der das „Wirtz“ in der Kölner Südstadt betreibt, lernte als Teenie den heimlichen Boss des Milieus hautnah kennen: Dieter Becker (✝46).

FC Johnny: Auch Heinz Flohe kickte in der Kölner Zuhälter-Mannschaft

Spitzname: Beckers Schmal. Der Chef vom „Klein Köln“ galt als Lieblings-Kneipier und Beichtvater der Luden. Er war Präsident der legendären Zuhälter-Fußballmannschaft FC Johnny im Klein Köln, bei der auch FC-Weltmeister Heinz Flohe mitspielte, und verkehrte stets privat bei Haags Vater Adolf als Stammgast in der Gaststätte Wirtz.

Alex Haag erinnert sich so: 

Der Dieter war so ein Junge aus dem Leben, wenn der dich mochte, konntest du von ihm alles haben, auch das letzte Hemd.  

Ich war gerade 18 Jahre und fuhr so einen alten VW Käfer. Und der Dieter parkte immer mit seinem perlmutt-weißen 500er-Mercedes SL mit blauer LederaussItattung und blauen Mini-Boxhandschuhen am Fenster direkt vorm Laden. 

Er kam gerade angefahren und ich war aus dem Weg aus der Kneipe raus. Und er ruft: „Jung, wo willste hin?“ Ich sage: „Ich will mit mingem Schuss ins Kino.“ Da steigt er aus, schmeißt mir seinen Schlüssel zu und sagt: „Dann fahr mit nem anständigen Auto, nicht mit so nem alten Käfer, das ist besser.“ Ich sage: Wie? Er: „Bring mir den Schlüssel wieder morgen, kein Problem, sag Bescheid wenn du dat Auto ni mi bruchs.“ 

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Illustre Gesellschaft in den Miljö-Zeiten der 80er: Dieter Becker (r.) mit dem legendärem Indianer Akki (l.) aus Frankfurt und Szenegröße namens Bambel.

So war der Dieter. Was er nicht mochte, waren versnobte Leute. Auch dafür gibt es ein Beispiel. 

An einem anderen Dienstagabend saß er der Schmal wieder an der Theke bei uns im Wirtz und quatschte mit meinem Vater. Und es gab eine Dame, die wohnte bei uns gegenüber, gebürtig aus Lindenthal, die sprach auch immer sehr, sehr vornehm. Halt so 'ne Lindenthaler Dame.  

Jedenfalls: Sie kam rein, und kannte ihn auch vom Sehen. Und sie setzte sich direkt neben ihn an die Theke. Und sie sagte zu ihm: „Hör mal, Dicker, du bist doch aus der Unterwelt. Erzähl mir doch mal, wie das so ist.“

Und Dieters Antwort war: „Setz dich hin du doll Hohn und jang mir nit op de Nerve.“