Eklat um „Arsch huh“ in KölnNach Kritik und Absage: Jetzt melden sich Organisatoren zu Wort

Schwarz-weiß-Foto aus der Luft, zu sehen ist das Arsch-Huh-Konzert in Köln 1992.

Das legendäre „Arsch huh“-Konzert fand am 9. November 1992 auf dem Kölner Chlodwigplatz statt. Um eine nun anstehende Kundgebung ist jetzt ein Streit entstanden.

Mit deutlichen Worten haben jüdische Verbände Kritik an der „Arsch huh“-Kundgebung geäußert. Die Organisatoren haben mittlerweile reagiert.

von Thomas Werner (tw)

Diese Worte kommen überraschend – aber sie kommen mit Wucht. Riesen-Eklat um die Kundgebung von „Arsch huh“ in Köln!

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Abraham Lehrer, hat seine Teilnahme an der für Sonntag (3. Dezember 2023) in Köln geplanten Friedenskundgebung „Give Peace a Chance“ der gegen rechte Gewalt engagierten Künstlerinitiative „Arsch huh, Zäng ussenander“ abgesagt. Die Kundgebung findet am Aachener Weiher statt.

Abraham Lehrer sagt Teilnahme an Kundgebung mit deutlichen Worten ab

Ursprünglich hatte Lehrer seine Teilnahme zugesagt. In einem Schreiben an die Organisatoren (liegt EXPRESS.de vor) gab er an, dass er die Idee „toll“ fand und „spontan und ohne Zögern zugesagt“ habe. Doch das ist Vergangenheit.

Lehrers Hauptkritikpunkt: der Veranstaltungstext. „Hier wird der Terror der Hamas mit dem Verteidigungskrieg Israels gleichgesetzt“, sagt er. „Die Terrororganisation Hamas und die Israelische Armee werden als ‚Konfliktparteien‘ auf eine Ebene gestellt. Das Selbstverteidigungsrecht Israels wird dadurch geleugnet.“

Vielmehr gehe es laut Lehrer darum, dass Israel sich gegen eine Terrororganisation zur Wehr setze. Frieden im Nahen Osten sei nur möglich, wenn diese „vernichtet“ sei. „Sie verlangen von Israel, diese Verpflichtung zum Schutz seiner Bevölkerung aufzugeben. Das werde ich nicht mittragen“, so Lehrer in seinem Schreiben.

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Eine weitere Kritik von Lehrer: Zudem sehe das verwendete Logo aus wie eine Palästinenserflagge, die in eine runde Form gepresst worden sei.

Der Aufruf für die Kundgebung beginnt mit diesen Worten: „Am 7. Oktober verübte die Hamas ein Massaker an über 1200 israelischen Bürgern und nahm 220 Israelis als Geiseln. In dem darauf folgenden Krieg wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza, die unter anderem vom amerikanischen Außenministerium für glaubwürdig gehalten werden, bisher über 13.000 Palästinenser getötet, davon 5500 Kinder.“

Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln (DIG) und das Bündnis gegen Antisemitismus – BgA Köln kritisierten die Veranstalter: „Die doppelte Solidarität mit Israelis und den PalästinenserInnen nehmen wir den Musikern nicht ab. Sie sind einseitig und ihr Aufruf unterstützt die palästinensische Forderung nach einer Waffenruhe im Gazastreifen“, teilten beide mit. Es handele sich um eine „unselige Friedenskundgebung“ des „naiven Musikerbündnis Arsch huh“.

„Arsch huh“ wird unter anderem als „naives MusikerInnenbündnis“ bezeichnet

Die Organisatoren von „Arsch huh“ haben mit Bedauern auf die Kritik und die Lehrer-Absage reagiert. „Für uns sind das Existenzrecht und die Sicherheit Israels eine dauerhafte Verpflichtung“, hieß es in einer Stellungnahme. „Dazu gehört für die deutsche Gegenwart unser Bemühen, ein breites Bündnis gegen Rassismus und Antisemitismus zu schmieden. Wie schwer das ist, wird uns nun schmerzhaft bewusst.“

Am 9. November 1992 fand die Großveranstaltung „Arsch huh, Zäng ussenander“ erstmals als Kundgebung gegen Rassismus, Intoleranz und rechtes Gedankengut in Köln mit 100.000 Menschen statt. Zu den Teilnehmern der ersten Stunde zählen unter anderem bekannte Kölner Musiker und Bands wie Wolfgang Niedecken (BAP), Bläck Fööss, Brings und Höhner.

An der Kundgebung am Sonntag sollen laut Einladung unter anderem auch FDP-Politiker Gerhart Baum, die Kabarettisten Jürgen Becker und Wilfried Schmickler und Brings teilnehmen.