Mit einem öffentlichen Schreiben hat sich Abraham Lehrer an die Organisatoren der „Arsch-huh“-Kundgebung in Köln gewandt.
„Symbol für mich nicht tragbar“Zoff um „Arsch huh“ in Köln: Was Abraham Lehrer an die Organisatoren schrieb

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Abraham Lehrer, hier im Oktober 2023 in der Synagoge in der Kölner Roonstraße, hat seine Absage an der „Arsch-Huh“-Kundgebung am Aachener Weiher abgesagt. In einem Schreiben wandte er sich an die Organisatoren der Kundgebung.
Es war der große, unerwartete Knall am Donnerstag (30. November 2023) in Köln. Von jüdischen Verbänden hagelte es scharfe Kritik an der anstehenden „Arsch-Huh“-Kundgebung am Sonntag (3. Dezember) am Aachener Weiher.
Mittendrin: Abraham Lehrer. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln sagte seine Teilnahme ab, obwohl er bereits zugesagt hatte.
Abraham Lehrer sagt seine Teilnahme an „Arsch-huh“-Kundgebung in Köln ab
Besonders der Veranstaltungstext der gegen rechte Gewalt engagierten Künstlerinitiative „Arsch huh, Zäng ussenander“ stößt Lehrer sauer auf. In dem werde „der Terror der Hamas mit dem Verteidigungskrieg Israels gleichgesetzt“ und damit „das Selbstverteidigungsrecht Israels geleugnet”.
Am späten Donnerstagnachmittag veröffentlichte die Kölner Synagogen-Gemeinde das komplette Schreiben, mit dem sich Lehrer an die Organisatoren gewandt hatte.
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Sehr geehrte Organisatoren des Konzertes am 3. Dezember 2023,
am Wochenende erreichte mich die Nachricht über die Durchführung der Veranstaltung „Give Peace a Chance“ am 3. Dezember 2023, über die ich mich wirklich gefreut habe. Meine Kölner Bands und meine Kölner Kulturschaffenden haben sich endlich auf ein Event zur Unterstützung Israels und der Jüdischen Gemeinschaft in unserem Land verständigt. Das fand ich wirklich toll! Selbstverständlich habe ich spontan und ohne Zögern zugesagt.
Leider muss ich meine Zusage zu der Teilnahme an der Veranstaltung „Give Peace a Chance“ am 3. Dezember 2023 zurückziehen. Grund dafür ist das Zusammenspiel mehrerer Faktoren bezüglich dieser Veranstaltung, die für mich heute ans Licht getreten sind.
Sehr problematisch ist aus meiner Sicht der Veranstaltungstext. Hier wird der Terror der Hamas mit dem Verteidigungskrieg Israels gleichgesetzt. Die Terrororganisation Hamas und die Israelische Armee werden als „Konfliktparteien“ auf eine Ebene gestellt. Das Selbstverteidigungsrecht Israels wird dadurch geleugnet. Israel kämpft gegen eine Terrororganisation und bis diese nicht vernichtet ist, wird es keinen Frieden im Nahen Osten geben. Sie verlangen von Israel, diese Verpflichtung zum Schutz seiner Bevölkerung aufzugeben. Das werde ich nicht mittragen.
Lehrer: „Es ist Zeit für eindeutige Solidarität mit Israel“
Nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 ist es zudem nicht die Zeit, auf jeder Ebene eine ausgleichende Veranstaltung zu erzwingen. Es ist Zeit für eindeutige Solidarität mit Israel.
Das verwendete Symbol für die Veranstaltung ist für mich nicht tragbar. Wenn im ganzen Land israelische Flaggen geschändet werden, wäre es die Zeit gewesen, hier ein klares Zeichen zu Gunsten Israels zu setzen und nicht den Eindruck einer palästinensischen Flagge zu erzeugen.
Das Zusammenspiel dieser Punkte sowie die aus meiner Sicht schwierige Rednerliste, sind die Gründe meiner Absage.
Mit freundlichem Gruß und einem herzlichen Shalom,
Abraham Lehrer
Der Aufruf für die Kundgebung beginnt mit diesen Worten: „Am 7. Oktober verübte die Hamas ein Massaker an über 1200 israelischen Bürgern und nahm 220 Israelis als Geiseln. In dem darauf folgenden Krieg wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza, die unter anderem vom amerikanischen Außenministerium für glaubwürdig gehalten werden, bisher über 13.000 Palästinenser getötet, davon 5500 Kinder.“
Auch andere Verbände wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln (DIG) und das Bündnis gegen Antisemitismus – BgA Köln hatten sich am Donnerstag zu Wort gemeldet und die Organisatoren heftig kritisiert. Unter anderem bezeichneten sie die Veranstaltung als „unselige Friedenskundgebung“ des „naiven Musikerbündnis Arsch huh“.