Kaufpreis6300 Euro pro Quadratmeter im Agnesviertel - was das für Kölns Mieten heißt

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Bei der inserierten teuren Immobilie handelt es sich um eine Altbauwohnung im Agnesviertel.

Köln – Kaufpreis-Irrsinn im Agnesviertel: Für eine Drei-Zimmer-Wohnung (106 qm) sollen Käufer 669.000 Euro hinblättern.

Der Quadratmeter kostet damit rund 6311 Euro.

Selbst für das teure Agnesviertel ein "Da-bleibt-einem-die-Luft-weg"-Preis. Heißt: Allein für die Fläche eines Doppelbettes werden über 22.000 Euro fällig.

Die Altbauwohnung mit Dielen, begehbarem Kleiderschrank und Kaminofen ist aktuell beim Immobilenportal Immobilienscout24 inseriert. Die Ausstattung ist gehoben - aber nicht luxuriös.

Preise wie dieser - sie haben auch einen Effekt auf die Mieten. Und der wird Mieter nicht freuen.

Wie kommt der hohe Preis zustande?

Der Anbieter äußerte sich auf Anfrage nicht dazu. Die Anzeige wurde aber inzwischen aus dem Portal entfernt.

Was sagen Experten? Andreas Schulten hält den Preis in Kölner Spitzenlagen wie Hahnwald, Bayenthal oder Lindenthal für realistisch. Er ist Vorstand bei Bulwiengesa, Analysehaus für deutsche und europäische Immobilienmärkte.  

Schulten: „In den letzten fünf Jahren hatten wir eine Wertsteigerung um 30 Prozent.“ Für das Agnesviertel ist der Preis jedoch ein Ausreißer nach oben. Auch wenn es sich um eine der teuersten Kölner Innenstadtlagen handelt.

Warum werden Eigentumswohnungen in Köln immer teurer?

„Zum einen war Köln schon immer Zuwanderungsstadt. Hinzu kommt der Niedrigzins-Effekt - gerade bei teuren Immobilien.“ 

Andere Anlageformen machen durch die niedrigen Zinsen momentan wenig Sinn für Investoren - deshalb kaufen sie Häuser und Wohnungen. Und ein Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist aktuell nicht absehbar.

Wie geht's weiter?

Tendenz der Preisentwicklung: steigend. Die Bundesbank spricht von einer Immobilienblase in großen deutschen Städten wie Köln.

Das heißt zwar auch, dass die Preise beim Platzen der Blase wieder in den Keller gehen können - doch Schulten rechnet in den nächsten drei Jahren nicht damit.

Was bedeutet das für die Mieten?

Leider nichts Gutes. Je höher der Kaufpreis, umso mehr steigen auch die Mieten. Denn die Käufer wollen ja, dass es sich für sie rechnet.

Langfristig erwartet der Experte allerdings, dass die Mietpreisbremse wirkt und die Mieten deckelt. Momentan sei der Effekt aber noch so gut wie gar nicht spürbar.

Auch Jürgen Becher, Mitglied der Geschäftsführung und Pressesprecher beim Kölner Mieterbund, kann aktuell noch nicht sagen, welche Auswirkungen die Mietpreisbremse hat. Beim Mieterbund gibt's im Jahr 40.000 Rechtsberatungen. Nur eine davon drehte sich bisher um die Mietpreisbremse.

Für Becher gibt es es daher zwei Möglichkeiten: „Entweder die Mieter wollen es sich nicht mit ihrem neuen Vermieter verscherzen und wenden sich daher nicht an den Mieterbund - oder die Mietpreisbremse wirkt.“