Spektakulärer ProzessWeihbischof (65) vor Amtsgericht in Kerpen verurteilt

Weihbischof Johannes Bündgens inmitten anderer Geistlicher

Weihbischof Johannes Bündgens wurde am Dienstag (13. Juli) vor dem Kerpener Amtsgericht verurteilt.

Es herrschte reges Interesse an dem Prozess vor dem Kerpener Amtsgericht. Ein Bischof auf der Anklagebank – wann gibt es das schon mal? 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Kerpen. Weil er eine wohlhabende Witwe um insgesamt rund 143.000 Euro gebracht haben soll, wurde am Dienstag (13. Juli) dem Aachener Weihbischof Johannes Bündgens (65) der Prozess gemacht. Der Geistliche war vor dem Kerpener Amtsgericht wegen Untreue in vier Fällen angeklagt. 

Der Prozess startete um 9 Uhr. Der Saal war voll, es herrschte reges Interesse. Ein Bischof auf der Anklagebank – das kommt schließlich nicht oft vor. Doch vom Angeklagten fehlte jede Spur. Stattdessen legte sein Verteidiger ein ärztliches Attest vor, wonach der Weihbischof nicht verfahrensfähig sei.  

Amtsgericht Kerpen: Bischof zu Bewährungsstrafe verurteilt

Wenig später fiel der Schuldspruch. „Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ das Gericht einen Strafbefehl“, erklärte ein Amtsgerichtssprecher. Weihbischof Johannes Bündgens wurde zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss er 5000 Euro Geldbuße an den Kinderschutzbund zahlen. 

Bündgens hat jetzt zwei Wochen Zeit, Einspruch einzulegen. Dass er das tun wird, kündigte sein Anwalt bereits an. In dem Fall, so der Richter, würde ein Gutachter eingeschaltet, der die Verfahrensfähigkeit des Weihbischofs prüfen werde. Der Untreue-Prozess hätte bereits im Herbst letzten Jahres laufen sollen, doch bereits da war der 65-Jährige wegen Krankheit nicht verhandlungsfähig gewesen. 

Weihbischof Johannes Bündgens wird vorgeworfen, die Kontovollmacht einer vermögenden Frau aus Kerpen missbraucht und über einen längeren Zeitraum vier Überweisungen auf sein Privatkonto getätigt zu haben. Im Prozess reduzierten sich die ursprünglich angeklagten Taten auf drei mit einem Gesamtschaden von rund 128.000 Euro, bei einer Tat wurde kein hinreichender Tatverdacht gesehen. 

Bischof angeklagt: Betreuer der Witwe wurde bei Geldtransfer stutzig

Aufgeflogen war das Ganze, weil die demente alte Dame, die inzwischen verstorben ist, unter Betreuung stand und der Betreuer bei den Geldtransfers stutzig geworden war. 

Mit dem Geld hatte der Weihbischof ein Hausgrundstück in Aachen gekauft. In seiner Einlassung hatte Bündgens erklärt, dass dort für die Witwe ein lebenslanges Wohnrecht eingetragen werden sollte. Der Geistliche kümmerte sich seit 2010 um die gläubige Frau, ihr Verhältnis galt als freundschaftlich. Laut der früheren Haushälterin der Witwe soll es deren Wunsch gewesen sein, zu dem Bischof nach Aachen zu ziehen. 

Bündgens, der das Geld inzwischen zurückgezahlt hat, lässt seit Ende 2019 seine bischöflichen Ämter ruhen.