„Schlinge zieht sich zu“Kölner Kfz-Meister zeigt dramatisches Corona-Phänomen auf

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Der Kölner Werkstatt-Chef Frank Noisten sieht sich seit Monaten mit einem üblen Corona-Phänomen konfrontiert.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Die Kunden sind überwiegend im Homeoffice und nicht auf ihre Autos angewiesen“, sagt Kfz-Werkstatt-Chef Frank Noisten (46) gegenüber EXPRESS. Außerdem seien viele Kölner gerade in Kurzarbeit und würden kostspielige Auto-Reparaturen daher lieber auf die lange Bank schieben. Das Einnahmen-Problem in seiner Kfz-Werkstatt sei nicht erst seit gestern vorhanden. Doch im zweiten Lockdown spitzt sich die Lage in seiner Branche allmählich zu.

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Kölner Werkstatt mit Umsatz-Problemen: „Das kennen wir so nicht“

Der erste Lockdown hat sich in der „Jaris Autowerkstatt“ in Köln-Lövenich wirtschaftlich noch nicht so stark bemerkbar gemacht. Doch jetzt, im fortgeschrittenen zweiten Lockdown, sieht die Situation für den Kfz-Mechaniker Frank Noisten und seine sieben Mitarbeiter schlecht aus.

„In den Sommerferien ist es bei uns immer etwas ruhiger, doch auch danach hat der Werkstatt-Betrieb nicht wieder an Fahrt aufgenommen. Das kennen wir so nicht. Seitdem läuft es nicht gut“, erklärt Frank Noisten (46) gegenüber EXPRESS. Zwei seiner Mitarbeiter seien sogar auf 100 Prozent-Kurzarbeit. Ein Ende sei nicht in Sicht – im Gegenteil.

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Kölner Kfz-Werkstatt über Phänomen: „Homeoffice-Fahrer“

Bei Frank Noisten fallen wegen Corona gerade vor allem enorm viele „Schönheitsreparaturen“ an Autos weg. Dazu kommt, dass es generell weniger Unfall-Reparaturen in der Kfz-Branche gibt. „Was auch, aber nicht nur an Corona liegt“, wie Noisten erklärt.

Doch vor allem ein Phänomen, macht dem Werkstatt-Chef gerade zu schaffen. Die „Homeoffice-Fahrer,“ wie Frank Noisten sie nennt. Diese Gruppe bewegt ihr Auto kaum noch und bringt ihre Fahrzeuge daher auch kaum noch in die Werkstatt. 

Auch die erweiterte Fahrzeug-Technik, wie zum Beispiel die automatische Notbremstechnik, schützt Fahrer zwar besser vor Schäden und Unfällen, doch gepaart mit der Corona-Situation bedeutet dies eine wirtschaftlich schwierige Entwicklung für viele Kfz-Werkstätte.

Kölner im Umsatz-Tief: Wie geht es jetzt weiter?

„Wir sind sehr breit aufgestellt und keine spezialisierte Werkstatt. Deswegen fehlt uns von allem etwas. Je weniger Kunden mit Autos fahren, desto höher sind meine Umsatz-Defizite in jeder Reparatur-Sparte“, fasst Noisten die Lage zusammen.

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Der Kölner Kfz-Mechaniker Frank Noisten in seiner Autowerkstatt.

„Unsere Werkstatt ist nicht schon seit 20 Jahren auf dem Markt, sondern erst seit vier Jahren. Wenn sich der Lockdown noch weiter verlängert oder sogar ein Dritter kommt, stehe ich vor der Entscheidung, den Betrieb zu machen zu müssen“, sagt Noisten nüchtern.

„Die Schlinge zieht sich immer weiter zu. Dann habe ich keine andere Wahl.“

Handwerkskammer Köln ist sich schwieriger Lage bewusst

Auch die Handwerkskammer Köln ist sich der aktuell oft schwierigen Lage des regionalen Handwerks bewusst.

Doch noch könne man keine seriöse Aussage darüber treffen, wie viele Auto-Werkstätten in Köln so extrem vom Corona-Tief betroffen seien, wie die von Frank Noisten, erklärt ein Sprecher gegenüber EXPRESS.

Köln: Werkstatt-Chef hofft auf positive Entwicklung in Karnevals-Zeit

Dadurch dass der Karneval 2021 wegfällt, erhofft sich die Kölner Kfz-Werkstatt aus Lövenich, dass viele Kunden sich im Februar  eher für eine Werkstatt-Reparatur entscheiden und es dann zum Sommer hin wieder bergauf geht.

Denn: „So darf es nicht weitergehen“, sagt der Werkstatt-Chef und hofft inständig auf eine Veränderung.