Kinderporno-ProzessBonner Lehrer (43) gesteht Sex-Chats mit Mädchen

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Der Angeklagte nahm bis zum Prozessbeginn im Publikum Platz.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Er soll im Internet systematisch auf Sex-Jagd nach Kindern gegangen sein. Nachts – denn tagsüber unterrichtete er an einer Bonner Schule. Seit Dienstag muss sich der Studienrat (43) vor dem Landgericht verantworten. Gleich beim Prozessauftakt legte er ein Geständnis ab.

„Das hat so stattgefunden“, ließ er über seinen Verteidiger Matthias Brauer erklären. Der Pädagoge ist wegen Verbreitung kinderpornografischer Schriften sowie Kindesmissbrauchs in 44 Fällen angeklagt.

Seltsamer Auftritt vor Prozessbeginn

Seltsam: Der Angeklagte, der auf freiem Fuß ist, setzte sich zunächst ins Publikum. So, als wollte er zwischen den Zuhörern untertauchen. Erst kurz vor Prozessbeginn nahm er neben seinem Anwalt Platz.

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Als dann die Staatsanwältin die umfangreiche Anklage verlas, hielt der 43-Jährige die ganze Zeit den Kopf gesenkt. Die Vorwürfe gegen den Lehrer sind unfassbar. So soll er im Netz nach blutjungen Mädchen Ausschau gehalten haben. Mit Vorliebe in den USA, aber auch in Großbritannien, Frankreich, Holland.

Geschädigte waren deutlich als Kinder erkennbar

In Live-Chats soll er die Kinder dazu animiert haben, sich auszuziehen und für ihn zu posieren. Dabei soll er Mädchen, die teilweise erst acht Jahre alt waren, Komplimente wie „Sexy“ oder „Du bist heiß“ gemacht haben. Obwohl deutlich als Kinder erkennbar, soll er ihnen dann im Gegenzug Bilder seines Geschlechtsteils geschickt haben. Einer Geschädigten soll er erzählt haben, er möge Mädchen im Alter von 7 bis 13 Jahren. 

Vor Gericht erklärte der Angeklagte, er habe zuvor nie Interesse an Kindern gehabt. Er hält sich selbst auch nicht für pädophil, obwohl das in einer Klinik attestiert worden war. Dass er nachts Sex-Chats mit Kindern hatte – dafür hat er angeblich keine Erklärung. Er habe es zunächst nur interessant gefunden, in die Chats reinzuschauen. 

März 2018 wurde die Wohnung des Angeklagten in Bonn durchsucht

Der Bonner Lehrer war schließlich ins Visier amerikanischer Fahnder gekommen. März 2018 wurde daraufhin seine Wohnung in Bonn durchsucht. Dabei wurden neben aufgezeichneten Live-Chats auch zahlreiche kinder- und jugendpornografische Schriften und mehr als 400 Porno-Videos beschlagnahmt. 

Der Studienrat wurde kurz darauf suspendiert. Sein Gehalt sei jedoch bis heute nicht gekürzt worden, gab er im Prozess an. 

Verteidigung lehnt Richter wegen Befangenheit ab

Beim Prozessauftakt am Dienstag kam es kurz nach elf Uhr zu einer Unterbrechung, da die Verteidigung den Vorsitzenden Richter Wolfgang Schmitz-Justen wegen Befangenheit ablehnte. Der Richter habe ihm gegenüber geäußert, dass die Beweislage ohnehin erdrückend sei, so der Anwalt. Das gleiche soll Schmitz-Justen gegenüber dem Psychologen geäußert haben, der den Angeklagten behandelt. 

Um 12.15 Uhr wurde die Hauptverhandlung fortgesetzt bis über das Ablehnungsgesuch entschieden ist.