Dank BaugerüstBonner Münster bietet einmalige Gelegenheit – ohne Kopf hochheben

IMG_8482

Das Apsismosaik ist eines der Highlights. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Im Münster bietet sich derzeit eine einmalige Gelegenheit: Wand- und Deckenkunstwerke, die in rund 15 Metern Höhe den Hochchor der Basilika im Herzen Bonns schmücken, bekommt man jetzt quasi direkt vor die Nase gesetzt.

Denn das Stadtdekanat bietet Führungen in luftiger Höhe an.  Möglich wird das, weil bei der Generalsanierung auch der Innenraum auf Vordermann gebracht wird und dort (noch) die Baugerüste stehen.

IMG_8458

Im Innern der Basilika sind Baugerüste aufgebaut. 

„Die Führungen vermitteln einmalige Eindrücke, die sich so nicht mehr ergeben werden, weil man über das Gerüst im Hochchor auf Augenhöhe dem Apsismosaik und den Wandmalereien gegenübersteht“, erklärt Stadtdechant Wolfgang Picken. Die Führungen werden von seinen Mitarbeitern geleitet.

Führung im Bonner Münster: Ganz oben gibt es spektakulären Blick aufs Apsismosaik

Wie Andreas Becher, seit 30 Jahren Küster. Er bringt den Teilnehmern die verschiedenen Stilformen näher, erklärt die Bildpaare aus Altem und Neuem Testament und gibt Infos zur spannenden Baugeschichte des Münsters. Oben angekommen bietet sich dann den Teilnehmern ein spektakulärer Blick auf das farbenprächtige Apsismosaik. 

IMG_8484

Küster Andreas Becher ist einer der Stadtdechants-Mitarbeiter, welche die Führungen machen. 

IMG_8470

Prächtige Wandmalereien zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. 

Malereien und Mosaik stammen aus den Jahren 1891/94 und wurden von dem Künstler August Franz Martin entworfen. Der Ruß von Kerzen und Brikettöfen, mit denen der Hochchor in der Vergangenheit beheizt wurde, habe die Kunstwerke in Mitleidenschaft gezogen, berichtet Stadtdechant Picken. 

Führungen durchs Bonner Münster: Mosaiksteine stammen von einer Firma aus Venedig

So wurde das stark verschmutzte Mosaik jetzt von Restauratoren mit Mikroporenschwämmen gereinigt, lose Steine befestigt und fehlende ausgetauscht. Das Mosaik zeigt Maria und Johannes den Täufer, die am Throne Christus stehen. Andreas Becher weist daraufhin, dass die Erde der Schemel für Jesus’ Füße ist. 

„Die Mosaiksteine wurden von einer Firma aus Venedig, von der Insel Murano, hergestellt und von einem italienischen Mosaikleger verlegt“, erzählt er. Der Italiener habe sich in Bonn mit dem jungen Studenten Luigi Pirandello angefreundet, der daraufhin fast jeden  Tag in der Basilika-Kuppel verbrachte und das Fortschreiten des Mosaiks beobachtete. 

Becher liest während der Führung aus einem Brief vor, den der Student an seine Eltern schrieb: „Ich schreibe euch in der Kuppel, während Jesus Christus mit einer riesigen Nase versehen wird.“ Alle Teilnehmer schmunzeln. Zumal die Nase derer von Pirandello ähnelt. 

Führungen durchs Bonner Münster: Ende nächsten Jahres soll die Basilika wieder genutzt werden

Die Generalsanierung ist ein Mega-Projekt, seit 2017 ist dort Baustelle. Aber es ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. „Nächstes Jahr Richtung Advent soll das Münster wieder genutzt werden“, erzählt Becher. 

IMG_8498

Das Bonner Münster im Herzen Bonns wird generalsaniert. 

Derzeit würden unter den Gewölben Bohrungen vorbereitet, denn Statiker hatten festgestellt, dass die Basilika-Wände in Bewegung sind. Andreas Becher: „Daher kriegen sie Zuganker verpasst.“

Die Führungen (15/12,50 Euro) gibt es noch bis zum 23. Oktober. Mehr unter www.bonner-muenster.de