Chat-Partnerin zu Kindesmissbrauch angestacheltEx-Karnevalsprinz in Bonn verurteilt

Ex-Prinz.jpg - stark geblendet

Am 28. August startete in Bonn der Prozess gegen den ehemaligen Karnevalsprinzen. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn/Eifel – Die Vorwürfe gegen Udo M. (54, Name geändert) waren unfassbar: Der scheinbare Biedermann musste sich vor Gericht verantworten, weil er eine Mutter (39) dazu aufgefordert hat, ihre Kinder (damals 5 und 6 Jahre alt) sexuell zu missbrauchen. Die Szenen sollte sie filmen und ihm auf WhatsApp zuschicken. Was sie auch bereitwillig tat. 

Jetzt fiel in Bonn das Urteil gegen Udo M. Der Mann, der vor Jahren strahlender Karnevalsprinz in der Eifel war, wurde zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Unter anderem wegen Beihilfe zu schwerem sexuellem Missbrauch. 

Ex-Eifelprinz in Bonn verurteilt: Partnerin auf Sado-Maso-Plattform kennengelernt

Der dreifache Familienvater, der sich vom Briefträger zum leitenden Beamten hochgearbeitet hatte, war im Juni 2016 von der 39-Jährigen angezeigt worden. Er hatte die Frau aus dem Raum Münster auf einer Sado-Maso-Plattform kennengelernt und mit ihr eine Chatbeziehung geführt. 

Vor der Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts hatte am 28. August der Prozess gegen den 54-Jährigen begonnen. Udo M., dem die Schamesröte im Gesicht stand, blieb beim Auftakt nur das Geständnis und die Flucht nach vorn. Denn die Chats über seine sexuellen Vorlieben und Phantasien lagen ­– mehrere Ziegelsteine dick – dem Gericht vor.

Darin dokumentiert ist auch die perverse Idee, die der Angeklagte entwickelt haben soll, die beiden kleinen Kinder seiner Chatpartnerin – weil er es sexuell erregend fände – nicht nur in der Phantasie zu missbrauchen, sondern es auch tatsächlich zu tun.

Ex-Eifelprinz in Bonn verurteilt: Mutter machte sechs Videos vom Missbrauch ihrer Kinder

Sechs Videos hatte die Mutter vom Missbrauch ihrer Kinder, die meist in der Dusche oder im Bett gefilmt wurden, angefertigt. Laut Anklage soll Udo M. sie dafür gelobt und aufgefordert haben, weiter zu machen.

Im Juli 2017 entdeckte schließlich der Ehemann der 39-jährigen die Chats. Daraufhin zeigte sie sich selbst und auch den ehemaligen Eifelprinzen an. Für den verheirateten Familienvater folgte der berufliche und soziale Niedergang.

Das Anwesen des Beamten in der Eifel wurde Anfang 2018 durchsucht. „Das war ein Schock für uns, plötzlich standen an jeder Tür Polizeibeamte“, erzählte er im Prozess. Alles sei beschlagnahmt worden, auch die Arbeits-Computer der Ehefrau.

Als Anfang dieses Jahres die Anklage kam, wurde der Beamte mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Eine Rückkehr sei wohl ausgeschlossen, meinte sein Verteidiger: „Egal, was hier im Prozess rauskommt, beruflich gibt es keinen Weg zurück“.

Ex-Eifelprinz in Bonn verurteilt: Angeklagter machte im Prozess „Seelen-Striptease“

Der Angeklagte war vor Gericht bereit, ausführlich über die Hintergründe seiner sexuellen Vorlieben zu sprechen: Für den „Seelen-Striptease“ (so formulierte es sein Anwalt) wurde allerdings die Öffentlichkeit ausgeschlossen, ein psychologischer Sachverständiger saß mit im Raum.

Im Prozess wurde auch die 39-jährige Mittäterin als Zeugin gehört. Das Verfahren gegen die zweifache Mutter wegen Missbrauchs ihrer eigenen Kinder soll im Herbst vor dem Landgericht Münster stattfinden.

Ex-Eifelprinz Udo G. will gegen das Urteil vorgehen und hat Revision eingelegt. (iri, ucs)