Bonner Bandenkrieg-ProzessStaatsanwalt sicher: Costa S. sollte sterben

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Die Angeklagten Saad (vorne) und Ali M. mit ihren Verteidigern Carsten Rubarth und Peter Krieger beim Prozessauftakt

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Unterverschärften Sicherheitsbedingungen (hier mehr lesen)begann am Dienstag vor dem Bonner Schwurgericht der Prozess gegen zwei Rocker-Brüder (36, 31).

Sie sollen am 27. März 2015 den damaligen Präsidenten der „Fist Fighter“ vor einer Bonner Szene-Bar mitten in der City  niedergeschossen haben. Vor allem die Aussage von Opfer Costa S. (39) wurde mit Spannung erwartet.

Ewig vernommen

Nachdem mehrere, zum Teil muskelbepackte und tätowierte Zuschauer im Saal Platz genommen hatten, begann Costa S.’ Vernehmung – und sie dauerte mehr als vier Stunden!

Der 39-Jährige belastete dabei erneut den älteren Saad M. (Name geändert). „Er stand nicht mal einen Meter von mir entfernt mit einem Revolver in der Hand und rief »Stirb doch endlich«“, schilderte er Richter Josef Janßen. Er will zu Saad noch gesagt haben: „Bist Du behindert, schießt Du auf mich?“ Der soll aber weiter gefeuert haben.

„Es wurde viel erzählt“

Auch den anderen Angeklagten Ali M. (Name geändert) will Costa S. mit Waffe vor Ort gesehen haben. Richter Janßen hakte nach: „Hat der auch geschossen?“ Costa S. verneinte, gab jedoch zu, dass er das irgendwann mal gesagt habe. „Im Nachhinein wurde viel erzählt“, so der 39-Jährige.

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Costa S. war früh da, lief vor seiner Zeugenaussage noch im Gericht rum.

Plan war, Costa zu töten

Die beiden Brüder (Mitglieder der „United Tribuns“) sitzen deswegen gemeinsam wegen versuchten Totschlags auf der Anklagebank (hier mehr lesen), weil sie laut Staatsanwaltschaft einen gemeinsamen Tatplan verfolgt haben sollen. Nämlich, Costa zu töten.

Showdown in Szene-Bar

Der damalige Fist Fighter-Boss soll zunächst vom älteren Bruder der Angeklagten so übel beleidigt worden sein, dass er das nicht auf sich sitzen lassen konnte. Als Treff für die Aussprache wurde das „Take Two“ vorgeschlagen. Dort kam es dann am 27. März 2015 gegen 20.30 Uhr zum Showdown.

Vier Schüsse fallen

Auf zwei Zeugenvideos, die im Gerichtssaal gezeigt wurden, ist zunächst ein Tumult vor der Bar zu erkennen. Dann knallt ein erster Schuss, Menschen laufen auseinander. Getroffen wird keiner. Drei weitere Schüsse folgen kurz hintereinander.

Kugel mit Tisch aufgefangen

Eine Kugel bohrt sich in einen Bistrotisch, den Costa S.  hochreißt. Die folgende trifft ihn ins Bein. Freunde hätten ihn dann weggezogen, so der 39-Jährige im Gericht. Er sei jedoch hingefallen, da habe man noch mal versucht, auf seinen Kopf zu schießen. „Ich habe gesehen, wie die Kugel im Asphalt einschlug – 20 Zentimeter neben meinem Kopf.“

Keiner will was gesehen haben

Unklar ist trotz Videos allerdings, wer alles die Schüsse abgab. Es scheint mindestens zwei Schützen zu geben. „Es muss doch einer was gesehen haben“, fragte Richter Janßen. Daraufhin Costa: „Das ist ja das Problem im Milieu, dass keiner aussagen will.“

Mögliches Motiv

Mögliches Motiv für die Tat: Die Angeklagten wollten offenbar zusammen mit einer Gruppe Libanesen aus Euskirchen ein Chapter der „United Tribuns“ in Bonn eröffnen, Costa S. soll das verhindert haben. 

(exfo)