Timo Boll verliert das letzte Spiel seiner herausragenden Karriere. In Frankfurt wird Deutschlands Idol ungeachtet dessen gebührend verabschiedet.
Unter prominenten AugenDeutsche Sport-Legende beendet Karriere: „Das war jetzt hart“

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Timo Boll beendet seine aktive Karriere mit einer Niederlage.
Als die Elite des deutschen Sports Timo Boll (44) in den allerhöchsten Tönen würdigte, verlor der Mann der Stunde den Kampf gegen die Tränen. „Das war jetzt hart, aber da muss ich durch“, sagte er in seiner emotionalen Abschiedsrede: „Das war's jetzt also, mein letzter Schlag, mein allerletztes Spiel.“
Sein enger Freund Dirk Nowitzki (46) strahlte und applaudierte fleißig an der Bande, von der Leinwand grüßten etwa Thomas Müller (35), Toni Kroos (35) und Felix Neureuther (41).
Boll-Verabschiedung emotionaler als gedacht
Die 5000 Zuschauer untermalten beinahe jeden Satz aus Bolls Mund mit tosendem Applaus und verabschiedeten ihn mit langen Sprechchören und Standing Ovations. Das 2:3 von Borussia Düsseldorf im Meisterschaftsfinale gegen die TTF Ochsenhausen? Bildete letztlich nur den Rahmen für den Abschied eines ganz Großen des deutschen Sports, der trotz einer Niederlage als Gewinner geht.
Die Fassung behielt das Tischtennis-Idol bei seiner Dankesrede, die einen Schlusspunkt unter fast 30 Jahre Profikarriere setzte, beachtlich gut. Nur der Gedanke daran, dass es vorbei ist, scheint noch immer unwirklich für ihn zu sein. „Ich wurde oft gefragt, wie es sich anfühlt. Ich kann es schwer beschreiben. Seltsam und surreal“, sagte er: „Es ist schon ungewohnt, jetzt hier zu stehen - ohne Ball und Schläger in der Hand.“
Neben Basketball-Ikone Nowitzki pilgerten etwa DOSB-Präsident Thomas Weikert (63), der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (62), Bundestrainer Jörg Roßkopf (56) und Bolls Freunde Britta Heidemann (42) und Dimitrij Ovtcharov (36) nach Frankfurt, um Boll beim Finale der Tischtennis Bundesliga (TTBL) zu verabschieden.
„Ich wusste ja gar nicht, wer alles kommt. Und da habe ich schon ganz schön gekämpft und geschluckt, wer da alles aufgereiht war, wer hier in der Halle ist“, sagte Boll.
Die Zuschauer sorgten von der ersten bis zur letzte Sekunde für einen würdigen Abschluss seiner beispiellosen Laufbahn. Schon vor der ersten Partie von Borussia Düsseldorf gegen Pokalsieger Ochsenhausen, die gleich Boll bestritt, wurde der Mann des Tages geehrt.
Unter großem Jubel lief er ein, TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle (44) sagte in einer kurzen Rede: „Danke für die Momente, danke für die Magie, danke für alles. Du wirst immer ein Teil der Bundesliga sein und dein Vermächtnis steht für immer.“
Boll lieferte die erhoffte Show. Gegen Ochsenhausens Topspieler Hugo Calderano (28), Nummer drei der Weltrangliste und frisch gebackener Vizeweltmeister, zeigte er sein großen Kämpferherz noch einmal. Nach zwei nervösen Sätzen kam Boll zurück, führte im Entscheidungssatz mit 5:1, verpasste die Überraschung aber haarscharf.
Auch wenn es nicht gereicht habe, erlebte er „Gänsehautstimmung“, Boll sei „sehr dankbar, wirklich im letzten Match nochmal eine gute Leistung abgeliefert und vor allem nochmal so eine Bühne bekommen zu haben“, sagte er. Der emotionale Empfang habe es „nicht so einfach gemacht, aber ich bin trotzdem natürlich super happy, dass alle da sind und das wir auch nochmal miterlebt haben.“
Unverhofft bekam Boll aber noch einen allerletzten Auftritt: Dang Qiu (28) beschenkte seine Teamkollegen mit zwei Siegen und sorgte dafür, dass Boll im entscheidenden Doppel den krönenden Abschluss in eigener Hand hielt. Er verlor mit Anton Källberg (27) jedoch 0:3. Für den 16. Meistertitel mit Düsseldorf reichte es daher nicht, Ochsenhausen gewann das Double.
Im Angesicht der eigentlichen Hautattraktion geriet das Ergebnis aber etwas in den Hintergrund. Nach dem Duell folgte der emotionale Höhepunkt, diverse Wegbegleiter richteten Worte der Anerkennung an Boll.
Der erklärte zum Abschluss: „Der Tischtennisspieler Timo Boll nimmt Abschied - aber der Mensch Timo Boll bleibt hoffentlich noch eine ganze Weile.“ (sid)