Tabea Alt ist eine ehemalige Leistungsturnerin, musste ihre Karriere aber bereits mit 21 Jahren aufgrund von Verletzungen beenden. Nun erhebt sie schwere Vorwürfe gegenüber dem Deutschen Turner-Bund.
„Gesundheit gezielt aufs Spiel gesetzt“Turn-Star erhebt schwere Vorwürfe – Verband leitet Untersuchungen ein

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Tabea Alt gewann bei der WM 2017 in Montreal Bronze. (Foto: 8. Oktober 2017)
Tabea Alt (24) hat auf ihrem Instagram-Kanal eine Stellungnahme zu ihrer Laufbahn als Turnerin veröffentlicht. Sie berichtet über die Zustände im Frauenturnen und in Stuttgart.
Aus Sicht der ehemaligen Turnerin war es „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ am Bundesstützpunkt in Stuttgart. 2016 stand die 24-Jährige bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Teamfinale.
Alt enttäuscht über Reaktion: „Hat zu nichts geführt“
Über ihre Karriere lässt Alt kein gutes Wort übrig: „In all diesen Jahren hat man meine Gesundheit ganz gezielt aufs Spiel gesetzt, indem man ärztliche Vorgaben missachtete und mich selbst mit mehreren Frakturen turnen ließ und in den Wettkampf schickte.“
Außerdem betrachtet sie sich selbst nicht als Einzelfall: „Essstörungen, Straftraining, Schmerzmittel, Drohungen und Demütigungen waren an der Tagesordnung.“
Zudem erklärt die Stuttgarterin: „Ich habe vor drei Jahren einen ausführlichen Brief an meine Heimattrainer, die Bundestrainerin, den DTB-Präsidenten, den Teamarzt und an weitere Verantwortliche geschrieben.“
In diesem Brief habe sie „die Missstände in Stuttgart und im deutschen Frauenturnen im Allgemeinen an meinem Beispiel klar benannt und bekannt gemacht.“
Sie geht noch weiter: „Ich habe explizite Lösungsvorschläge unterbreitet, (...) was es aus meiner Sicht für Möglichkeiten gebe, diese Missstände zu lösen und die damals noch aktiven, jungen Talente vor den Fehlern, die bei mir gemacht wurden, zu schützen.“
Doch passiert sei damals nichts: „Ich musste mit Bedauern feststellen, dass es erfolgslos war und zu nichts geführt hat. Es wurde ignoriert oder einfach nicht ernst genommen.“
Nach ihrer Bronze-Medaille bei der WM 2017 in Montreal konnte die 24-Jährige aufgrund von Schulter- und Rückenproblemen kaum noch an Wettkämpfen teilnehmen und beendete 2021 im Alter von nur 21 Jahren ihre Karriere.
Auf Anfrage von SWR Sport äußerte sich der DTB zu den Anschuldigungen: „Der Deutsche Turner-Bund wie auch der Schwäbische Turnerbund nehmen die öffentliche Debatte und die Vorwürfe zum Thema mentale Gesundheit von Leistungsturnerinnen und -turnern sehr ernst.“
„In diesem Zusammenhang liegen DTB und STB konkrete Informationen zu möglichem Fehlverhalten von Seiten verantwortlicher Trainer am Bundesstützpunkt in Stuttgart vor“, so die Stellungnahme weiter.
Nun gelte es, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, hieß es in dem Statement weiter: „Beide Verbände werden gemeinsam eine Untersuchung initiieren, in der das Geschehen aufgearbeitet wird. (...) Gegenstand der Untersuchung wird mögliches Fehlverhalten von Trainerinnen und Trainern aber auch Fehler im Leistungssportsystem an Bundesstützpunkten sowie der Umgang mit möglichen Hinweisen innerhalb der Verbandsstrukturen des STB und DTB sein.“